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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Matilda.«
    Eliza warf ihm einen Blick zu, der besagte, dass er ihrer Meinung nach maßlos übertrieb.
    »Ein Tiger ist gefährlich, da stimmen Sie mir doch hoffentlich zu«, fuhr Brodie fort.
    »Sicher, deshalb finde ich, man sollte ihn einfangen und an einen Zoo oder einen Zirkus übergeben.«
    »Nur einmal angenommen, wir stellen eine Falle auf …«, sagte Brodie langsam.
    »Ja?« Eliza schaute ihn erwartungsvoll an. Würde sie ihn etwa für ihre Idee gewinnen können?
    »… und nun versuchen Sie, sich einen ausgewachsenen Tiger in einer Falle vorzustellen, oder einem behelfsmäßigen Käfig …«
    »Ja?«, sagte Eliza abermals, dieses Mal allerdings misstrauisch, weil sie das ungute Gefühl hatte, dass Brodie ihr eine Falle stellte.
    »… stellen Sie sich also diese wilde Bestie vor, die mehrere Zentner wiegt und schätzungsweise eine Körperlänge von drei Metern hat.«
    Eliza schaute ihn fragend an. Worauf wollte er eigentlich hinaus?
    »Der Tiger würde rasen vor Panik und Wut, wenn er merkt, dass er in der Falle sitzt. Haben Sie schon mal ein wildes Tier in einer Falle gesehen, Miss Dickens?«
    »Nein, noch nie«, gestand sie.
    »Glauben Sie mir – in diesem Augenblick wird dieses Tier sich nicht für einen Leckerbissen interessieren, es wird nur das eine Ziel kennen, freizukommen, und es wird dabei gewaltige Kräfte entwickeln. Gelingt es dem Tier, sich zu befreien, wird es alles angreifen und töten, was sich in der Nähe aufhält, einschließlich desjenigen, der ihm die Falle gestellt hat.«
    Eliza starrte auf ihren Teller. Sie spürte, wie ihr Gesicht glühte. Sie hätte sich gern eingeredet, dass Brodie übertrieb, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, doch tief in ihrem Innern wusste sie, dass er die Wahrheit sagte. Sie musste an Jock Milligan denken und stellte sich vor, wie der Tiger mit einem mächtigen Satz aus der Grube sprang und sich auf ihn stürzte.
    »Haben Sie schon irgendwelche Tigerspuren gefunden?«, fragte Tilly mit einem raschen Seitenblick auf Eliza. Sie ahnte, was in ihrer Nichte vorging, und fürchtete, sie würde Brodie gleich von Jock Milligans Plan erzählen. Ehe Eliza etwas Unüberlegtes tun konnte, fuhr Tilly fort: »Ich glaube nicht recht an diese Geschichte, wissen Sie. Aber bei der Versammlung des Komitees für die Landwirtschaftsausstellung war der Tiger das Gesprächsthema Nummer eins. Bill Clifford, der Vorsitzende, behauptet, er hätte kürzlich ein merkwürdiges Tier durch Phil Watsons Gerstenfeld laufen sehen. Das Feld liegt nur eine halbe Meile von der Stadt entfernt.«
    »Das hast du mir ja gar nicht gesagt, Tante!«, entfuhr es Eliza.
    »T ante?« Brodies fragender Blick wanderte zwischen den beiden Frauen hin und her. »Ich wusste gar nicht, dass Sie verwandt sind.«
    Tilly sah Brodie ausdruckslos an. Dann erwiderte sie betreten: »Eliza ist die Tochter meiner Schwester. Wir sind uns aber nie begegnet, bis sie hierherkam.« Eliza beeilte sich zu sagen: »T ut mir leid, aber ich habe nicht mehr daran gedacht.«
    Tilly schien sie gar nicht zu hören. Ruhig fuhr sie fort: »Und ehrlich gesagt glaube ich nicht, was Bill da erzählt hat. Ein anderes Mitglied des Komitees will heute Nacht ein Tier im Garten beobachtet haben, aber es könnte ein großer Hund oder ein Kalb gewesen sein. Schließlich war es dunkel, man sah nur Schemen. Es könnte alles Mögliche gewesen sein! Die Leute sehen schon Gespenster. Im Moment geht die Fantasie mit ihnen durch.«
    »Irgendetwas ist da draußen, Matilda«, sagte Brodie ernst. »Dass Schafe gerissen worden sind, ist eine Tatsache, keine Einbildung, und der Schaden ist beträchtlich. Mir ist aufgefallen, dass Sie Ziegen hinter dem Haus haben.«
    »Ja, ich mache Käse aus der Milch.«
    »Sie täten gut daran, die Tiere nachts in einen Stall zu sperren. Ziegen sind eine Delikatesse für einen Tiger.«
    Tilly riss die Augen auf. »Der Gedanke ist mir noch gar nicht gekommen, weil ich hier in der Nähe bisher nichts Ungewöhnliches beobachtet habe. Aber wenn Sie meinen, es ist besser, werde ich die Tiere über Nacht einschließen.«
    Mit einem flüchtigen Blick auf Eliza, die angestrengt auf ihre Aufzeichnungen starrte, sagte Brodie: »W as ich Ihnen jetzt sage, ist nicht für die Veröffentlichung in einer Zeitung bestimmt. Nicht weit von hier habe ich Schafwollbüschel entdeckt, sie hingen an den Zweigen von Teebäumen – und ich habe Abdrücke auf dem Boden gefunden, die von einem Tiger stammen könnten. Leider sind sie nicht

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