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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Falle ginge.«
    »T ja, vielleicht hast du recht«, sagte Tilly. Sie teilte Jocks Zuversicht zwar nicht, ließ es sich aber nicht anmerken. »Du hast jedenfalls nur noch zwei Tage Zeit, denk daran.«
    »Du wirst sehen, Tilly, ich fange die Bestie noch heute! Der Tiger hat jede Nacht mindestens ein Schaf geholt, warum sollte er das heute nicht auch tun?« Er blickte Eliza an. »V ielen Dank übrigens. Das Ganze war schließlich Ihre Idee!«
    Eliza warf Tilly einen flüchtigen Blick zu. Ihre Tante machte ein besorgtes Gesicht. »Ich habe nur gesagt, dass ich es in einem Buch gelesen habe, Jock«, erwiderte Eliza. »Es war Ihre eigene Idee, die Grube auszuheben. Falls Sie den Tiger fangen, sollten Sie auch die Lorbeeren ernten.«
    Jock zuckte gleichgültig die Achseln.
    »Na, dann viel Glück«, wünschte Tilly ihm. Sie hoffte inständig, dass der Tiger tatsächlich in dieser Nacht in die Falle ging.
     
    »Kann ich etwas für dich tun, während du bei der Versammlung bist, Tante?«, fragte Eliza, als sie in der Stadt angekommen waren. »Den Brief aufzugeben dauert ja nicht lange.«
    »Schau dir die Läden an«, schlug Tilly vor. »Sie sind bestimmt nicht mit denen in Mount Gambier zu vergleichen, aber die Ladenbesitzer sind stets zu einem Schwätzchen aufgelegt. Vielleicht erfährst du etwas Interessantes, das du für deine Artikel verwenden kannst. Ich hab sowieso nicht lange zu tun – eine halbe Stunde, denke ich.«
    Eliza nickte. »Na schön.«
    »Das Postamt ist gleichzeitig eine Gemischtwarenhandlung, und man kann Geschenkartikel und allerlei Krimskrams dort kaufen. Der Laden gehört Myra Ferris und ihrem Mann. Myra ist sehr neugierig, aber mach dir nichts draus. Sie denkt, das gehört zu ihrem Beruf.«
    Tilly und Eliza vereinbarten, sich später wieder zu treffen, und gingen ihrer Wege.
    Myra stand hinter dem Postschalter, als Eliza den Laden betrat.
    »Guten Morgen«, grüßte Eliza. »Ich möchte diesen Brief hier aufgeben.« Sie reichte ihn Myra. Diese las erst, an wen er adressiert war, und klebte dann eine Marke auf den Umschlag.
    »Sind Sie diese Zeitungsfrau, von der alle sprechen?« Myra hatte von der jungen Frau gehört, die als Reporterin arbeitete und im Hotel durch ihr Auftreten für Aufsehen gesorgt hatte.
    Eliza musterte die Ladeninhaberin. Myra war eine kleine, zierliche Person mit spitzer, langer Nase – lang genug, um sie bequem in anderer Leute Angelegenheiten stecken zu können. »Ja, ich arbeite für die Border Watch . Aber ob die Leute über mich reden oder nicht, kann ich nicht sagen.«
    »T antanoola ist eine kleine Stadt. Man kann sich nicht mal an der Nase kratzen, ohne dass es sich herumspricht. Sie wohnen im Hanging Rocks Inn, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete Eliza geduldig. Am liebsten hätte sie Myra gefragt, ob sie sich auch dafür interessiere, was sie zum Frühstück gegessen hatte.
    »W ie kommen Sie denn mit Tilly Sheehan aus?«
    »Sehr gut«, antwortete Eliza kurz angebunden.
    »Ich frage nur, weil Tilly …«, Myra beugte sich verschwörerisch vor, »… manchmal ein bisschen seltsam ist.«
    Jetzt hatte sie Eliza neugierig gemacht. »Seltsam? Wie meinen Sie das?«
    »Einmal hab ich sie dabei ertappt, wie sie mit sich selbst geredet hat!«, sagte Myra in einem Tonfall, als ob es ein Verbrechen wäre, Selbstgespräche zu führen. »Und die Gesellschaft ihrer Tiere ist Tilly offenbar lieber als die von Menschen. Finden Sie das nicht auch merkwürdig?«
    »Nein, ganz und gar nicht«, versetzte Eliza. »Ich führe auch manchmal Selbstgespräche, und Tiere sind meist sehr viel netter als Menschen.« Damit drehte sie sich um und verließ grußlos den Laden. Myra war eine Nervensäge, das wusste Eliza jetzt schon, sie hatte Angst, sie könnte etwas tun oder sagen, das sie hinterher bereuen würde. Jetzt würde Myra ihren Kunden bestimmt erzählen, dass auch sie, Eliza, ein bisschen seltsam sei, aber das störte sie nicht. Den Tratsch über ihre Tante wollte sie sich jedenfalls keine Sekunde länger anhören.
    Eliza schlug den Weg zum Hotel ein. Vor dem Eingang stand Alistair McBride und kritzelte etwas in ein Notizbuch. Als er aufblickte und Eliza sah, machte er ein überraschtes Gesicht.
    »Sie sind ja immer noch da«, bemerkte er.
    »W as dachten Sie denn? Ich gehe nicht eher, bis ich meine Geschichte habe«, erwiderte Eliza kühl.
    »W arum besuchen Sie nicht ein paar Damenkränzchen, dann kriegen Sie genug Klatschgeschichten zu hören, über die Sie schreiben können«, spottete

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