Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
Vom Netzwerk:
gehört Barney«, antwortete Brodie und sprang vom Bock. »Als ich das letzte Mal bei ihm war, habe ich gesehen, dass in seiner Scheune eine alte Kutsche steht. Offenbar hat Barney sie schon seit Jahren.«
    »Das stimmt«, sagte Tilly. Sie hatte die Kutsche völlig vergessen.
    »Er sagt, er benutzt sie nicht, weil er kein Pferd hat. Sie ist ein bisschen eingerostet, wird aber ihren Zweck erfüllen.«
    »W elchen Zweck? Warum haben Sie sie hierher gebracht?« Tilly wurde flau im Magen.
    »W ir werden heute noch nach Mount Gambier fahren. Und dazu brauchen wir ein geschlossenes Gefährt.«
    »Heute? Nein, Brodie, heute kann ich noch nicht fahren!« Tilly war blass geworden.
    »Doch, können Sie. Wenn Sie es jetzt nicht tun, wird es nie etwas. Gehen Sie schon, und ziehen Sie sich um. Ich bringe mich in der Zeit auch ein bisschen in Schuss.«
    »Aber …« Tilly war wie erstarrt. Das alles kam zu plötzlich.
    »Na los, Matilda«, sagte Brodie streng. Er wollte ihr gar nicht erst zu viel Zeit lassen, darüber nachzudenken.
    Tilly wollte weiter protestieren, doch Brodie schob sie ins Haus, damit sie endlich aufbrechen konnten.

30
     
     

     
     
     
     
     
    Clive konnte nicht still sitzen. Seine Taschen waren seit Stunden gepackt, und er hatte sich darauf eingestellt, planmäßig nach Montrose Park aufzubrechen. Doch mit einem Mal kamen ihm Bedenken. Noch nie war er so nervös gewesen, so rastlos – Empfindungen, die völlig fremd waren für einen Mann, der sich stets gerühmt hatte, alles im Griff zu haben. Clive hatte die feste Absicht gehabt, auch ohne Henrietta aufzubrechen, wenn es denn so sein sollte, aber jetzt, wo dieser Zeitpunkt immer näher rückte, wurde ihm klar, dass er das nicht konnte. Eine Zukunft ohne Henrietta vermochte er sich nicht vorzustellen.
    Je länger Clive darüber nachdachte, desto mehr wuchs seine Überzeugung, dass Henrietta das Glück ihrer Familie stets über ihr eigenes stellte. Das musste ein Ende haben.
    »Jemand muss für dich Partei ergreifen, mein Mädchen. Und wenn du das nicht selbst tun kannst, tue ich es eben für dich«, sagte Clive laut zu sich selbst.
    Er hatte sich schon lange nach einer Konfrontation mit Richard gesehnt, doch Eliza und Katie zuliebe hatte er sich bisher beherrscht. Jetzt aber waren die Mädchen nicht zu Hause, sondern in Tantanoola, und Clive erkannte, dass endlich die Chance gekommen war, auf die er so lange gewartet hatte. Er musste diese Chance nutzen, wollte er sich ein Leben mit der Frau aufbauen, die er liebte. Außerdem hatte Henrietta gesagt, sie würde nach Tantanoola fahren, um sich von den Mädchen zu verabschieden; deshalb schien der Zeitpunkt ideal. Er und Richard konnten die Angelegenheit unter vier Augen besprechen, ehe die Frauen zurückkamen.
    Von neuer Entschlusskraft erfüllt, beschloss Clive, nach Sunningdale zu fahren. Zuerst aber musste er einen Zwischenstopp bei den Auktionshöfen einlegen, um Bert Newcombe, seinem Verwalter dort, ein paar Anweisungen in letzter Minute zu erteilen. Bert würde die Auktionshöfe übernehmen, mit der Aussicht, das Geschäft von ihm, Clive, zu kaufen, sobald er sich in Montrose niedergelassen hatte.
     
    Als Henrietta und Eliza nach Hause kamen, stellten sie fest, dass Richard nicht da war. Eliza war insgeheim erleichtert – ebenso wie Henrietta –, obwohl keine der beiden wusste, wie der anderen zumute war.
    Eliza wusste, dass es ihr schwerfallen würde, ihre feindseligen Gefühle gegenüber ihrem Vater zu verbergen, doch als Henrietta ihr freiwillig keine Auskünfte über Richards Aufenthaltsort gab, wurde Eliza neugierig und erkundigte sich nach seinem Verbleib.
    Henrietta fiel die kaum verhohlene Feindseligkeit in Elizas Stimme gar nicht auf, da sie zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt war. »Ich bin mir nicht sicher, wo er ist«, erklärte sie geistesabwesend. »Mickey sagte, er würde King Solomon zu den Roachs bringen, damit er eine ihrer preisgekrönten Stuten deckt. Aber er müsste inzwischen eigentlich zurück sein.«
    Henrietta und Richard waren sich, seitdem die Mädchen in Tantanoola waren, aus dem Weg gegangen; deshalb war sie nicht verwundert, dass Richard noch nicht zurück war. Genau genommen war sie sogar erleichtert darüber. Henrietta nahm an, dass die Roachs ihn der Höflichkeit halber zum Nachmittagstee eingeladen hatten und dass er die Einladung lieber angenommen hatte, statt zu ihr und in die aufgeladene Atmosphäre nach Hause zurückzukehren. Henrietta war es nur recht.

Weitere Kostenlose Bücher