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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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sie so oft im Haus.«
    George schien diese Erklärung zu akzeptieren. Als er auf sein Zimmer ging, um sich für den Ritt in die Stadt umzuziehen, nutzte Eliza die Gelegenheit, ihre Tante genauer zu befragen. »Du hast gesagt, Brodie hätte gestern Nacht kein Tier gesehen, Tante. Er hat doch die Wahrheit gesagt, oder?«
    Tilly blickte besorgt drein. »Das dachte ich jedenfalls. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er die Wahrheit gesagt hat. Brodie würde in solchen Dingen nicht lügen.« Doch als sie jetzt darüber nachdachte, musste sie zugeben, dass Brodie ziemlich mitgenommen ausgesehen hatte, und seine Kleidung war schmutzig gewesen. Sie hatte angenommen, dass er im Dunkeln vielleicht gestürzt war. Und als er erklärt hatte, er wolle den Arzt aufsuchen, hatte sie vermutet, dass er starke Schmerzen litt, nicht, dass er log. Aber das wollte sie Eliza nicht sagen. Sie wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte. Sie alle hatten schon mehr als genug Sorgen damit, Noah zu helfen und ihn im Haus zu verstecken.
     
    Eliza und George brachen gegen zehn Uhr auf, sodass sie nach der Besichtigung des Pferchs noch ausreichend Zeit hatten, in die Stadt zu kommen. Brodie war noch immer nicht zurückgekehrt.
    »V ielleicht ist sein Bein doch schlimmer verletzt, als wir dachten«, meinte Tilly, ehe Eliza und George aufbrachen.
    »Hoffentlich nicht«, sagte Eliza. Es wäre ihr weitaus lieber gewesen, Brodie in der Stadt dabeizuhaben, wenn sie die Identität des Schafdiebs aufdeckten, für den Fall, dass es Ärger geben sollte. Ohne einen Constable in Tantanoola konnte alles passieren.
    In der Nähe des Pferchs stiegen George und Eliza von Angus ’ Rücken. Der Ekel erregende Geruch lag noch immer in der Luft.
    »Sind Sie sicher, dass hier die richtige Stelle ist?«, fragte George. George sah sich um, konnte aber keinen Hinweis darauf entdecken, wo der Pferch sein könnte, und war verwirrt. Eliza zeigte ihm den gut getarnten Tunneleingang. Ihr fiel auf, dass die Kaninchenfelle, die man in der Nähe zum Trocknen aufgehängt hatte, verschwunden waren.
    Sie führte George in den Tunnel. Am anderen Ende sah sie, warum der Geruch nicht mehr so schlimm war: Die Schaffelle waren ebenfalls verschwunden; vermutlich befanden sie sich bereits bei der Fracht am Bahnhof. Doch immer noch lagen die Reste verwesender Kadaver im Pferch. George fotografierte das schreckliche Bild. Einige Kadaver hatten die Ameisen und Maden inzwischen in Skelette verwandelt. Der Geruch war nicht zu ertragen, sodass George und Eliza zusahen, von dem Ort des Grauens fortzukommen, so schnell sie es vermochten.
    Als sie wieder auf die Hauptstraße einbogen, die in die Stadt führte, begegneten sie einem Wagen, der in die entgegengesetzte Richtung fuhr.
    »Na so was! Ich bin mir fast sicher, dass das Bob Hanson war«, sagte George und drehte sich nach dem Wagen um.
    »W er ist Bob Hanson?«, fragte Eliza.
    »Der Besitzer der South Eastern Times «, erklärte ihr George.
    »Nie von ihm gehört«, sagte Eliza.
    »Ihm gehören das Gebäude und die Zeitung, aber er spielt keine aktive Rolle im täglichen Zeitungsgeschäft. Auch wenn ich mir sicher bin, dass er alles im Auge behält. Bob ist ein gerissener Geschäftsmann. Fast ganz Millicent und das umliegende Land liegen auch in seinem Besitz, aber er ist bescheiden geblieben. Es wundert mich, dass Sie noch nie von ihm gehört haben. Er ist freundlich und hilfsbereit, bleibt aber stets im Hintergrund und würde sich niemals als Held und Wohltäter feiern lassen. Er würde nicht einmal zulassen, dass sein Name in der Zeitung erwähnt wird.«
    »W as tut er hier draußen?«, fragte Eliza.
    »Gute Frage. Er fährt in Richtung Mount Gambier«, sagte George stirnrunzelnd. »Ich hoffe, ich verpasse nicht die Gelegenheit, an eine wichtige Story zu kommen.«
     
    Nachdem Eliza und George an diesem Morgen aufgebrochen waren, sagte Tilly zu Noah, sie würde Barney ein wenig Gemüse bringen.
    »Lassen Sie die Tür abgesperrt, bis ich zurückkomme«, fügte sie hinzu. »Ich werde Sheba bei Ihnen im Haus lassen, damit sie Sie warnen kann, falls jemand in die Nähe kommt.«
    Noah schien zufrieden mit diesem Arrangement, und Tilly brach auf, einen Korb mit gemischtem Gemüse in der Hand. Sie sorgte gern dafür, dass Barney gut aß, zumal sein eigener Garten so wenig hergab.
    Als Tilly eine halbe Stunde später wiederkam, erschien ihr das Haus auf unheimliche Weise still. Zunächst nahm sie an, Noah müsse auf dem Speicher sein, und

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