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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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David, und da sagte dieser: »Wann soll ich Sie abholen?«
»Oh, aber – nein, das geht nicht, wirklich nicht. Mrs. Fargus wird mich vielleicht fahren. Wenn nicht – es ist doch ein hübscher Spaziergang.«
»Es wird vielleicht dunkel sein.«
»Was macht das schon.«
»Claire würde nervös werden. Sie ist immer ängstlich, wenn einer ihrer Gäste im Dunkeln umhergeistert.«
»Oh, David, das ist nicht recht, es ist zuviel –«
»Zuviel – was?«
Eric schwieg. Er wollte Davids Zeit nicht mit weitschweifigen Erklärungen vergeuden. Da sagte der: »Warum lassen Sie uns nicht ein bißchen Spaß? Denken Sie, es ist spannend für uns, gemeinsam zu Abend zu essen, ein wenig zu plauschen, und dann ins Bett zu schlüpfen? Jeder von uns tut jeden Tag das gleiche. – Es ist schön, junges Leben in unserem Leben zu haben. Claire liebt es, und ich hab es auch verdammt gern. Also machen Sie sich keine Gedanken über >Kosten< oder >Zeit»Ich weiß nicht. Wie kann ich Ihnen eine Zeit sagen, wenn ich nicht weiß, was vor mir liegt?«
»Sagen wir – acht Uhr heute Abend. Vielleicht müssen Sie auf mich warten, vielleicht muß ich auf Sie warten. Aber ich bin da – um acht Uhr heute Abend.«
David paffte, die Diskussion abschließend, eine dicke Rauchwolke, und der Wagen hielt vor dem Haus. Als Eric ausstieg, winkte ihm David noch einmal zu, und bald verlor er den Wagen im Dunkel der weitgeschwungenen Auffahrt aus den Augen.

7
    Gegen Mittag riß der Wind die tiefhängenden Wolken auf, ganz wie David es prophezeit hatte, so daß sich ein tiefblauer Sommerhimmel über ihren Köpfen spannte. Dies also war die Macht
    des Golfstroms. Aber das launische Wetter war im Augenblick Nebensache: Sie hielten im Geländewagen auf einer Hügelkuppe und blickten sich nach der Herde der Zuchtstuten um, nach denen sie seit heute morgen suchten. Dicht gepackt saßen auf dem Rücksitz Turner, Louise und Grandpa Fargus, der durchaus darauf bestanden hatte, mitgenommen zu werden. Als Beweis für seine Unabkömmlichkeit hatte er Emily eine abgewetzte Metallpfeife entgegengestreckt: »Everett hat ihn immer damit gerufen!«
    »Aber Vater, ich kann damit auch umgehen. Ich kenne Everetts Signal.«
Doch der alte Mann war unnachgiebig geblieben, und nun saß er da im Fond, blickte sich nach allen Seiten um und genoß als einziger sichtlich diesen Ausflug. Louise bohrte ihren mißbilligenden Blick zwischen Erics Schulterblätter, daß er meinte, sie wollte ein Loch in ihn hineinstarren, zwischen Emily und ihm hing jene Beklommenheit wie eine klamme kalte Decke, die sich einzustellen pflegt, wenn Gefühle vorschnell oder ungeschickt geäußert werden, und Turner sah grau, elend und tief beschämt aus; sein üblicher Zustand nach einer Alkoholorgie. Und sie alle miteinander hatten es gründlich satt, nach den Pferden zu suchen.
Außer Grandpa. Er spielte unablässig mit der Pfeife und nahm den neuerlichen Halt zum Anlaß, um steifbeinig auszusteigen und das in die Luft zu schmettern, was als »Everetts Signal« bezeichnet wurde, eine Kaskade von kurzen und langen Tönen in einer bestimmten Reihenfolge, die Eric während der vergangenen Stunden nun schon so oft gehört hatte, daß er sie bis in die feinste Nuance auswendig kannte.
Wenn sie die Stuten fanden, würden sie die gesamte Herde zu den Ställen bringen müssen, obgleich es nur um Solitaire ging. Das hatte mit dem Verantwortungsbewußtsein des Hengstes zu tun: so wenig wie er einer Stute gestatten würde, sich allein zu weit von der Herde zu entfernen und sich seiner Aufsicht zu entziehen, so wenig duldete er es, wenn eines seiner Schutzbefohlenen, Stute oder Fohlen, von fremder Hand entfernt wurde.
Nur wenn er die Stute oder das Fohlen sicher auf der Koppel oder im Stall nahe Sunrise-House wußte, gab er die Verantwortung ab. Dann sorgten sich die Zweibeiner um seinen Schützling. Er akzeptierte das.
Aber wo war die Herde? Und warum folgte Excalibur nicht dem Laut der Pfeife? Sie waren bereits am Rudel der Einjährigen vorbeigekommen, kräftige Jungtiere mit einer Haut, die zum Platzen stramm saß, und die sich eines wie das andere zu prachtvollen großen Vollblutpferden entwickeln würden, wenn im Augenblick auch die Beine noch zu lang, die Kruppe oder der Widerrist zu hoch waren und der Rumpf zu dünn oder zu plump erschien.
Wo aber waren die Zuchtstuten? Die Herde konnte ganz

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