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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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Expedition vor Akadem darzulegen …“ Dann, als er begriff, daß ich nicht nachgeben würde, meinte er: „Dann gib mir wenigstens die Garantie, daß Rellar sich nicht einmischen wird.“
    „Es tut mir leid, Chel.“
    Sein Schwanz legte sich um seinen Hals. „Du wirst niemals das Gottesfeuer sehen“, lockte er mich.
    Chel glaubte wahrscheinlich gar nicht an das Gottesfeuer – zumindest nicht in der Art, wie ich es tat. Jedoch wußte er von meinen Träumen, denn als Kinder hatten wir nur wenig voreinander verborgen. Es schmerzte zu wissen, daß mein Freund mir nicht helfen wollte, meinen Traum zu beweisen, und es schmerzte gleichermaßen zu wissen, daß ich es konnte› wenn … Ich schaute zu Teon, der traurig in der Nähe stehengeblieben war. Ich durfte ihn nicht im Stich lassen. Ich schüttelte den Kopf.
    „Dann suche ich mir eine andere Pfadfinderin und werde meinen Plan weiterverfolgen“, entschloß Chel sich.
    „Wen?“ fragte ich schneidend. „Mussa?“ An der Haltung seines Schwanzes erkannte ich, daß ich genau ins Schwarze getroffen hatte. Ein eisiger Schauer durchfuhr mich. „Meine Tochter ist keine Pfadfinderin. Sicher, sie hat von mir einiges übernommen, jedoch hat sie dieses Handwerk niemals richtig gelernt.“
    „Sie führte uns aus den Untiefen in Sicherheit, als alle anderen völlig die Orientierung verloren hatten.“
    „Das war mehr Glück als Können“, meinte ich vorsichtig. „Das Glück stand auf ihrer Seite, aber auf diesen Gott kann man sich nicht verlassen.“
    „Nichtsdestoweniger werde ich sie hinzuziehen und weitermachen.“
    Ich zuckte die Achseln und trat aus dem Hauseingang, wobei ich eine Zornestirade verschluckte, die ich auf der Zunge hatte. Obwohl ich nie darüber gesprochen hatte, nicht einmal zu Baltsar oder Teon, wußte ich, daß Mussa ihren Weg eher geraten als gefunden hatte, während Chel völlig durchdrehte und unfähig war, richtige Befehle zu geben. Ohne den Schutz des Glücksgottes wären sie wohl untergegangen. Die Leute sehen immer nur die guten Seiten des Glücks. Hätte der Glücksgott sich nicht eingemischt, wäre Chel aufmerksam genug gewesen zu begreifen, daß meine Tochter dem falschen Wind folgte; selbst Chel kannte sich gut genug aus, um sich einem Salzwind anzuvertrauen! Normalerweise hätte Chel Mussa wegen Dummheit in Ketten legen lassen! Doch der Wind trug sie tatsächlich ans rettende Ufer. Und da man das Wirken eines Gottes nicht in Frage stellen durfte und da Mussa meine Tochter war, schaute Chel über ihren Fehler hinweg, als er sich wieder soweit erholt hatte, um zu begreifen, was geschehen war. Seltsam, daß alle auch übersahen, daß Mussa sich den Fuß verstauchte, als man das Ufer erreichte. Soviel zur Zuverlässigkeit des Glücks. Als ich mich von Chel entfernte, beschloß ich, ihn zappeln zu lassen und nichts zu tun. Meine Geduld war stand- und dauerhafter als seine. Chel wußte, daß nur ich mich in den verschiedenen Windrichtungen und sonstigen Erscheinungen genau auskannte. Nur ich konnte eine Änderung feststellen, wenn der Lufthauch die feinen Härchen an meinen Ohren bewegte; und nur ich konnte den Wind riechen, der aus dem Immernachgebirge herüberwehte. Er versuchte, mich in meiner Einstellung zu den Sklaven wankend zu machen, um mein Kind zu schützen. Sehr verführerisch. Doch jede Gefahr, die Mussa während einer Expedition, bei der nur der Glücksgott sie leitete, drohte, stünde auch Chel entgegen. Ich vertraute darauf, daß mein Freund sich schon schützen würde, und damit dürfte auch Mussa nichts zustoßen. Ich wollte warten.

17

    Der Winter schleppte sich dem Frühling entgegen und stöhnte unter seiner schweren Last, der Zeit. Ich sehnte mich nach den süßen, lauen Winden, denn sobald sie wieder wehten, würde auch der Erobererkönig wieder erscheinen. Doch die Jahreszeiten beschleunigten trotz meiner Bitten ihren Wechsel nicht, und so mußte ich mich gedulden.
    Die Zwillinge übten in der Asche, die zu diesem Zweck vor der Feuerstelle auf den Boden gestreut war, das Zahlenschreiben. Sema lag auf dem Bauch und schaute anscheinend ihren Brüdern bei der Arbeit zu, obwohl ihre Augen sich erst vor einigen Nächten geöffnet hatten. Ich vermutete, sie sah mit ihren unfertigen Augen lediglich den Reflex eines Lichtschimmers. Wenn ja, dann war es das erste Mal, daß ich Anzeichen einer sich entwickelnden Sehfähigkeit wahrgenommen hatte. Baltsar war natürlich nicht daheim. Ich glaube nicht, daß wir irgendwann einmal

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