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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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hatte das Huhn bereits gerupft – sofern man seine Bemühungen so nennen konnte – und zum Kochen in den Topf auf dem Herd geworfen, ohne die Innereien zu entfernen. Er hatte lediglich eine Prise Salz dazugegeben. Das Ganze roch abscheulich, wie gekochte Hühnerfedern.
    Eliza ging zu Brodie hinüber. »Sobald Mallory sich schlafen legt, verschwinden wir von hier«, flüsterte sie.
    Brodie erwiderte nichts, er schlug nicht einmal die Augen auf. Er brauchte all seine Kraft, um gegen die schier unerträglichen Schmerzen anzukämpfen.
    »W erden Sie gehen können?«, flüsterte Eliza.
    Brodie zwang sich zu einer Antwort. »Das werde ich wohl müssen«, sagte er heiser. Eliza hatte ihm diese Frage bereits mehrmals gestellt; daher wusste Brodie, wie besorgt sie war.
    »Ich kann dieses grässliche Huhn nicht essen«, sagte Eliza. Das Bild, wie sie mit dem Blut des Tieres bespritzt worden war, haftete ihr noch zu frisch im Gedächtnis. Wahrscheinlich würde sie nie wieder Huhn essen können.
    Mallory kam mit einem Bündel Holz in den Armen in die Küche zurück und warf ein paar Scheite ins Feuer. Der Schein der Flammen erhellte das Zimmer ausreichend, sodass sie keine Kerze oder Lampe anzünden mussten. »Ich kann nirgends Yankees sehen«, sagte Mallory. »Aber ich weiß, dass sie da draußen sind.«
    »Geben Sie noch Gemüse in den Topf?«, fragte Eliza. Sie war hungrig und hätte gern etwas gegessen.
    »Es ist zu dunkel, um jetzt noch welches auszugraben«, antwortete Mallory.
    Einige Zeit später goss er das Wasser aus dem Topf ab und brach das Huhn mit bloßen Händen entzwei. Eliza sah ihm entsetzt dabei zu, zumal seine Hände vor Dreck starrten. Er legte ein paar Stücke Fleisch für sie und Brodie auf einen Teller.
    »W ir werden noch ein bisschen warten, bis es abkühlt«, sagte Eliza und verzog das Gesicht, während Mallory begann, sein Stück Huhn mit bloßen Händen zu essen. Er hatte ihnen nicht einmal Besteck angeboten. Mallory schlang geräuschvoll sein Essen herunter, der Saft lief ihm übers Gesicht und sickerte in seinen struppigen Bart, in dem sich Speisereste verfingen. Eliza musste den Blick abwenden, damit ihr nicht schlecht wurde. Sie konnte es kaum erwarten, ins Freie zu kommen, frische Luft zu atmen und zu versuchen, all die scheußlichen Bilder aus ihren Gedanken zu vertreiben.
    »Sie sollten lieber zugreifen, ehe das Essen kalt wird«, sagte Mallory und deutete auf den Teller, den er ihnen hingestellt hatte.
    »Ja, das … tun wir gleich«, sagte Eliza. »Im Augenblick haben wir noch keinen großen Hunger.« Das Knurren ihres Magens strafte sie Lügen.
    Mallory zuckte die Schultern. »Ich leg mich jetzt schlafen«, sagte er und griff nach seinem Gewehr, das er scheinbar nie außer Reichweite ließ. »W enn Sie draußen vor dem Haus jemanden hören, rufen Sie mich.«
    »Ja, Sir, machen wir«, sagte Eliza eifrig. Sie wollte ihm versichern, dass er unbesorgt schlafen könne. Das war ihre einzige Hoffnung. »Ich werde in der Nacht vielleicht die Außentoilette benutzen wollen«, fügte sie hinzu.
    Mallory starrte sie misstrauisch an. »Geht das nicht mit einem Nachttopf?«
    »Ich würde lieber hinausgehen, vor allem …«, Eliza senkte den Kopf, »… wo zwei Männer im Haus sind.« Sie hielt den Atem an, als sie ängstlich auf seine Antwort wartete. Es schien eine Ewigkeit zu dauern.
    »Also gut. Aber wenn Sie gehen müssen, seien Sie vorsichtig«, sagte Mallory knapp, nahm den Schlüssel aus dem Schrank und legte ihn auf den Tisch. »Und schließen Sie die Tür ab, wenn Sie zurückkommen.«
    »Ja, Sir«, versprach Eliza.
    Nach einer Weile erhob sie sich von Brodies Seite und besah sich das Huhn. Es war nicht einmal durchgekocht, wie ihr auffiel. Das Fleisch an Brust und Beinen war zum Teil noch roh.
    »W ollen Sie Ihr Huhn jetzt essen?«, fragte sie Brodie, während sie allein schon bei dem Gedanken das Gesicht verzog.
    Er schüttelte den Kopf. Sie war nicht überrascht, nahm ihren Schal ab und wickelte das Huhn darin ein.
    Brodie hatte die Augen aufgeschlagen, jetzt beobachtete er sie. »W as tun Sie da?«, flüsterte er.
    »Ich kenne ein Tier, das sich darüber freuen wird«, sagte Eliza leise.
    »Sheba?«, fragte Brodie.
    »Nein, ich dachte nicht an Sheba.«
    Brodie, der den Verdacht hatte, dass Eliza von dem Wolf sprach, schüttelte den Kopf. Sie würden von Glück sagen können, wenn sie diesem Verrückten lebend entkamen, und was tat Eliza? Sie zerbrach sich den Kopf darüber, wie sie einen

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