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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Zorn.
    »Einige Leute in der Stadt wollen offenbar einen Aborigine-Fährtenleser anheuern und Bluthunde einsetzen, falls Brodie Chandler den Tiger nicht bald aufgespürt hat. Das habe ich von einem der Mitglieder des Komitees erfahren. Typisch!« Tilly schüttelte unwillig den Kopf. »Die Leute werden immer gleich hysterisch.«
    »Haben sie Mr. Chandler eine Frist gesetzt?«
    »Ich glaube nicht. Die meisten hier halten große Stücke auf ihn. Ach, übrigens, was hat Myra Ferris denn zu erzählen? Hat sie dir ein Loch in den Bauch geschwatzt?«
    Eliza spürte, wie sie rot wurde. »Nein, eigentlich nicht, ich war auch nicht lange da«, antwortete sie ausweichend. Sie würde Tilly nichts von Myras Gerede sagen, weil sie nicht wollte, dass ihre Tante noch mehr verunsichert wurde und den letzten Rest ihres wegen der Narben ohnehin angeschlagenen Selbstwertgefühls verlor. Sonst würde Tilly sich am Ende vollständig von den Menschen zurückziehen und doch noch zur Einsiedlerin vom Hanging Rocks Inn werden.

5
     
     

     
     
     
     
     
    Eliza und Tilly ritten nach Hause. Tilly sprach nur wenig. Der Gedanke, Brodie Chandler bei sich aufnehmen zu müssen, machte ihr offenbar zu schaffen.
    »V ielleicht hättest du Mrs. Corcorans Bitte mit dem Hinweis zurückweisen können, dass wir zwei allein stehende Frauen sind«, sagte Eliza. »Das hätte sie verstehen müssen.«
    »Mary hätte mich vermutlich gar nicht erst gefragt, wenn du nicht da wärst«, erwiderte Tilly. »Sie hat mich bislang nur ein einziges Mal gebeten, Gäste aufzunehmen, und das war letztes Jahr, als dieses junge Paar auf Hochzeitsreise durch die Stadt kam und sie im Hotel kein Zimmer mehr frei hatte.« Tilly hatte die beiden nur zum Abendessen gesehen, weil sie den ganzen Tag unterwegs gewesen waren, doch selbst das war ihr schon zu viel gewesen.
    »Ich werde bestimmt nicht lange bleiben. Mr. Kennedy will meinen Artikel so schnell wie möglich haben.« Es stimmte Eliza traurig, dass ihr nicht viel Zeit blieb, ihre Tante kennen zu lernen. Wer weiß, wann ich Tilly das nächste Mal wiedersehen werde, dachte sie.
    »Niemand kann vorhersagen, wie lange es dauert, bis du deine Geschichte hast, nicht einmal dein Chef.« Tilly wollte, dass ihre Nichte noch ein bisschen länger bei ihr blieb, das wurde ihr jetzt klar. Sie legte keinen Wert darauf, ihre Schwester Henrietta jemals wiederzusehen, aber Eliza war auch Richards Tochter, und sie war ein reizendes Mädchen.
     
    Die Vorstellung, mit Brodie Chandler unter einem Dach zu wohnen, machte Eliza nervös. Er war zweifelsohne ein attraktiver Mann, doch sie fand es erschreckend, dass jemand das Leben eines Tieres so gering achtete. Dass sie stets auf dem neuesten Stand sein würde, was die Tigersuche anging, musste allerdings Vorrang vor ihren persönlichen Gefühlen haben.
    Eliza saß am Küchentisch und machte sich Notizen über Jock Milligan und seine Tigergrube, während Tilly die Reste des Gemüseeintopfs vom Vorabend für das Mittagessen aufwärmte.
    Eine knappe Stunde später hörten sie das Klappern von Hufen auf der gepflasterten Zufahrt, die zum Haus führte. Kurz darauf sahen sie Brodie Chandler auf der Rückseite des Gasthauses. Er lenkte seinen schwarzen Hengst zum Stall und stieg ab. Dann schlang er die Zügel um eine Querlatte an Nells Koppel, die auf einer Seite von Kiefern beschattet wurde. Nell kam sogleich herbei, um ihren Artgenossen zu begrüßen.
    Eliza sah, wie Tilly sich vergewisserte, dass ihre Narben vom Haar verdeckt wurden. Zum ersten Mal hatte sie Mitleid mit ihrer Tante. Sie würde zu gern mehr über ihren Unfall erfahren, aber sie wusste nicht, ob Tilly überhaupt darüber reden wollte. Eliza nahm sich vor, sie darauf anzusprechen, wenn sie den Zeitpunkt für geeignet hielt.
    »Kommen Sie nur herein, Mr. Chandler«, forderte Tilly den Jäger auf, als er an der Hintertür erschien.
    Eliza bemerkte die Nervosität in ihrer Stimme.
    »Sagen Sie bitte Brodie zu mir, Miss Sheehan«, entgegnete er und stellte seinen Koffer ab.
    Tilly schaute zu ihm auf. Er war groß, weit über eins achtzig. »Aber nur, wenn Sie Tilly zu mir sagen«, entgegnete sie und senkte gleich wieder den Kopf.
    »Ist Tilly die Abkürzung für Matilda?«, wollte Brodie wissen.
    Notgedrungen blickte Tilly wieder auf. »Ja.«
    »Dann würde ich Sie gern Matilda nennen, wenn es Ihnen recht ist. Meine Schwester heißt so, und ich liebe diesen Namen.«
    Tilly errötete wie ein Schulmädchen und senkte rasch wieder den Kopf.

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