Im Schatten des Pferdemondes
kleinem Kuhstall. Erics Patientin war leicht herauszufinden – eine häßliche blaurot verfärbte Masse hing an ihrem Hinterteil, aber unbekümmert darum rupfte sie noch immer an ihrem Heu.
»So schlimm sah's vorhin nicht aus.«
»Sie hat es beschädigt, wahrscheinlich hier an der Wand. Sehen Sie, da sind Mörtelkrümel.« Eric zupfte ein weißes Bröckchen von der klebrigen Uterusschleimhaut. »Ich werde es desinfizieren und die kleinen Risse nähen; könnte ich heißes Wasser und Seife haben, bitte?« Die Worte gingen ihm schon viel leichter von den Lippen als beim ersten Mal. »Und einen leeren Sack und eine starke Lampe.«
Butterblooms Behandlung war ein weiterer Beweis für das Auseinanderklaffen von Theorie und Praxis: sie sagten nichts in den Lehrbüchern darüber, was für eine Knochenarbeit es ist, einen durch Beschädigung und verzögerte Behandlung aufgeschwollenen Uterus wieder in die richtige Lage im Leib der Kuh zurückzuschieben. Es war nicht das Schieben allein, und dabei war es hart genug, diese gewaltige Masse mit beiden Armen zu umfassen und durch die lächerlich klein scheinende Öffnung der Vulva zu schieben. Es war vor allem, daß die Kuh mit mächtigen Stößen gegen ihn arbeitete, als sei sie froh, dieses Teils ihres Körpers ledig zu sein. Eric brauchte mehr als zwei Stunden, bis die Kuh, offenbar gelangweilt durch das Heben und Stoßen und Keuchen und unterdrückte Fluchen an ihrer Rückfront plötzlich nachgab – der Uterus wurde allmählich kleiner, und dann verschwand die glitzernde Masse unter einem letzten einsaugenden Laut in der Öffnung.
Freude erfüllte ihn trotz der Anstrengung – er konnte es! Er hatte das Zeug zu einem richtigen Tierarzt! All die qualvollen Prüfungen hatten letztlich doch ihr Gutes gehabt; sie hatten ihren Zweck erfüllt.
Als das große Organ korrekt eingelagert war, schlüpfte sein Arm zurück, wurde eifrig abgeseift, wanderte wie von selbst zum Instrumentenkasten und wählte die sterile Nadel in der richtigen Stärke, in deren Öhr mit schlafwandlerischer Sicherheit der Faden eingefädelt wurde. Butterblooms Vulva wurde mit einigen Stichen verschlossen, damit der Uterus an seinem Platz blieb.
»Stellen wir ihr Hinterteil auf einen Balken, Danny, bloß um der letzten Sicherheit willen. Geben Sie ihr für eine Woche Leinöl mit ins Futter.«
»Aye, Guvnor.«
Die Arbeit ging zügig vonstatten. Als sie fertig waren, zupfte Butterbloom noch immer an ihrem Heu, und ihr zufriedener Ausdruck hatte sich nicht verändert. Sie war ein umgängliches, nur etwas träges Tier. Eric trug ihr die harte Arbeit nicht nach. Er klopfte ihr die Hinterpartie und erzielte keine andere Reaktion als ein lässiges Wischen des Schwanzes.
»Eric, darf ich Ihnen meine Familie vorstellen: meine Frau Lizzy, und unseren Sohn, Daniel Maclntyre II.« Aus Dannys Stimme klang Stolz. Eric wandte sich um, band sich den leeren Sack von der Hüfte, der seine Hosen halbwegs geschützt hatte, nickte der jungen Frau freundlich zu und wollte sich dem halbleeren Eimer zuwenden, um sich wenigstens notdürftig die Arme und den entblößten Oberkörper zu waschen, bevor er ihr die Hand schüttelte, aber sie hielt ihn auf: »Sie müssen ins Haus kommen, da können Sie sich ordentlich waschen und eine Erfrischung zu sich nehmen. Kommen Sie, kommen Sie nur.«
Eric wusch sich gründlich. Das Wasser, das aus einer Vorrichtung kam, die mit einer Kette bedient wurde, war eiskalt, doch seine erhitzte Haut kümmerte das nicht. Es gab ein neues Stück Seife für ihn, und grobe, frische Leintücher, und in der Küche warteten ein Becher Tee und ein dick mit Schinken belegtes Sandwich auf ihn; aber Eric fand vor allem den kleinen Daniel hochinteressant.
Er war ein eher possierliches als hübsches Kind von vielleicht achtzehn Monaten, weiß und rosig, mit den hellroten Locken seines Vaters und den dunklen Augen seiner Mutter, deren etwas verhärmt aussehendes Gesicht aufstrahlte, als er sagte: »Sie haben da einen wirklich reizenden kleinen Jungen, Mrs. Maclntyre.«
»Ja, wir sind stolz auf ihn. Es lohnt sich, für ein Kind zu arbeiten.«
»Oh, sicher.«
»Wollen Sie ihn mal nehmen?«
»Ja – oh, ja, sehr gern!«
Vorsichtig legte er den Kleinen an seine Brust und betrachtete das Gesichtchen mit den zutraulichen Augen. Zart strich sein Zeigefinger über die seidige Haut der Wange, und ein ihm unbewußtes Lächeln war in seinen Augen. Sein Tee neben ihm wurde kalt.
Für einige Minuten, in denen er ganz in den Anblick
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