Im Schatten des Pferdemondes
Meinung zu ändern?!«
»Was hat dich dazu gebracht, deine zu ändern?«
Sie führte seine Hand an ihre Lippen. Tränen glitzerten in
ihren Augen. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich will nicht, daß du ein so großes Opfer für mich bringst. Es ... irgendwann würdest du es bedauern und mir dann vielleicht die Schuld geben. Selbst wenn du niemals auch nur ein Wort sagen würdest ... ich würde es wissen und mir Vorwürfe machen, und ich würde leiden, weil ich wüßte, daß du leidest, und weißt du, ich –«
Er mußte schlucken, bevor er sagen konnte: »Komm, kleine Fee.« Er ließ sich der Länge nach zu Boden gleiten und zog sie mit sich. »Ich will versuchen, es zu erklären. Ich meine, ganz verstehe ich es selbst nicht. Das macht es nicht einfacher. – Es ist ... plötzlich ist es weg. Ich wollte dieses Gestüt, so lange ich denken kann; – so sehr, daß es zuweilen richtig weh tat.«
Verlegen streifte seine Hand kurz über seine linke Brustseite. »Ich habe die ganze Zeit gegrübelt, seit ich von Sims weggefahren bin. Ich glaube, dieser Wunsch nach einem Gestüt war wie Mutter und Vater für mich, tröstete mich über alles hinweg ... wann immer etwas schiefgegangen war, flüchtete ich zu ihm, wie ein Kind in die Arme der Mutter. Und als du gesagt hast, wie sehr du dich deiner Heimat verbunden fühlst... und ich konnte fühlen, daß sie dir so viel bedeutet wie mir mein Traum – als ich glauben mußte, daß es keinen Sinn hat mit uns beiden, da verbiß ich mich noch mehr. Wenn ich schon nicht mit der Frau Zusammensein konnte, in die ich mich verliebt habe, dann wollte ich diesen Traum verwirklichen, und zwar so schnell wie möglich. Nicht einmal meine Gefühle für David und Claire hätten mich daran hindern können.«
Schweigend und nachdenklich hatte sie ihm zugehört, den Kopf an seine Schulter geschmiegt. Jetzt richtete sie sich ein wenig auf. »Die beiden lieben dich wirklich sehr, weißt du. Vielleicht mehr als ihren eigenen Sohn.«
»Und ich ... liebe sie auch. Immer habe ich mir Eltern wie sie gewünscht. Aber –«
Er runzelte die Stirn, zögerte. Es war nicht leicht, die richtigen Worte zu finden. Elaine half ihm. »Kinder verlassen nun mal das Elternhaus.«
»Ja«, sagte er, erleichtert, »so wird's wohl sein.«
»Aber du warst noch nicht fertig. Ich hab dich aus dem Konzept gebracht.«
»Nein, kleine Fee.« Er zog sie wieder dichter an sich und spielte mit ihrem Haar.
»Und dann, an diesem Tag auf dem Weihnachtsmarkt, als ich endlich begriff, daß es dir ernst ist –« Eine Ewigkeit schien seither vergangen; dabei waren es nur einige wenige Tage, aber seine ganze Welt hatte sich seit diesem Tag völlig verändert, »als ich das begriff, Elaine, Fayre Elaine... du warst so bezaubernd... und ... ich werde nie vergessen, wie du mich angesehen hast –«, die Erinnerung überwältigte ihn für einen Augenblick, »weißt du, ich habe nie Zugang zu Menschen finden können, wie es bei den Tieren möglich ist – «
»Weil du Angst vor ihnen hast – hattest?« ergänzte sie hoffnungsvoll.
»Ich weiß nicht«, sagte er wahrheitsgemäß. »Ich will dich nicht anlügen; ich weiß es einfach nicht.«
»Aber vor mir doch nicht?!«
»O nein! Das wollte ich eben sagen – als ich das begriffen hatte, schien eine Mauer einzustürzen, die bislang zwischen den Menschen und mir gestanden hatte.« Seine Arme schlossen sich fester um sie.
»Dieses Lied, das du mitgebracht hast«, sagte sie schließlich leise,» Unanswered prayers ... es hat mit deiner Entscheidung zu tun, nicht?« Langsam, zaghaft noch, gewöhnte sie sich an die Vorstellung, daß er nicht gehen würde, daß sie nicht gehen mußte, um ihn nicht zu verlieren.
»Manchmal«, sagte er versonnen, »beten Menschen um das Falsche. Als Kind betete ich um dieses Gestüt, und später setzte ich alles daran, um es zu bekommen. Wirklich alles. Und mit einem Schlag erkannte ich, daß ich bereits viel mehr habe, als mir das Gestüt geben könnte. Mein Leben ist so reich –« Er neigte sich über sie und streichelte ihr Gesicht. »Ich habe jetzt eine wundervolle kleine Fee in meinem Leben
–« Für lange Sekunden verlor sich sein Blick in ihrem, dann fuhr er ein wenig mühsam fort, »... und ich habe ... ja, denk nur«, sagte er, und es klang ganz erstaunt, »Elaine, ich habe Eltern. Sechsundzwanzig ist vielleicht ein etwas ungewöhnliches Alter, um sich Eltern zuzulegen, aber ich bin dankbar, daß es sie gibt. Ich habe mich noch nie so ...
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