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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Tilly war auf ihrem Zimmer und im Begriff, zu Bett zu gehen. Noah hatte sich bereits schlafen gelegt. Brodie griff nach seinem Gewehr und humpelte vorsichtig zur Hintertür. Sein verletztes Bein war noch immer verbunden. Sheba hatte im Haus geschlafen, hatte das Geräusch aber ebenfalls gehört und bellte, die Ohren aufgestellt.
    Als Tilly das Bellen hörte, kam sie aus ihrem Zimmer und blickte den Flur hinunter. Sie hatte Angst, die Fährtenleser könnten mit ihren Hunden zurückgekommen sein. Seit dem Besuch der Männer war sie angespannt und ängstlich. »W ohin gehen Sie, Brodie?«, wollte Tilly wissen.
    »Nur raus, mich umsehen.«
    »W arum hat Sheba gebellt?«
    »W egen irgendeines Geräusches. Ich habe es auch gehört.«
    »W onach hat es sich denn angehört?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Meinen Sie, es waren Eliza und George, die zurückgekommen sind?«
    »Nein. Vermutlich ist es nichts Besonderes, aber ich werde mich lieber umschauen«, antwortete Brodie.
    Tilly hoffte, dass es nicht der Wolf war.
    »Seien Sie vorsichtig, Brodie«, rief sie ihm zu. »Sie sollten eigentlich nicht aus dem Haus, Sie können ja kaum laufen.«
    »Ich schaff das schon. Meinem Bein geht es immer besser. Sie können unbesorgt sein, ich gehe nicht weit. Bleiben Sie im Haus, und halten Sie die Tür geschlossen«, riet er ihr.
    Eine Wolke schob sich vor den Mond, sodass es mit einem Mal stockdunkel wurde. Brodie bahnte sich vorsichtig einen Weg zum Hühnerhaus und zu den Ställen, doch auf Tillys Hof war alles ruhig, sodass er stehen blieb und lauschte. Wenig später vernahm er in der Ferne das aufgeregte Gackern von Hühnern. Die Geräusche kamen vom Hühnerhaus ihres Nachbarn Barney. Irgendetwas schien die Tiere zu ängstigen.
    Brodie spannte sein Gewehr und schlug zögernd den Weg zu Barneys Farm ein. Er musste an den Wolf denken und an das Versprechen, das er Eliza gegeben hatte. Es war ein Versprechen, bei dem er nicht sicher war, ob er es halten konnte. Und er war sich auch nicht sicher, ob er im Dunkeln zwischen einem Wolf und einem Tiger zu unterscheiden vermochte …
    Gleich hinter Tillys kleinem Obstgarten war eine Pforte in dem Zaun, der die beiden Grundstücke voneinander trennte. Brodie benötigte fast fünf Minuten, um diese Pforte zu erreichen, da er nur sehr langsam gehen konnte. Auf der anderen Seite, auf Barneys Grundstück, kam er noch langsamer vorwärts, da das Gelände sehr ungepflegt war. Das Gras und das Unkraut wucherten hoch, doch es gab wenigstens einen schma­len Fußweg, der zu Barneys Haus führte, ausgetreten von Tilly und Barney nach unzähligen gegenseitigen Besuchen im Laufe der Jahre.
    Brodie folgte dem Fußweg. Bei jedem Schritt suchte er den Boden vor sich nach Spuren ab, hielt nach Schatten Ausschau und lauschte gebannt auf jede Bewegung im Gras. Er hatte keine Laterne mitgenommen, da sie den Eindringling nur verscheuchen würde. Die Hühner gackerten noch immer. Im Laufe der Jahre, auf der Jagd, hatte er gelernt, Geräusche zu deuten, und die Laute, die die Hühner von sich gaben, hörten sich unverkennbar nach Todesangst an. Brodie war sicher, dass ein Raubtier um ihren Schlag herumgeschlichen war und vielleicht schon versucht hatte, in den Schlag einzudringen.
    Bald lag Barneys Haus vor ihm im Dunkeln. Brodie bewegte sich auf den Regenwassertank neben dem Gebäude zu, wo er sich versteckt halten, das Hühnerhaus beobachten und notfalls davonlaufen konnte. Am Tank verharrte er regungslos, da er wusste, dass der Wind seinen Geruch in die entgegengesetzte Richtung trug. Das war wichtig, da Tiere menschliche Gerüche sofort witterten.
    Brodie schaute hinauf zum dunklen Himmel. Die Wolken zogen rasch dahin, und es war stockfinster. Er hoffte, überhaupt die Gelegenheit zu bekommen, das Tier zu sehen, das ums Hühnerhaus schlich. Allmählich gewöhnten seine Augen sich an die Dunkelheit.
    Plötzlich sah er eine erschreckend große Kreatur um das Gehege schleichen. Brodies Nackenhaare stellten sich auf. Er verstärkte den Griff um sein Gewehr und lauschte. Die Schritte des Wesens waren lautlos, doch Brodie meinte, ein leises, bedrohliches Knurren zu hören. Dann begannen die Hühner wieder, ängstlich zu kreischen. Sie hatten das Knurren ebenfalls gehört.
    Die Kreatur bewegte sich weiter um das Gehege herum. Brodie hörte ein tiefes Grollen. Das Tier schien jetzt zornig zu werden, was es noch gefährlicher und unberechenbarer machte. Brodie hob seine Waffe und zielte. Sein Finger ruhte am

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