Im Schatten des Teebaums - Roman
Alistair in Händen hielt und auf dem anmaßenderweise zwei Tassen standen, dazu eine Kanne Tee. Sie hatte Alistairs Selbstbewusstsein bisher noch für eine anziehende Eigenschaft gehalten; inzwischen betrachtete sie es als Arroganz.
»Ich glaube, ich habe mich gestern Abend wie ein verdammter Blödmann benommen, Katie«, sagte Alistair mit leiser Stimme, entschlossen, den ungezogenen Jungen bis zum Äußersten zu spielen. Er hoffte, damit an ihre weiblichen Instinkte zu appellieren und ihr Mitleid zu wecken. »Es tut mir schrecklich leid. Falls es ein Trost für Sie ist, ich habe grauenhafte Kopfschmerzen«, stöhnte er.
Gut, dachte Katie, sagte jedoch nichts.
»Ich nehme an, es war offensichtlich, dass ich keinen Alkohol vertrage. Ich mache die dümmsten Bemerkungen, wenn ich zu viel trinke. Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe, aber bitte glauben Sie mir, dass meine Worte nichts mit der Wahrheit oder echten Gefühlen von meiner Seite zu tun hatten. Ich wünschte, ich könnte alles zurücknehmen oder die Uhr um zwölf Stunden zurückdrehen …«
Unter normalen Umständen hätte Katie ihm fröhlich die Tür vor der gespielt zerknirschten Miene zugeknallt, aber heute verfolgte sie ein Ziel; deshalb tat sie so, als würde sie auf seine falsche Entschuldigung hereinfallen. »Kommen Sie erst einmal herein, Alistair«, sagte sie. »Ich bin nicht nur wegen Ihnen schlechter Laune. Ich hatte gestern Abend wieder einmal Streit mit meiner Schwester.«
»T atsächlich?« Alistair schien ehrlich überrascht, während er das Teetablett auf dem Nachttisch abstellte. Dann erinnerte er sich undeutlich, Eliza im Speisesaal gesehen zu haben. Am Abend zuvor hatte er gedacht, er hätte es sich nur eingebildet.
»Ja, sie ist ins Hotel gekommen, um mit ihrem Chef zu Abend zu essen. Ich muss gestehen, dass ich Ihretwegen ohnehin schon schlechte Laune hatte; deshalb war ich nicht sehr nett zu Eliza. Ich sollte mich bei ihr entschuldigen, aber ich habe es gründlich satt, wie sie ständig die große Schwester spielt. Sie kann furchtbar herrisch sein.«
»Da gebe ich Ihnen recht, Katie. Eliza ist kein so liebreizendes Mädchen wie Sie.«
Katie kochte innerlich, hielt ihre Gefühle jedoch im Zaum. Wie konnte dieser verlogene Kerl es wagen, solche Dinge über Eliza zu sagen! »Können Sie sich vorstellen, dass sie mir praktisch befohlen hat, ihr bei einer Story zu helfen, hinter der sie heute her ist?«
»T atsächlich?« Ein Hoffnungsschimmer glomm in Alistair auf.
»Ja, aber ich habe mich geweigert – was ihr überhaupt nicht gefallen hat. Sie wird aus der Stadt fahren, daher weiß ich, dass sie mich nur von Ihnen wegzerren wollte. Eliza dachte, sie könnte mich zum Narren halten, aber so dumm bin ich nicht.«
Alistair wusste, dass er behutsam vorgehen musste, doch er brannte darauf, Katie zu fragen, womit Eliza sich beschäftigte.
»Haben Sie das gestern Abend ernst gemeint, als Sie sagten, ich sei Ihnen keine Hilfe, Alistair?«, fragte Katie honigsüß.
Er tat, als wäre er tief beschämt. »Natürlich nicht, Katie! Ich habe Sie gern mitgenommen, wenn ich Leute interviewt habe. Bedauerlicherweise bin ich nicht sehr erfolgreich gewesen, aber das ist schließlich nicht Ihre Schuld.«
»Haben Sie Ärger mit Ihrem Chef?« Katie tat, als wäre sie aufrichtig besorgt.
»Nun, seit dem Bericht über diesen Aborigine in der Stadt habe ich ihm keinen Artikel mehr geschickt. Aber was auch passiert, ich bereue nicht einen Augenblick, diese Zeit mit Ihnen verbracht zu haben.«
Katie konnte nicht glauben, dass er die Frechheit besaß, die Schuld daran ihr in die Schuhe zu schieben. »V ielleicht kann ich Ihnen wieder helfen …?«, bot sie an.
Alistair versuchte, sich seinen Jubel nicht anmerken zu lassen, aber diesmal entging es Katie nicht. »Nur, wenn Sie mir mein schreckliches Benehmen verzeihen, Katie«, sagte er, als würde er ihre Absolution benötigen.
»Natürlich verzeihe ich Ihnen. Ich kann verstehen, dass es ein kleiner Schock für Sie gewesen sein muss, den Besitzer der Zeitung in der Stadt zu sehen, und Sie hatten mir ja gesagt, dass Sie unter schrecklichem Druck standen. Sie sind schließlich auch nur ein Mensch, Alistair. Es ist alles verziehen.«
»Oh, danke, Katie«, sagte Alistair, nahm ihre Hand und küsste zärtlich ihren Handrücken. »Ich weiß nicht, wie ich es verdient habe, dass eine solch entzückende Frau wie Sie in mein Leben getreten ist, aber ich bin unendlich dankbar.«
Darauf wette ich, dachte
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