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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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verquickt. Gemeinsam versuchen sie, das in ihren Visionen vor bestimmte Geschehen zu beeinflussen.“
    „Ich habe immer geglaubt, daß das Schicksal vorbestimmt ist. Unsere Aufgabe ist es doch, eine Lebensweise zu propagieren, die letztendlich das Gute zum Prinzip hat.“
    Baltsar schien verblüfft zu sein. „Ich dachte, du wärest Atheistin. Deine Haltung gegenüber den Hüterinnen ist so praktisch, … und ich bin sicher, in deinen Augen so etwas wie Neid erkannt zu haben, als Tarana den Festsaal betrat.“
    Ich legte meinen Arm um ihn. „Ich verehre keine Idole, deren gierige Hände von Künstlern geformt wurden, auch wenn ich ebenso wie du diese Hände ab und zu fülle. Außerdem brauche ich keine Tempelhüter, damit sie mir einen Weg durch das Leben weisen. Alles, was ich brauche, um meiner Bestimmung gerecht zu werden und sie zu erfüllen, wurde mir lange vor meiner Geburt mitgegeben.“ Er starrte mich immer noch ungläubig an. „Glaubst du an Träume?“
    Baltsar schüttelte den Kopf. „Ich träume nicht.“
    „Ich schon.“
     
    Das Ätherbrennen wallte über die Weite des niederen Landes und hüllte die Stadt des Erobererkönigs und die dicht gestaffelten Lager der Krieger und Flüchtlinge in der Nähe ein. Der ferne Horizont war eine feine Linie, die das Grau des Himmels vom Grau des Landes trennte wie eine Ader zwischen den Luftschichten. Darüber spannte sich die Himmelsbrücke, nicht verstümmelt durch aufragende Berge oder Dunst oder Wolken. Ganz deutlich erkannte ich ihre Basis in der Küstenregion als Silhouette, so schien es mir, gegen loderndes Gottesfeuer.
    „Die Reflexion eines Vulkans“, sagte Baltsar, ohne dem wundervollen Anblick auch nur die geringste Beachtung zu schenken. Er überprüfte die Handfesseln der Sklaven, die er für den Weiterverkauf im Tafelland erstanden hatte. Eine bunte Gesellschaft aus Kriegern, deren Diener, Sklaven und andere auserwählten Personen, die uns auf unserer bevorstehenden Reise begleiten sollten, versammelte sich in Baltsars Lager. Der Aufbruch stand unmittelbar bevor, und Baltsar hatte daher kaum Zeit für mich.
    Ich ließ ihn allein und kümmerte mich um mein eigenes Gepäck, welches Schmuck enthielt, den ich während meines Aufenthaltes in der Stadt erworben hatte, sowie Reisekleidung für kaltes Wetter. In der Ebene war es recht warm und angenehm, doch ich wußte, daß es, wenn wir erst einmal in der Bergregion waren, wieder empfindlich kalt werden würde, denn im Hochland war es gerade erst Frühling geworden. Ich wollte jederzeit auf die warme Kleidung zurückgreifen können, daher arrangierte ich mein Gepäck um.
    Das Ätherbrennen war im Tiefland etwas völlig Alltägliches, trotzdem überraschte es mich, daß niemand außer mir selbst dem Leuchten des Gottesfeuers, das die Basis der Himmelbrücke umwallte, Beachtung schenkte. Dann bemerkte ich jedoch, daß das Licht wenigstens einen anderen Beobachter neugierig gemacht hatte: die Tempelhüterin Tarana. Sie beobachtete die Erscheinung nahezu ausdruckslos, als handelte es sich um einen Makel im ansonsten perfekten Panorama. Dann schauderte sie, wandte sich ab und bemerkte, daß ich sie beobachtete.
    „Betrachtet es, solange Ihr es noch vermögt“, riet ich ihr. „Ein derartig klares und leuchtendes Ätherbrennen seht Ihr im Hochland nicht mehr.“ Ich verschnürte meinen Packen und sah sie neben mir stehen, als ich mich aufrichtete.
    „Das wäre ein Segen“, meinte sie zögernd, „aber ich werde es wiedersehen.“ Ihr Gesicht war ernst, ihre Augen blickten traurig, schwermütiger, als es einer so jungen Frau angemessen war. Sie fixierte mich. „Ich kenne dich“, sagte sie schließlich.
    „Ja, ich war in der Festung des Königs.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich kenne dich schon länger.“
    „Vielleicht aus dem Tempel“, meinte ich. „Ich habe euch in der Traumkammer beobachtet … mit einem Kind.“ Ich ging davon aus, daß mein Mißfallen über diese Episode deutlich in meinen Augen zu lesen stand, aber ich konnte nichts dafür und versuchte es auch nicht zu unterdrücken.
    „Ich habe dich nicht bemerkt. Bist du sicher, daß wir uns noch nie zuvor gesehen haben?“
    „Ich habe mein bisheriges Leben ausschließlich in den Bergen verbracht.“ Ich schaute sie an und überlegte, ob sie nicht eine von den missionierenden Hüterinnen war, die von Zeit zu Zeit die Städte besuchten, sogar ehe der Erobererkönig dort erschien. Aber ich erkannte sie nicht.
    Taranas Augen

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