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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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könnte, wenn diese Meute ihn findet – vor allem, wo wir keinen Constable in der Stadt haben.«
    »Dieser miese Zeitungsschmierer!«, sagte Eliza wütend, nachdem sie Alistairs Artikel überflogen hatte. »Es stellt Noah so hin, als hätte er den Charakter seines Vaters geerbt. Er beschuldigt ihn des Schafdiebstahls. Das ist Verleumdung! Und was ist mit dem Tiger?«, fragte sie. »Jock und Mannie haben ihn doch gesehen. Sie haben gesehen, was er mit dem Kadaver eines Schafes anrichten kann. Das kann man jetzt doch nicht einfach Noah anhängen!«
    »W enn die Leute aufgestachelt werden, denken sie nicht mehr vernünftig«, bemerkte Brodie. »Außerdem sind zu viele Schafe verschwunden, als dass man allein den Tiger dafür verantwortlich machen könnte. Ich vermute, dass irgendjemand die Situation ausnutzt und jede Nacht ein paar Schafe stiehlt, in der Hoffnung, dass der Verdacht auf den Tiger fällt. Bedauerlicherweise ist dieser Unbekannte unersättlich geworden.«
    »Sie glauben doch nicht etwa, dass dieser Unbekannte Noah ist?«, fragte Eliza.
    »Ich weiß nicht, wer er ist, aber Noah habe ich nicht in Verdacht«, erwiderte Brodie.
    »Endlich sind wir mal einer Meinung!« Eliza atmete erleichtert auf. Sie musste an ihr Gespräch mit Noah denken. Er hatte ebenfalls den Verdacht geäußert, dass jemand die Schafe stahl.
    »Noah war eben noch hier«, sagte Tilly. »Er hat schreckliche Angst. Ich habe versucht, ihn zum Bleiben zu bewegen, aber er ist wieder weggeritten.«
    »W ohin ist er denn?«, fragte Brodie besorgt.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich bezweifle, dass er in die Stadt zurückgekehrt ist«, sagte Brodie. »Er wird zu viel Angst haben.«
    »W o steckt eigentlich Katie?«, fragte Eliza.
    »Sie ist in der Stadt geblieben«, sagte Brodie. »Alistair McBride ist wieder da.«
    Eliza stöhnte innerlich auf, aber jetzt konnte sie sich nicht auch noch über ihre Schwester den Kopf zerbrechen. »Also gut«, sagte sie. »Ich weiß, wohin Noah geritten sein könnte. Kann ich mir Ihr Pferd borgen, Brodie?«
    Er blickte sie überrascht an. »Haben Sie denn schon mal einen Hengst geritten?«
    »Ich reite, seit ich ein kleines Kind war«, erwiderte Eliza. »Mein Vater züchtet Pferde.«
    »V ielleicht ist es besser, wenn ich mich auf die Suche nach Noah mache«, meinte Brodie, offenbar besorgt um Elizas Sicherheit.
    »Nein, das übernehme ich selbst. Noah weiß, dass Tilly mir von seinem Vater erzählt hat, deshalb glaubt er wahrscheinlich, ich sei in gewisser Weise schuld an dem, was über ihn geschrieben wurde. Ich muss dafür sorgen, dass er hierher zurückkommt, zu seiner eigenen Sicherheit.«
    »Also gut«, sagte Brodie. »Ich gebe Ihnen zwei Stunden. Wenn Sie bis dahin nicht zurück sind, mache ich mich auf die Suche nach Ihnen.«
    »Ich komme schon alleine zurecht, da machen Sie sich mal keine Sorgen«, entgegnete Eliza beleidigt.
    »Ich bin sicher, Brodie ist nur besorgt um dich, Eliza«, schaltete Tilly sich besänftigend ein.
    »Das stimmt«, sagte Brodie. »W o werden Sie denn mit der Suche anfangen?«
    Sie gingen zu Angus, Brodies Hengst, und Brodie hielt die Zügel fest. Eliza wusste, dass er nicht eher loslassen würde, bis sie ihnen gesagt hatte, wohin sie wollte. »Ich reite zum Lake Bonney. Ich habe heute Morgen ein Bild gesehen, das Noah von dem See gemalt hat. Ich glaube, es ist der einzige Ort, an dem er sich sicher fühlt.«
     
    Während sie zum See ritt, dachte Eliza über Noahs Zwangslage nach. Es war unfassbar, dass einige Leute aus der Stadt ihn jagten wie ein wildes Tier. Sie wagte kaum daran zu denken, was passieren konnte, wenn sie Noah fanden. Eliza hoffte, dass der See sich als die Zuflucht erwies, die er brauchte, doch sie wusste, dass Noah nicht ewig dort bleiben konnte. Früher oder später würde jemand ihn finden.
    Der Lake Bonney lag westlich von Tantanoola, und Eliza ritt auf einer einsamen Straße dorthin. Sie hoffte inständig, dass mit Noah alles in Ordnung war und dass sie ihn fand, ehe jemand aus der Stadt ihn entdeckte. Eliza wusste aber auch, dass die Gegend um den See sehr einsam war und dass es schwer für sie werden konnte, Noah zu entdecken.
    Als sie den See erreichte, band sie Angus an einen Baum und machte sich auf die Suche. Sie ging am Ufer entlang. Die Vogelwelt war schier unglaublich: Pelikane, Kormorane und Enten schwammen auf der Wasseroberfläche, die in der Sonne schimmerte. Die friedliche Stille des Sees gab Elizas aufgewühltem Innern ein wenig Ruhe. Sie

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