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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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musste ihr recht geben.
    Mallory kam zurück ins Zimmer und warf Eliza ein paar Verbände zu. »Sie sind die Krankenschwester«, sagte er.
    »Könnte ich eine Schale mit frischem Wasser haben?«, fragte Eliza. Sie wollte sich endlich das Hühnerblut von den Händen waschen, aber auch Brodies Wunden baden.
    »Ich muss zum Brunnen raus, um welches zu holen«, sagte Mallory. Er nahm sich einen Eimer von der Spüle, öffnete eine Schranktür und nahm den Schlüssel zur Hintertür von einem Haken. Sein Gewehr nahm er auch mit.
    Eliza beobachtete ihn. Sie war erleichtert, dass sie jetzt wusste, wo der Schlüssel zur Hintertür hing. »Ich habe eine Idee«, flüsterte sie Brodie zu. »Aber wir werden erst verschwinden können, wenn es dunkel ist.«

23
     
     

     
     
     
     
     
    Im Hanging Rocks Inn hatte Tilly die Türen und Fenster verschlossen und sämtliche Vorhänge zugezogen. Es wurde allmählich dunkel, doch es brannte nur eine einzige kleine Lampe. Tilly und Noah saßen am Küchentisch bei ihrer zweiten Kanne Tee. Beide warfen immer wieder Blicke auf die Uhr, während sie angestrengt auf Geräusche von draußen lauschten – das Bellen von Hunden oder das Trappeln von Pferdehufen auf der Auffahrt. Beide hatten Angst, die Hunde und Fährtenleser könnten wiederkommen, doch ihre Sorgen um Brodie und Eliza war nicht minder groß.
    »Ich sollte nach Brodie und Eliza suchen«, sagte Noah zum dritten Mal. Er war sicher, dass Tilly wieder Einwände haben würde, auch wenn ihre Angst ständig zunahm, wie Noah nicht entgangen war. »W ürden sie nicht in der Klemme stecken, müssten sie längst zurück sein!«
    Tilly wusste nicht mehr, was sie glauben sollte. Sie wusste, dass Brodie sehr gut sich auf sich selbst und auf Eliza aufpassen konnte, und Mallory war schließlich nur ein einzelner Mann. »V ielleicht haben sie Mallorys Haus beobachtet und wollten den Schutz der Dunkelheit abwarten, um näher heranzukommen«, sagte sie.
    Noah nickte. Diese Möglichkeit hatte er nicht bedacht. Das änderte jedoch nichts an seinen Sorgen. Er hasste die Vorstellung, dass Brodie und Eliza sich in Gefahr begeben hatten, um ihm zu helfen, zumal es nun den Anschein hatte, als wären ihre Bemühungen letztendlich vergebens gewesen.
    »V ielleicht sollte ich dem Wolf etwas zu fressen bringen. Er muss Hunger haben«, sagte Tilly und erhob sich. Sie musste etwas tun, um sich abzulenken, auch wenn der Gedanke, die Höhlen allein zu betreten, sie ängstigte.
    »Ich glaube nicht, dass der Wolf heute Nacht zu den Höhlen zurückkommt«, sagte Noah. »Der Geruch der Hunde wird noch zu frisch sein.«
    Tilly ließ sich wieder auf einen Stuhl sinken. »Ich hasse die Vorstellung, dass das arme Tier durch die Gegend streift, jetzt, wo diese Hunde hinter ihm her sind. Früher oder später werden sie ihn aufspüren.«
    Auch Noah hatte daran denken müssen, dass die Glückssträhne des Wolfs zu Ende sein könnte. Doch er wusste auch, dass der Wolf ein schlaues Tier war. »Er treibt sich schon eine ganze Weile hier herum, Miss Sheehan, deshalb weiß er bestimmt, wie er die Gefahr meiden kann. Genau wie der Tiger. Wissen Sie noch, wie vor fünf Jahren die Kameltreiber geholt wurden, um den Tiger zu jagen?«
    »Ja, ich kann mich erinnern«, sagte Tilly.
    »Angeblich waren sie erfahrene Tigerjäger, und alle Leute in der Stadt hatten große Hoffnungen auf sie gesetzt, aber sie haben den Tiger dann doch nicht gefangen. Wilde Tiere sind gerissen. Sie wissen, wie man seinen Häschern entgehen kann.«
    Tilly nickte. Sie fühlte sich ein wenig besser. Noah hatte recht: Der Tiger war in der Vergangenheit schon oft gejagt worden, und bis jetzt war er jedes Mal davongekommen.
    Hoffentlich hat der Wolf genauso viel Glück, dachte sie.
     
    »Jetzt ist es dunkel«, flüsterte Eliza. Sie war an das Küchenfenster getreten und hatte durch die kleine Öffnung in den Brettern gespäht. Als Brodie keine Antwort gab, warf sie einen Blick zu ihm zurück. Es war offensichtlich, dass die Schmerzen ihn allmählich zur Erschöpfung trieben. Er saß in einer Ecke auf dem Boden, gegen die Wand gelehnt, die Beine ausgestreckt. Das war weitaus bequemer, als auf einem Stuhl zu sitzen. Die ganze letzte Stunde hatte er die Augen kaum noch offen halten können, jetzt schloss er sie. Der Verband, den Eliza ihm um den Unterschenkel gewickelt hatte, war rot verfärbt; er hatte unverkennbar eine Menge Blut verloren.
    Mallory war hinter dem Haus und holte weiteres Holz für den Ofen. Er

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