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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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wollen. Dann riß er sich zusammen und sagte ohne Umschweife: »Ich werde die Verwaltung dieses Gestüts nicht übernehmen.«
Turner stieß einen vermeintlich stillen Seufzer der Erleichterung aus.
Emily zuckte zusammen und sagte hastig: »Eric, Sie könnten dieses Gestüt auf Vordermann bringen – es rentabel machen. Erinnern Sie sich? Ich sprach von den Decktaxen, und davon abgesehen haben wir außer einigen wirklich guten Reitstuten auch noch die Jungtiere – Sie haben sie gesehen, Sie wissen, daß sie gut sein können, und wenn Sie ihre Ausbildung übernehmen würden ...«
»Emily, sehen Sie ... ich bin bei Sir Simon angestellt. Ich kann nicht frei entscheiden.«
»Das sagte ich Ihnen ja schon, als ich Eric für Sie freistellte, als Sie mir das Problem mit Ihrer Stute unterbreiteten.« Turner hielt sich sehr aufrecht. »Um Ihnen zu helfen, und ... nun ja. Solange ich nicht bereit bin, den Vertrag vorzeitig aufzukündigen, muß Eric drei Monate warten, bevor er mich verlassen kann.«
Grandioser Lügner! Als Eric im Alter von zwölf Jahren bei ihm um Arbeit vorgesprochen hatte, gab Turner ihm das nervöseste und hitzigste Pferd in seinen Ställen, das selbst Reiter mit langjähriger Erfahrung das Fürchten gelehrt hätte.
»Wenn du ihn glatt über den Parcours bringst, gehört der Job dir.«
Eric hatte um Zeit gebeten und sie erhalten. Der schwarze Vollbluthengst war offenbar niemals wirklich freundlich behandelt worden. Als Eric sich ihm zuwandte, wandelte sich seine tückische Unnahbarkeit in schnoberndes Interesse und Neugier. Leicht wie eine Feder war er schließlich über den überaus schwierigen Parcours gesprungen.
»Wo hast du so reiten gelernt, Kleiner?«
»Ach, hier und dort.«
»Hier und dort, he? – Hier und dort kriegt man nicht ein solches Feingefühl. Der Job gehört dir, kleiner Zauberer.«
Turner mußte nichts von dem alten Ted wissen, von dem Eric reiten gelernt hatte. Kurz darauf war Ted gestorben, und seine geliebten Pferde waren auf verschiedenen Auktionen verkauft, sein kleines Haus war dem Erdboden gleichgemacht worden. Aber er hatte doch noch die Genugtuung gehabt, daß er sein Wissen und Können an einen weitergegeben hatte, der es verdiente und die Erinnerung an ihn ehrte, so wie Eric es jetzt in einer stillen Sekunde tat, bevor er sich wieder an den Handel mit Turner erinnerte: Es hatte einen Handschlag gegeben. Nichts Schriftliches. Hätte er darauf bestanden, er hätte sich sofort von Turner trennen können.
Jetzt wurde Turner bestürmt. Nur David und Louise schwiegen. Louise sah Eric mit abwägenden Blicken von der Seite her an, bis er den Blick erwiderte; da biß sie sich auf die Lippen und wandte den Kopf ab.
Turner zeigte sich unterdessen kompromißbereit. Er schlug vor, die sechs Pferde, die Eric in Arbeit hatte, von seinem Gestüt herüberschaffen zu lassen, und sah Eric dabei fragend an. Ein beinah unmerkliches Nicken war die Antwort. »So können wir alle noch gründlicher nachdenken«, schloß er. »In drei Monaten,fließt viel Wasser die Themse hinunter.«
    »David, würden Sie mir einen Gefallen tun?«
»Sicher, mein Junge, was gibt's?«
»Könnten Sie in den Stall gehen – den ersten Stallgang,
    meine ich, zur dritten Box auf der linken Seite; die Box mit der zierlichen dunkelgrauen Stute.«
»Ah, das Teufelsweib, was?«
»Das ist sie nicht. Aber seien Sie dennoch vorsichtig, man kann nie wissen. Wenn Sie ruhig bleibt, sprechen Sie bitte mit ihr.«
»Aye.« David verschwand im Stall. Eric wartete. Alles blieb ruhig. Schließlich kam David zurückgeschlendert und wischte an seinem Ärmel. »Bildschönes kleines Ding, das muß ich schon sagen. Nett noch dazu – legte mir verträumt ihr haferverschmiertes Schnäuzchen auf den Arm, als ich die Hand nach ihr ausstreckte.«
»Sie haben sie angefaßt?!«
»Ich war in ihrer Box. Sie war so friedlich, als ich zu ihr kam – glauben Sie mir, Eric, ich mag nicht der Hellste sein, aber nach meinen vielen Berufsjahren kann ich schon sagen, ob ein Pferd mich schlagen oder beißen will. Die Kleine ist ja wie ein Lämmchen.«
Also gab es auch bei David und Edward nicht den gemeinsamen Faktor. Was nur hatte Edward an sich, das die Stute immer wieder aus der Fassung brachte?
»Was haben Sie jetzt vor?«
»Will sehen, ob die Kleine sich ein Halfter anlegen läßt.«
»Stört Sie's, wenn ich dabei bin? Vielleicht kann ich helfen.«
»Es stört mich nicht die Spur, aber wird Claire nicht auf Sie warten?«
»Ich ruf sie an.«
Als David

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