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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Substanz, die wie Benzin aussah. Es ließ sich unmöglich mit Bestimmtheit sagen, denn das Etikett war so alt, dass es verblichen und halb abgeblättert war. Mallory nahm den Deckel ab, hob Brodies Bein an und goss die Flüssigkeit aus der Büchse über seine Wunden. Der Geruch war stechend. Brodie schrie auf und riss den Kopf zurück, während die Flüssigkeit wie ein heißer Schürhaken in seiner Wunde brannte.
    »W as tun Sie denn da?«, fragte Eliza bestürzt.
    »Ich sollte das Feuer schüren und den Schürhaken holen, damit ich die Wunden ausbrennen kann«, sagte Mallory. »Dann können sie sich nicht entzünden.«
    Brodies Augen weiteten sich, und er sah Eliza flehend an.
    »Das wird nicht nötig sein, Sir«, sagte Eliza. »Ich bin Krankenschwester, ich werde mich um ihn kümmern.«
    »W arum haben Sie das nicht gleich gesagt?«, sagte Mallory. »Können Sie kochen?«
    Wieder wurde Eliza von Angst erfasst. Was dachte der Kerl, wie lange sie bleiben würden? »W ir müssen uns wieder auf den Weg machen, Sir«, sagte sie. »Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen, aber wir müssen zusehen, dass wir weiterkommen.«
    »Sie können nirgendwohin. Wir sind von Yankees umzingelt.« Er warf einen Blick auf Brodie. »Bei welchem Regiment sind Sie?«
    »Regiment?«, wiederholte Brodie verwirrt.
    »Er ist … in keinem Armeeregiment, Sir«, sagte Eliza, der klar wurde, dass sie sich besser eine Erklärung einfallen lassen sollte, warum Brodie keine Uniform trug. »Er ist ziviler Fährtenleser … Er arbeitet für die Rebellenarmee.«
    Mallory blickte ungläubig. »W as für ein Fährtenleser tritt denn in eine Falle?«
    Brodie errötete. »Einer, der von einer schönen Dame abgelenkt war«, sagte er und legte einen Arm um Elizas Taille. Das war streng genommen ja auch keine Lüge.
    Mallory grinste. »Frauen und Krieg, das passt nicht gut zusammen«, sagte er. »Ich habe unter General Albert Jenkins gedient, habe in Mechanicsburg gekämpft, als die Yankees meine Frau erschossen haben, aber erst, nachdem die Dreckskerle sie gefoltert hatten.« Er nahm eine Flasche Whiskey von einem Regal und stellte sie vor Brodie hin. »T rinken Sie das gegen die Schmerzen«, sagte er, auch seine eigene Miene war vor Schmerz verzerrt. »Gottverdammte Yankees. Ich bringe sie alle um, wenn ich sie sehe.«
    Brodie und Eliza schauten sich an. Allmählich bekamen sie einen Eindruck davon, wieso der alte Mann den Verstand verloren hatte, und es schürte ihre Ängste nur noch mehr.
    »Das Bein ist nicht gebrochen«, sagte Mallory. »Sie werden bald wieder gehen und die Rebellen unterstützen können.«
    Brodie war erleichtert, wusste aber nicht, ob er etwas von dem glauben konnte, was Mallory sagte.
    »Ich hole Verbandszeug.« Mallory ging durch die Tür ins angrenzende Zimmer.
    Brodie und Eliza lauschten. Es hörte sich an, als würde Mallory in einer Schublade wühlen.
    »W ir müssen von hier verschwinden«, flüsterte Brodie eindringlich.
    Eliza versuchte, die Hintertür zu öffnen, aber sie war abgesperrt, und der Schlüssel steckte nicht im Schloss. »Er hat das Haus verrammelt wie eine Festung«, sagte sie mit gedämpfter Stimme, während sie versuchte, ihren wachsenden Ängste niederzukämpfen.
    »Und er wird uns vorläufig nicht gehen lassen«, sagte Brodie besorgt. »W oher wissen Sie denn so viel über den amerikanischen Bürgerkrieg?«
    »In einem meiner ersten Artikel ging es um einen Mann namens Charles Lapsley. Er lebte in Mount Gambier und war ein mit Orden geschmückter Held des amerikanischen Bürgerkriegs. Er ist von seinem Zuhause in Wisconsin weggelaufen, als er fünfzehn war, und in die Armee der Nordstaaten eingetreten, nachdem fünf seiner Brüder gefallen waren. Mr. Kennedy hat darauf bestanden, dass ich für meine Recherchen möglichst viel über die verschiedenen Schlachten lese, und zum Glück habe ich mir eine Menge davon gemerkt.« Eliza sah sich um. »In diesem Haus scheint nichts darauf hinzudeuten, dass Mallory in die Schafdiebstähle verstrickt ist«, flüsterte sie.
    »Nein«, sagte Brodie, während er sich sein Bein hielt, um den Schmerz zu betäuben. »Aber um auf Nummer sicher zu gehen, müssten wir uns auch noch in der Scheune umsehen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der so besessen vom amerikanischen Bürgerkrieg ist, an Schafdiebstahl auch nur denkt. Und es sieht nicht so aus, als würde er viel Geld brauchen«, sagte Eliza. Sie hatte selten ein so spärlich möbliertes Haus gesehen.
    Brodie

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