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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Bidell
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Lichtung.
    Während Roman Sammy bewachte, musste Karsten nach seiner Bekleidung gesucht haben, denn er stand vor Sammy und warf ihm seine Jogginghose zu, in die dieser schnell hineinschlüpfte. In diesem Moment entdeckte er Naomi.
    »Was hast du getan?«, brüllte er. »Ich fühle mich lausig, schwach und einfach nur Scheiße! Wo sind meine Verletzungen? Was zum Teufel hast du mit mir angestellt?«
    Naomi näherte sich nur langsam. In ihrem Kopf arbeitete es unablässig. Was hatte sie getan? Nichts. Sie hatte ihm nur vergeben und war bereit ihn zu verschonen. Aus Sammys hassverzerrtem Gesicht las sie, dass sich in ihm etwas Grundlegendes verändert haben musste. Aus diesem Grund hatte er sich bereits in einen Menschen zurückverwandelt, bevor die Nacht vorüber gewesen war.
    »Jetzt bin ich ein Mensch wie jeder andere. Ein Niemand. Ein Nichts. Warum konntest du mich nicht einfach umbringen?«
    »Weil es falsch gewesen wäre.«
    »Du hast mir alles genommen, was mir je etwas bedeutet hat.« Sammy fuchtelte mit den Händen umher, bevor er hintenüber kippte und mit fassungslosem Gesichtsausdruck sitzen blieb. »Das werde ich dir nie verzeihen.« Den letzten Satz sprach er leise mit hassverzerrter Stimme.
    Sammy würde ihr nicht vergeben und sie in Frieden leben lassen. Lieber wäre er gestorben. Vielleicht konnte sie seinen Hass auf sie und ihre Familie durch den Kuss des Vergessens bannen. Es musste einfach gelingen. Wo auch immer dieses Licht hergekommen war, es hatte Sammy offenbar vom Fluch befreit.
    Roman strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Das warst du?«, fragte er nach.
    »Wie?«, fasste Karsten nach.
    »Keine Ahnung. Ich habe Sammy verziehen.« In Naomis Gedanken tauchten Noplazins Worte auf. Die Götter vergeben, wenn der Mensch vergibt. Konnte das eben geschehen sein? War Sammy vom Fluch befreit, weil sie ihm verziehen hatte? Doch warum war Sammy begnadigt worden und sie nicht? »Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber auf alle Fälle ist Sammy vom Fluch befreit.«
    »Vom Fluch?«, fragte Roman nach.
    »Es ist eine lange Geschichte. Ich werde sie euch später erzählen.« Naomi ging zwei Schritte auf Sammy zu, der weinend am Boden saß und sich offenbar seiner Verzweiflung hingab. »Lasst uns gehen. Wir müssen Iker befreien.« Danach wandte sie sich ab, beugte sich zu Kai hinunter und schloss ihn in die Arme.
    Roman nickte zu Sammy hinüber. »Und er?«
    »Fesselt ihn. Er kommt mit uns.«
    Karsten zog die Stirn kraus. »Du kannst unmöglich fahren, und Roman ist ebenfalls verletzt. Wie sollen wir ihn sicher zu euch bringen?«
    »Genauso, wie er mich hierher gebracht hat. Wir verschnüren ihn und packen ihn in den Kofferraum. Den Weg schaffe ich schon.« Roman starrte zu Sammy, der die Mundwinkel nach unten zog.

Achtzehn
    Naomi drückte auf die Fernbedienung, die das automatische Rolltor in Bewegung setzte. »Hoffentlich ist mit Iker alles in Ordnung.«
    Kaum stoppte der Wagen, öffnete Naomi die Autotür und stürmte mit Kai im Arm ins Haus. Sie rannte nach oben, legte den schreienden Kai in die Wiege und erklomm die Stufen, die ins zweite Obergeschoss führten. »Iker?«
    »Hier drinnen!«, rief Iker und klopfte von innen gegen die Tür.
    Der Schlüssel steckte von außen. Naomi drehte ihn im Schloss und stieß die Tür auf. Iker breitete die Arme aus, um sie zu umarmen, ohne Rücksicht darauf, dass er splitternackt war. Als er sie an sich drückte, zuckte Naomi vor Schmerzen zusammen. Ihr Rücken stand in Flammen. Sofort ließ Iker sie los und ging einen Schritt zurück. »Du bist verletzt? Was ist passiert? Als ich zu mir kam, lag ich nicht auf meinem Sofa, sondern wie ein Paket verschnürt hier oben.«
    Naomi entdeckte Ikers blaue Handgelenke. Die Fessel musste ihm während der Verwandlung mächtig zugesetzt haben, bevor sie letztlich zerriss. Auch seine Kleidung lag zerfetzt auf dem Fußboden.
    »Ich sollte mir besser etwas anziehen und deine Verletzung ansehen. Und du erzählst mir, was hier vor sich ging.« Iker drückte sich an ihr vorbei und lief die Treppenstufen hinunter.
    Naomi holte Kai aus der Wiege, da dieser immer noch lautstark weinte, und eilte nach unten.
    Aus der Küche hörte sie Stimmen. Karsten band gerade Sammys Knöchel an den Beinen des Küchenstuhls fest. Er kontrollierte, ob die Socke noch sicher genug in seinem Mund steckte und nickte. »So, um den kümmern wir uns später. Ich weiß nicht, was du mit ihm vorhast, aber erst müssen wir eure Verletzungen

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