Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
Vom Netzwerk:
Jahrestag mit mir zu feiern. Ich fühlte mich geehrt und gab dir alles, was ich geben konnte, um diesen Anlaß zu einem erinnerungswürdigen Erlebnis zu machen.“ Er streckte sich zu voller Größe, und sein gesträubter Pelz ließ ihn riesig erscheinen. „Du bist ein schrecklich grausames und verzogenes Kind, mir das Gefühl zu geben, dich betrogen zu haben. Du warst immer schon grausam, solltest du wissen!“
    „Ich? Unverschämt? Du nanntest mich freundlich, als ich Rellar die richtigen Worte wegen der Beschuldigung des Wuchers ins Ohr flüsterte.“
    „Er brauchte genaue und zuverlässige Daten. Ich habe sie dir verschafft, und du erfülltest deine Pflicht, indem du sie deinem Meister überbracht hast!“
    „Ah! Dann hast du mich also nur benutzt?“ Ich stemmte die Hände in die Hüften und wartete auf seine Antwort. Mein Schwanz zitterte vor Wut.
    „Kinder können ohne ihr Wissen benutzt werden, Frauen aber nicht. Dann sag mir eins, Pfadfinderin Heao: Als du mit deinem Meister geflüstert hast, warst du dir über die Gründe im klaren, warum du es tatest? Ich hatte dich mit nichts in der Hand, hatte keinerlei Anspruch auf deine Güter noch irgendwelche Forderungen an deine Leute. Warst du ein verliebtes Kind, daß du meine Bitten erfüllt hast? Oder warst du bereits eine berechnende Frau, die gezielt eine Schuld schuf, die sie zu einem zukünftigen Zeitpunkt einzulösen gedachte? Wie die Karte!“
    Mein Schwanz erstarrte schockiert. „Weder noch“, erwiderte ich angewidert. „Ich war die Helferin meines Meisters. Ich habe ihm und der ganzen Stadt einen Dienst erwiesen.“ Das war zwar keine hinreichende Begründung für die Landkarte, jedoch hatte ich dafür schon bezahlen müssen.
    „Das hatte ich damals auch angenommen, dieser Abend läßt mich jedoch daran zweifeln.“ Sein Pelz glättete sich allmählich. „Bitte, bleib noch einen Moment und trink einen Tee mit mir.“
    Ich blickte zur Tür und schüttelte den Kopf.
    „Bitte?“ Er wollte meine Schulter berühren, überlegte es sich jedoch anders und zog seine Hand zurück.
    „Was soll ich dazu noch sagen? Ich habe einen Fehler gemacht.“
    Baltsar schüttelte den Kopf und wies auf die Polster. „Ich weiß nicht, welchen Fehler du meinst“, sagte er. „Gewöhnlich ist eine höfliche Ablehnung unter Freunden genug. Heute ist es jedoch anders. Das weiß ich jetzt. Warum?“
    Ich ließ mich von ihm zu den Polstern führen. „Ich bin jetzt ein voll verantwortlicher Bürger. Ich …“
    „Nicht so“, unterbrach er mich und griff nach dem Teekessel, der in einer Nische des Kamins auf glühenden Kohlen stand. „Ich weiß, daß du mit mir kopulieren wolltest … um deinen siebzehnten Jahrestag zu begehen. Es sollte eine Art Symbol sein. Als ich so alt war wie du, habe ich ähnlich gehandelt. Aber als ich ablehnte, warum hast du nicht angenommen, was ich dir zu geben bereit war? Geblieben wäre uns eine wunderbare gemeinsame Erinnerung.“
    „Weil ich um mehr bitten wollte, und als du mich abgewiesen hast, konnte ich nicht mehr.“ Ich setzte die Teeschale beiseite, denn nicht einmal das wohlschmeckende Aroma konnte meine Laune bessern.
    „Um was wolltest du bitten?“ Er musterte mich erwartungsvoll, während er von seinem Tee trank.
    Nun, warum eigentlich nicht? Schummer konnte die Situation sowieso nicht mehr werden, und der hintere Teil meines Gehirns sendete Signale aus, die besagten, daß ich immer noch hoffen konnte. Es hungerte nach Information, und diese konnte ich nicht erhalten, wenn ich Baltsar nicht fragte. „Ich wollte deine Erlaubnis, um dich werben zu dürfen. Heute war der erste Abend, an dem ich es aus freiem Willen tun konnte.“
    „Oh“, meinte er, „oh.“ Er studierte mein Gesicht und erkannte, daß es mir ernst war. „Mit Sex zu werben bedeutet gewöhnlich …“
    „ … eine Probe, ehe man Helfer-im-Leben werden kann. Ja, das hatte ich im Sinn.“
    „Oh.“ Er stellte seine Schale hin und lächelte. „Ich fühle mich geschmeichelt, doch ich muß ablehnen.“
    „Das hast du schon getan“, entgegnete ich, „früher.“
    „Nun möchte ich jedoch einiges erklären.“
    „Was gibt es da noch zu erklären? Für ein Jahr war ich ein nützliches kleines Mädchen und wie Ton in deinen Händen. Und nun bin ich eine lästige Frau.“
    „Leg mir bitte nicht solche Worte in den Mund“, widersprach er mir voller Schärfe. „Seit wir uns zum erstenmal sahen, bist du eine Frau. Und ich verschwende keine Erklärungen an

Weitere Kostenlose Bücher