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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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bestimmt lustig.«
»Oh, ohne Zweifel – was meinen Sie denn?«
»Pub«, soufflierte Danny und hob ein unsichtbares Glas an die Lippen. »Das beste Nutbrown-Ale in der Gegend.«
»Ach ... ja. Ich werd's mir überlegen.«
»Schon recht. Und Danke nochmals für Butterbloom. Wenn nicht heute, dann ein andermal.«
»Sicher. Gern.« Er nickte ihnen geistesabwesend zu und klemmte seine Tasche unter den Arm. Mit schnellen Schritten entfernte er sich, ohne zurückzublicken.
»Feiner Junge, das«, sagte Billy. »Aber ich wollt' schon gern wissen, was ihn treibt; gespannt wie 'n straffes Drahtseil kommt er mir immer vor. Vielleicht liegt's an dem Umgang mit diesen hochgespannten Vollblütern.«
Dannys Blick folgte Erics Gestalt, bis er im Stall verschwunden war, um Lances Ausrüstung zu holen.
»Was ihn treibt, weiß ich nicht. Aber ich bin ziemlich sicher, ich weiß, was ihm fehlt. Na ja, bis ich zurück bin bei Lizzy und dem Kleinen, ist es Zeit zum Melken. Wir sehn uns, Billy. Sieh zu, daß du ihn loseisen kannst. Eine hübsche stramme Lass, das isses, was er braucht.«
Die Konspiratoren zwinkerten einander vergnügt zu, tippten sich an ihre Mützen, und Danny kletterte wieder in sein zerbeultes Vehikel.
    »Ein wundervolles Pferd ist das.«
    Billy stand mit dem Unterarm auf der obersten Stange an der Außenseite des Koppelzaunes, in sicherer Entfernung von Sir Lancelot, dessen Führstrick mit einem fachkundigen Knoten um einen der Zaunpfosten geschlungen war. »Wundervoll«, wiederholte er, »was der alles kann! Als ob er schwebt – als ob er Flügel hätte! Dieser Sprung da zum Abschluß der Dressur ... beim heiligen Andreas, ich hätte nicht gedacht, daß ein Pferd so was machen kann – vorn und hinten hoch, und dann sicher wie eine Katze auf allen vier Füßen zu landen, Donnerwetter noch mal, das ist 'ne tolle Leistung ... was sag ich, sensationell!«
    »Die Kapriole meinen Sie.« Eric ließ Lance mit einer leichten Berührung zur anderen Seite treten und rieb sein Fell mit einem weichen Tuch ab. Billys Bewunderung freute ihn. »Der Sprung stammt aus den Tagen der Schlachtrösser, die mehr zu tun hatten, als ihren Reiter unerschrocken durch ein metzelndes Kampfgetümmel zu tragen; ein solches Pferd war der Gefährte und der Waffenbruder seines Reiters, und es beherrschte Kampftechniken genau wie er. Die Kapriole war eine dieser Techniken – der Sprung nach vorn trieb den Pulk der Feinde auseinander und verlieh Lanze oder Schwert des Reiters eine Kraft, die er allein nicht hätte aufbringen können, während ihm das gleichzeitige wuchtige Ausschlagen den Rücken freihielt.«
    Während er sprach, strich er mit dem Tuch bis zu Lances linkem Hinterbein, dann noch einmal über den sorgfältig gekämmten Schweif, trat einen Schritt zurück und begutachtete seine Arbeit. Das goldfarbene Fell Sir Lancelots reflektierte das Licht ohne eine einzige rauhe Stelle, die schmalen Hufe besaßen den gedämpften Schein von Marmor, Mähne und Schweif glänzten wie Fäden aus Sonnenstrahlen. Er hatte Excalibur versprochen, dasselbe auch für ihn zu tun. »Seltsam«, fuhr er fort, »nicht? – Viele Dinge, die wir heute als schön erachten, haben ihren Ursprung in Blut und Kampf und Schmerz. Wir ehren die Tradition, ohne ihre Wurzeln zu kennen.«
    Billy war ein heller Kopf, der gründlich nachzudenken und überlegt zu handeln pflegte. Philosophie allerdings war Neuland für ihn, und er fühlte kein großes Verlangen, in dieses neue Gebiet vorzudringen. Er war mehr für Bodenständiges: »Oh, aye. Aye. Hm ... haben Sie sich's überlegt? Kommen Sie heute Abend mit in den Pub? Es ist Samstag, da gibt's immer 'ne besondere Unterhaltung. Letztens war eine lokale Band da, die spielte gälische Volksmusik, und die Sängerin ...«
    Eric warf ihm einen kurzen Blick zu, und er verstummte. Der Knoten wurde gelöst, Eric packte sich Sattel und Zaum auf, nahm den Putzeimer in die linke und den Führstrick in die rechte Hand. »Könnten Sie das Tor bitte öffnen, Billy?«
    »Sicher, Eric. – Hm – haben Sie?«
»Ja.«
»Geben Sie mir das ganze Zeug. So, gut, besser, oder?« »Ja. Danke schön, Billy.«
»Und?«
»Heute Abend lieber nicht, Billy. Tatsächlich wollte ich
    Sie bitten, mir eines Ihrer Ponys zu vermieten. Ich will hoch zu den Fargus' und nach dem Rechten sehen. Hab nicht die richtige Ruhe für einen Pubbesuch.«
    Billy wechselte das Thema, um sich von seiner Enttäuschung abzulenken. »Meinen Sie, ich könnte ihm vielleicht nahe

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