Im Schatten des Teebaums - Roman
Katie, zwang sich aber zu einem süßen Lächeln. »W ie kann ich Ihnen denn helfen?«
»Ich brauche unbedingt eine gute Story, Katie. Wenn Sie mir irgendwelche Anhaltspunkte geben könnten …« Er hoffte, dass sie den Wink verstand, auch wenn er sehr plump gewesen war.
Katie tat, als würde sie darüber nachdenken. »Ich könnte Ihnen sagen, was Eliza heute vorhat, aber ich will nicht, dass Sie mich für schlecht halten, weil ich meine Schwester verrate.«
»Oh, ich würde Sie niemals für schlecht halten«, beeilte Alistair sich zu sagen. »Eliza würde genau dasselbe tun, wenn sie die Gelegenheit hätte. Journalisten müssen nun mal ein bisschen skrupellos sein. Das ist in dieser Branche völlig akzeptabel.«
Katie zögerte noch immer, aber nur, um seine Qual ein wenig zu verlängern. Sie würde es ihm nicht leicht machen.
In Alistair stieg die Befürchtung auf, dass Katie ihre Schwester nicht verraten wollte. Das durfte er nicht zulassen! Er war entschlossen, vor nichts zurückzuschrecken, um zu bekommen, was er wollte. »Es tut mir leid, Sie in diese unangenehme Lage zu bringen«, sagte er, »aber wir sind ein großartiges Team, und wer weiß, wohin das führen könnte. Vielleicht werden wir eines Tages bei mehr als nur der Arbeit Partner sein.« Er blickte sie so liebevoll an, wie er nur konnte.
Katie war entsetzt, dass er so weit ging, eine gemeinsame Zukunft anzudeuten, nur um an eine Story zu kommen. Noch vor einem Tag wäre sie entzückt gewesen, dies von ihm zu hören, aber jetzt bestätigten seine Worte und sein Gehabe endgültig, dass Eliza die ganze Zeit recht gehabt hatte. Niemand hatte es mehr verdient als Alistair McBride, zum Narren gehalten zu werden, und Katie hatte jetzt nicht mehr die geringsten Skrupel, dabei mitzuspielen. »Na schön«, sagte sie, während sie zum Tablett ging. »Aber lassen Sie uns zuerst einen Tee trinken.« Sie war dermaßen wütend, dass sie sich erst einmal ablenken musste, um ihre Fassung wiederzugewinnen.
»Haben wir denn Zeit dafür, Katie?«, fragte Alistair, voller Angst, Eliza könnte ihr planmäßiges Ziel vor ihm erreichen.
»Oh«, sagte Katie, als wäre ihr dieser Gedanke noch gar nicht gekommen. »V ielleicht nicht.«
Alistairs Augen weiteten sich. »W arum nicht, meine Liebe?«, fragte er, sein Herz pochte heftig. Er wollte die Story am liebsten aus Katie herausschütteln, doch es gelang ihm, sich zu beherrschen. Wenn er nicht als Erster an die Story herankam, hinter der Eliza her war, würde er gewaltigen Ärger mit seinem Chef bekommen.
»Eliza wollte, dass ich heute mit ihr in die Gegend von Snuggery fahre«, sagte Katie, als wäre nichts dabei.
»Snuggery!« Das hatte Alistair nicht erwartet.
»Ja. Offenbar ist es ein gut gehütetes Geheimnis, aber ein Mann dort hatte zwei Tiger als Haustiere, die er großgezogen hat, seit sie Babys waren. Kürzlich ist ihm eines der Tiere entlaufen. Eliza will mit ihrem Chef dorthin fahren, um den anderen Tiger zu fotografieren, der dort noch immer gefangen gehalten wird. Sie wollen einen Exklusivbericht über das Leben dieses Mannes schreiben und über den Tiger berichten, der entkommen ist. Sie waren sehr aufgeregt.«
Alistair frohlockte innerlich. Diese Enthüllung war ja noch viel besser, als er erwartet hatte! »W ir müssen vor den beiden dorthin kommen. Wissen Sie den Namen dieses Mannes?«
»Ja. Willie Wade.«
»W illie Wade? Verdient der sich seinen Lebensunterhalt nicht mit dem Verkauf von Kaninchenfellen?« Alistair war ihm ein- oder zweimal begegnet. Der Mann sah nicht so aus, als würde er sich Tiger als Haustiere halten. Eher schon Frettchen.
Katie hatte nicht damit gerechnet, dass Alistair von Willie Wade wusste; deshalb war sie einen Augenblick lang verwirrt. »Ja, stimmt, aber offenbar verfüttert er das Kaninchenfleisch an die Tiger.« Sie hielt den Atem an. Alistair war kein Dummkopf. »Ich nehme an, er verdient sein Geld mit den Fellen, und das Fleisch soll nicht vergeudet werden«, sagte sie.
Alistair dachte über diese Erklärung nach.
Katie warf einen Blick auf die Uhr. »Eliza könnte etwas früher losfahren als geplant. Sie war sehr aufgeregt wegen der Story.«
»Haben Sie etwas dagegen, wenn wir sofort aufbrechen, Katie? Snuggery ist ziemlich weit von Tantanoola entfernt.«
»Aber nein, Alistair«, sagte Katie, zufrieden mit sich selbst. Endlich würde dieser verlogene Kerl bekommen, was er schon längst verdient hatte.
»W o ist Ihre Tante, Eliza?«, fragte George,
Weitere Kostenlose Bücher