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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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des Kleinen versunken blieb, durchströmten ihn neue, ganz unbekannte Gefühle. Durch das Kindergesicht hindurch erschien das Bild Elaine Mercurys vor seinem inneren Auge – bis der Junge sich mit aller Kraft an ihm aufrichtete und nach seiner Nase zu greifen versuchte. Danny lachte.
»Er scheint Sie gern zu haben. Er will mit Ihnen spielen.«
»Das beruht auf Gegenseitigkeit. Aber ich muß gehen. Ich habe noch bei den MacKinnans zu tun.« Er legte Daniel II. in die Arme seiner Mutter zurück. »Viel Glück für die Dynastie, Ma'm.«
»Danke sehr.«
Auf der Fahrt zurück sagte Danny: »Es geht mich weiß Gott nichts an, aber darf ich Sie was fragen?«
»Schießen Sie los, Danny.«
»Haben Sie selbst Kinder?«
»Nein.«
»Verheiratet?«
»Nein.«
»Aber eine Lass haben Sie sicher?«
» Lass ?«
»Aye, so sagen wir hier für ein Liebchen.«
»Oh! Hm, nein.«
»Aber Sie mögen sie doch?« Ein kleiner Seitenblick begleitete die Frage.
»Ob ich –« Plötzlich begriff Eric den Grund der Frage, und er mußte lachen. »Sicher mag ich Mädchen.«
»Sie sind noch nicht lange hier?«
»Nicht sehr lange, nein.«
»Hörte, Sie waren eine Weile im Krankenhaus. Da hatten Sie wohl noch keine rechte Gelegenheit, sich umzusehen?«
»Nein.«
»Warum kommen Sie dann nicht mal mit in unseren Pub? Gutes Bier, und 'ne Menge netter Lasses.«
Eric hätte jetzt wahrheitsgemäß antworten können, daß er viel Arbeit und wenig Zeit hatte, nicht gern in Pubs ging – überhaupt nicht gern in öffentliche Einrichtungen, außer gelegentlich ins Kino, weil er da für sich sein konnte – und daß er überdies nicht das Verlangen verspürte, eine »Lass« kennenzulernen, weil er sicher nicht allzulange in dieser Gegend bleiben würde, aber er sagte nur: »Wo ist es denn?«
»Rufen Sie mich an, wenn Sie Lust auf einen Drink in lustiger Gesellschaft haben. Ich hole Sie dann ab. Es ist nicht so leicht zu finden für einen, der von auswärts kommt.«
»Okay.« Wahrscheinlich würde er diesen Anruf niemals machen.
Tiefe Müdigkeit überkam ihn plötzlich. Das Quietschen und Schnattern des eigenwilligen Chassis wiegte ihn.
»Was ich Ihnen die ganze Zeit schon sagen wollte, Eric, wegen Butterbloom ...« Danny sprach eine Weile begeistert, aber als keine Erwiderung kam, sah er zur Seite. Eric schlief, seitlich an die Wagentür gedrückt, so daß sein Gesicht nicht zu sehen war. Danny drosselte den Motor und fuhr behutsam um die Unebenheiten der Landstraße herum, um ihn nicht zu stören.
    Als er ihn auf Billys Farm absetzte, drückte er ihm einen schmuddeligen Zettel in die Hand: »Hier ist unsere Adresse und die Telefonnummer. Ich erwarte Ihre Rechnung. Billy sagte, Sie wollten sich nicht bezahlen lassen und nahmen schließlich nur widerwillig das Futter für Ihr Pferd als Bezahlung an. – So was is' gefährlich. Wenn manche Leute erst glauben, daß sie Ihre Hilfe umsonst kriegen, haben Sie die immerzu auf dem Hals, und auch ein paar von den Anständigen könnten – na ja, sozusagen in Versuchung geführt werden. Sie sind der einzige hier, der helfen kann, aber das ist ja eigentlich nicht Ihr Job. Wenn der alte Timmy noch länger ausfällt und Sie bereit sind, im Notfall einzuspringen, müssen sich die Leute darüber klar sein, daß es sie was kostet. Sonst verlieren Sie Zeit und Energie, und haben nichts davon.«
    Wohl hatte er etwas davon – die Genugtuung, einem Tier in Not geholfen zu haben, und in der allgemeinen Praxis seines Berufsstandes um eine lehrreiche Erfahrung reicher geworden zu sein. Aber er sah durchaus, daß Danny recht hatte.
    »Okay, Sie kriegen Ihre Rechnung.«
    Er würde in der Gebührenverordnung für Tierärzte nachschlagen müssen. Er hatte keine Ahnung, wieviel ihm für die eben durchgeführte Behandlung zustand.
    »Fein, Eric. Danke für Ihre Hilfe.«
    »Wenn es Schwierigkeiten mit Butterbloom geben sollte, rufen Sie an, Danny. Sie erreichen mich –«
»Weiß schon. Mußte ja vorhin alle antelefonieren. – Da ist Billy.
Aye, Billy, ich versuche gerade den Guvnor zu überreden, heute Abend ein Bier im Swordfish mit uns zu trinken. Was denkst du?« Danny stieg aus, und Eric entging das vielsagende Zwinkern und die kleine Bewegung des Armes, den Danny einer unsichtbaren Person um die Schultern legte, denn er ließ den Blick über Billys Land schweifen. Er wollte jetzt endlich zu Lance.
Billy grinste breit. »Gee, gute Idee das, Danny. Wie ist's, nach Feierabend, Guvnor? Wir können uns da mit Danny treffen. Es wird

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