Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
Vom Netzwerk:
ging auf das Spiel ein; sie trabten und rannten quer über die Koppel, umkreisten einander und stießen sich an: zwei funkelnde Bündel Übermut, die Freundschaft und Lebenslust versprühten. Vom Zaun erklang Beifall: David war zu den von ihrer Ankunft angelockten Fargus' und Turner, Edward und den Stallarbeitern getreten, und alle applaudierten. Entgegen seiner sonstigen Abneigung gegen solche Auftritte blieb Eric stehen und machte ihnen eine Verbeugung. Aus dem Augenwinkel beobachtete er ungläubig, daß Excalibur ihm die Verneigung nachtat, indem er sich auf das linke Vorderbein senkte, das rechte unter den Leib zog und den stolzen Kopf neigte. Der erneute Beifall schien ihn zu freuen: er trabte einige Male um die Koppel, schwenkte dann ein und segelte zu Eric, der sich nicht von der Stelle bewegt hatte: »Du bist ja ein Showpferd, Junge!« Excalibur zupfte an seinem Hemd und schüttelte sich, als wolle er bedeuten, daß der Schabernack nun vorüber sei.
Emily und die anderen begrüßten ihn, und Grandpa Fargus lud David und ihn zum Frühstück ein. Eric blickte unsicher nach Excalibur zurück, der die Nase tief in seinem aufgeschütteten Hafer hatte. Auf diesen Blick hin hob er den Kopf und malmte friedlich weiter. Du bist ja da, sagte die Gebärde. Ich werde warten.
Die Herde graste im Tal von Sunrise-House. Es war, wie Eric geahnt hatte: Excalibur wollte nur aus der Umzäunung heraus und seine Herde um sich haben. So konnte er seiner Abenteuerlust jederzeit nachgeben und sein Land durchstreifen oder aber nahe am Haus bleiben und diese Wesen beobachten, die ihm bislang so fremd erschienen waren, für die er aber allmählich Interesse entwickelte. Er stand etwas abseits von den übrigen und studierte den Wind und den Himmel, doch er hielt nicht nach Feinden Ausschau: Über diesem Tal lag die Macht seines Freundes; solange er hier war, würde weder seinen Schützlingen noch ihm etwas Böses geschehen.
»Beim heiligen Andreas.« Die ganze Gruppe hatte sich nach dem Frühstück nach draußen begeben und beobachtet, wie die Zuchtstuten, die aus dem Stall kamen, von Resistance und Excalibur geordnet wurden. »Beim heiligen Andreas«, wiederholte David. »Dieser Hengst ist ja – beinahe hätte ich gesagt, ein Koloß, aber dafür ist er nun wieder viel zu elegant. Was für ein Pferd!«
»Genau das denke ich auch immer wieder«, bestätigte Eric. »Im ersten Augenblick bin ich immer wieder von seiner Präsenz überwältigt, aber dann ist da wieder das, was von ihm ausgeht, wissen Sie, dieser Anstand, diese Feinheit des Charakters – haben Sie gesehen, mit welch selbstverständlicher Großmut er meine Entschuldigung annahm?«
Sie standen ein wenig abseits von den anderen und konnten ungestört miteinander sprechen.
»Ich hörte, wie Sie zu ihm sagten, er sei ein Showpferd – diese Verneigung war schon sehr eindrucksvoll. Sie könnten diese Veranlagung fördern, vor allem, da Sie ja nun die Leitung des Gestüts übernehmen.«
In Erics Augen stand das blanke Entsetzen: »Excalibur als Showpferd?! Um Gottes willen, David, das können Sie nicht ernst meinen! Das vorhin war ein Spaß für ihn, viele Pferde haben es gern, wenn sie bewundert werden, aber das ist doch nicht die Arbeit, die er braucht! Showpferd!«
Er schüttelte sich bei der bloßen Vorstellung. »Möglich, daß er sich in Zukunft häufiger freiwillig in menschliche Nähe begibt und sich unverkrampfter zeigt, aber –«
Dann erst fiel ihm Davids Nachsatz auf, und er flüsterte hitzig: »Wer sagt, daß ich das Gestüt künftig leiten werde?«
»Aye, die Spatzen pfeifen's ja schon von den Dächern, sozusagen, seit der alte Fargus mit Rob Doharty plauschte.«
»Wer ist Rob Doharty?!«
»Ein Futterhändler. Hat so Spezialsachen, Vitaminpräparate und solch Zeugs. Rob is 'n netter Kerl, aber wie alle Vertreter kann er die Klappe nicht halten – jedenfalls, für jeden im Dorf und drum herum sind Sie der neue Gestütsverwalter.« David blickte ihn ernst an und schmauchte seine Pfeife.
Emily trat rasch zu den beiden, und Grandpa humpelte ihr nach.
Jetzt war es also soweit. Eric richtete den Blick auf Louise. »Es ist vielleicht besser, Sie kommen auch, Louise. Sie auch, Edward.«
»Worum geht's«, wollte Turner wissen.
»Sie betrifft's ja auch.« Eric fühlte sich ziemlich hilflos. Es war ihm äußerst unangenehm, in eine heikle Situation gebracht zu werden und öffentlich klären zu müssen, was er eigentlich unter vier, höchstens sechs Augen hatte besprechen

Weitere Kostenlose Bücher