Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
Vom Netzwerk:
Lebenskraft eines jungen Mädchens.
    »W ir wollten gern einen Tag auswählen, an dem Sie möglichst viel Fracht abzufertigen haben«, fuhr Eliza vorsichtig fort. »W ie sieht es morgen aus?«
    »Das passt gut – für den Zwei-Uhr-Zug nach Adelaide morgen haben wir jede Menge Aufträge«, sagte Neddy.
    »Großartig«, sagte George und zückte sein Notizbuch. »Könnten Sie mir vielleicht ein paar Beispiele nennen, welcher Art die Fracht ist, damit ich schon einmal einen Entwurf für einen Artikel anfertigen kann?«
    Eliza wusste, dass er herauszufinden versuchte, ob »Kaninchenfelle« dabei waren.
    »Natürlich, lassen Sie mich überlegen«, sagte Neddy; nachdenklich rieb er sich das Kinn. »Da ist zum einen das übliche Geflügel und Gemüse, dazu zwanzig Sack Getreide. Dann sind da noch verschiedene Milchprodukte, die in Beachport entladen werden müssen, zusammen mit einem halben Dutzend lebender Schafe und einer Ziege. Das Vieh und die Frischprodukte werden erst morgen angeliefert, aber die restliche Fracht liegt bereits im Lager und muss nur noch verladen werden.« George warf einen Blick auf Eliza. »Darunter sind auch ein paar Kaninchenfelle. Sie wollten doch einen Artikel über Kaninchenfelle schreiben, stimmt ’ s, Miss Dickens?«
    »So ist es, Mr. Starkey.« Eliza warf einen Blick auf ihren Chef. »Gut, dass Sie das noch wissen.«
    »W ie lief es denn?«, fragte Neddy interessiert.
    »Ich habe den Artikel vorerst zurückgestellt, da wir glauben, dass diese Story jetzt wichtiger ist. Aber wo Sie gerade davon sprechen, Mr. Starkey – wie viele Ballen Felle werden morgen denn verschickt?«
    »Zwei bis jetzt. Oder waren es drei?« Er dachte einen Augenblick nach. »Nein, zwei. Ein Ballen aus Snuggery, und Mick Brown hat auch noch einen Ballen zu verschicken.«
    »Und die, die Mick Brown verschickt, stammen von Mallory McDermott, stimmt ’ s?«, fragte Eliza.
    »V ermutlich ja, aber es könnten auch Micks eigene Felle sein. Er fängt von Zeit zu Zeit ein paar Kaninchen.«
    Eliza fand nicht, dass diese Information sich viel versprechend anhörte. Es war nicht anzunehmen, dass Willie Wade aus Snuggery in einem Pferch am See Schafe schlachtete, und auch Mallory McDermott hatte Eliza als Verdächtigen bereits ausgeschlossen. Sie hoffte nur, dass sie sich nicht völlig blamierte. Wenn das geschah, würde sie mit Sicherheit ihren Job verlieren.
    »Es könnte sein, dass morgen noch mehr Fracht eintrifft. Wenn ja, werde ich ein bisschen umdisponieren müssen. Zum Glück wird Winston Charles, mein junger Assistent, mit jeder Woche gewandter.«
    »Er ist ein netter Junge«, warf Doris ein. »Seine Mutter war bis zu ihrem Tod eine gute Freundin von mir.«
    »Ich habe Mick Brown in der Bar gesehen, als wir hereinkamen«, sagte Neddy und warf einen Blick durch die offene Tür des Speisesaals. »Das da ist er – der große Mann mit dem dunklen Hemd und der grauen Jacke.«
    »Ja, ich sehe ihn«, sagte Eliza. Neddy redete weiter mit George über die Fracht, während Eliza beobachtete, wie Mick Brown Mannie Boyd ein Bier ausgab. »Haben Sie nicht gesagt, die Trapper seien Rivalen, Mr. Starkey?«, fragte sie. Wenn das stimmte, wieso war ihr Umgang dann so kumpelhaft?
    »Das ist richtig. Aber wie ich damals schon sagte – es ist eine Rivalität, die ich nicht begreife, denn es gibt mehr als genug Kaninchen.«
    In diesem Augenblick näherte sich Mary mit einem Tablett und stellte jeweils einen Teller vor Neddy und Doris hin.
    »W ie Sie sehen«, sagte Neddy, »stehen Kaninchen heute Abend sogar auf der Speisekarte des Hotels.«
    Eliza sah, dass sowohl Doris als auch Neddy Kanincheneintopf bestellt hatten. »Ja«, sagte sie, wobei sie sich fragte, ob die Männer, die die Schafe im Pferch getötet hatten, auch die Kaninchen geschlachtet hatten, die nun in Marys Eintopf waren. Das konnte eine weitere Spur sein, die zu verfolgen sich vielleicht lohnte.
    »Ich nehme auch den Eintopf«, sagte George zu Mary. »Er riecht köstlich.«
    »Und Sie?«, wandte Mary sich an Eliza. »Möchten Sie ebenfalls Eintopf?«
    »Ich nehme nur die Gemüsesuppe und Brot, bitte.«
    Mary blickte sie stirnrunzelnd an. »Erzählen Sie mir bloß nicht, Tilly hat Sie in einen dieser seltsamen Menschen verwandelt, die kein Fleisch essen«, sagte sie.
    »Ehrlich gesagt war es nicht Tilly, die mich zur Vegetarierin gemacht hat«, sagte Eliza.
     
    Es war acht Uhr an diesem Abend und sehr dunkel, als Brodie hinter dem Hanging Rocks Inn ein Geräusch hörte.

Weitere Kostenlose Bücher