Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
Vom Netzwerk:
herumging, entdeckte er die eingebrochenen Äste und stutzte. Nach einer Sekunde begriff er: Etwas war in die Grube gestürzt! Er schnappte geräuschvoll nach Luft. War ihm endlich der Tiger in die Falle gegangen? Innerlich triumphierte er bereits bei dem Gedanken an die Gesichter, die diese Trottel in der Bar machen würden, wenn er ihnen davon erzählte. Dann aber fiel sein Blick auf die leere Schnapsflasche am Rand der Grube, und Enttäuschung überkam ihn.
    Er ging in die Hocke und leuchtete mit der Laterne in das Erdloch. Ein Mann lag dort unten, halb verdeckt von Zweigen und Erde, sodass Jock nicht erkennen konnte, um wen es sich handelte. Dann sah er das Gewehr. »V erflucht«, murmelte er vor sich hin. Ob der Kerl sich versehentlich erschossen hatte, als er hinuntergestürzt war? Oder hatte er sich das Genick gebrochen? Wer war der Mann überhaupt? Vielleicht ein Fremder, der die Landwirtschaftsausstellung besuchen wollte? Jock richtete sich wieder auf. Seine Gedanken rasten. Was sollte er jetzt tun? Er sah sich bereits verhaftet, womöglich unter Mordanklage gestellt.
    »O Gott«, flüsterte er voller Entsetzen. Eine wahnwitzige Sekunde lang war er versucht, die Grube einfach zuzuschütten und so zu tun, als wäre nichts passiert. Kein Mensch würde je erfahren, was sich in dieser Nacht zugetragen hatte. Er blickte sich hastig um. Weit und breit war niemand zu sehen.
    In diesem Moment vernahm er ein Stöhnen, und unsagbare Erleichterung überkam ihn. Der Mann dort unten war noch am Leben.
    »He, alles in Ordnung mit Ihnen?«, rief Jock.
    Mannie Boyd hob ächzend die Arme und schob mühsam die Zweige von seinem Körper. Noch ganz benommen blinzelte er in das Licht der Laterne. »W o zum Teufel bin ich?«, fragte er keuchend.
    Als Jock sah, wer da in seine Falle gestolpert war, packte ihn die Wut. »W as hast du hier auf meinem Land zu suchen?«, knurrte er.
    »W ie wär ’ s, wenn du mich erst mal hier rausholst?« Mannie rappelte sich auf. Die Grube war tief; allein würde er nicht herausklettern können.
    Jock stieß ein verärgertes Schnauben aus und stapfte zur Scheune, um eine Leiter zu holen. Hinter sich hörte er Mannie ängstlich nach ihm rufen. »Ach, halt ’ s Maul, du versoffener Trottel«, brummte Jock unwirsch vor sich hin.
    Als er zurückkam, empfing Mannie ihn ungehalten: »W o bleibst du denn, verdammt? Ich dachte schon, du willst mich hier unten lassen!«
    »Eine hervorragende Idee!«, giftete Jock.
    Er ließ die Leiter hinunter, und Mannie, sein Gewehr in der einen Hand, begann hinaufzusteigen. Ungefähr auf halber Höhe rutschte er von einer Sprosse ab und wäre um ein Haar abgestürzt. Er konnte sich gerade noch fangen. Als er schließlich oben angelangt war, legte er sein Gewehr an den Grubenrand und kletterte erleichtert heraus.Leicht schwankend stand er neben Jock und holte erst einmal tief Luft.
    »W as soll denn das Loch hier?«, fragte er dann.
    »Das geht dich überhaupt nichts an«, erwiderte Jock schroff. »Hab ich dir nicht verboten, mein Land zu betreten?«
    »Ich wollte nur ein paar Fallen holen, die ich hier vergessen hatte«, log Mannie. »Sag schon – wozu hast du das Loch ausgehoben?«
    Jock überlegte blitzschnell. »Ich muss ein paar tote Schafe verscharren. Und jetzt mach, dass du verschwindest!«
    »Und wieso hast du es mit Ästen abgedeckt? Ich hätte mir fast das Genick gebrochen!« In seinem benebelten Zustand konnte Mannie keinen klaren Gedanken fassen, sonst hätte er vielleicht die Ironie der Situation erkannt: Er als Fallensteller war selbst in eine Falle gegangen.
    Ohne darauf einzugehen, entgegnete Jock misstrauisch: »Du hast auf dieser Koppel doch noch nie eine Falle aufgestellt. Raus mit der Sprache! Was hast du hier zu suchen? Du hast herumgeschnüffelt, hab ich recht?«
    Mannie schüttelte verwirrt den Kopf. Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke. Er sah Jock lauernd an. »Das ist eine Falle, nicht wahr? Du wolltest den Tiger darin fangen.«
    »Red keinen Unsinn«, versetzte Jock nervös.
    »Du willst nicht, dass jemand davon erfährt, stimmt ’ s?«
    »Ich hab dir doch gesagt, ich will hier ein paar Tierkadaver verscharren«, beharrte Jock.
    »Ach ja? Und wieso hast du dann einen Fleischbrocken an diesen Pflock gebunden?«
    Jock, der keine Antwort darauf wusste, herrschte Mannie ungeduldig an: »V erschwinde endlich von meinem Land!« Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, richtete er seine Waffe auf Mannie.
    »Nicht so schnell! Wie viel ist dir

Weitere Kostenlose Bücher