Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
Vom Netzwerk:
als er gesehen hatte, dass Eliza aufbrach, hatte er sich ebenfalls verabschiedet. Er konnte nicht zulassen, dass sie allein nach Hause ritt.
    Eliza erwiderte nichts. Brodie stieg in den Sattel und ließ Angus neben Nell gehen. Gemeinsam ritten sie aus der Stadt. Keiner sagte ein Wort.
     
    Alistair McBride saß an der Bar und genehmigte sich zusammen mit einem weiteren Gast und Ryan Corcoran einen Drink. Sie waren die Einzigen; alle anderen waren nach Hause gegangen. Da sah Alistair Mannie in die Bar spähen. Er hätte sich beinahe an seinem Drink verschluckt. Was machte Mannie schon hier? Sie hatten sich doch für zehn Uhr verabredet, und bis dahin war noch viel Zeit. Sein erster Gedanke war, dass Milligan ihn überrascht haben musste.
    Alistair tat so, als müsse er gähnen, wünschte seinen Zechkumpanen eine Gute Nacht und ging auf sein Zimmer. Nach kurzer Zeit verließ er es unbemerkt wieder und schlüpfte zum Hintereingang hinaus. Mannie wartete am Regenwassertank auf ihn.
    »W eshalb sind Sie schon wieder zurück?«, zischte Alistair, ehe Mannie den Mund aufmachen konnte.
    »Ich kann von Glück sagen, dass ich überhaupt noch da bin«, gab Mannie wütend zurück.
    »W ieso? Was ist denn passiert? Hat Milligan Sie gesehen?«
    Mannie fuhr sich müde über die Augen. »Ich bin auf seinem Land in eine Grube gefallen, und da hat er mich gefunden.« Er schwankte, körperlich und nervlich war er völlig am Ende.
    Im schwachen Lichtschein des Hotels sah Alistair, dass Mannies Kleider lehmverschmiert waren. Er konnte auch seine Alkoholfahne riechen. »Grube? Was denn für eine Grube?«, fragte er gereizt. Er vermutete eher, dass Mannie in einen Graben gestolpert war.
    »Na, die Grube, die Jock hinter seiner Koppel ausgehoben hat. Er sagt, er will Tierkadaver darin verscharren, aber ich glaube, er will den Tiger darin fangen. Die Bestie war ganz in der Nähe, ich hab ’ s deutlich gespürt.«
    Alistair horchte auf. Dann aber tat er Mannies Geschichte als Erfindung ab, als Lügenmärchen, das der Kerl sich ausgedacht hatte, weil er vertuschen wollte, dass er sturzbetrunken in irgendein Erdloch gefallen war.
    »Er hat mich von seinem Land gejagt«, fuhr Mannie zornig fort. »Er hat mich mit seiner Waffe bedroht und mich davongejagt!« Plötzlich verzerrte sich sein Gesicht; er presste beide Hände auf seinen Bauch, beugte sich vornüber und übergab sich.
    Alistair verzog angewidert das Gesicht. »W ie kann man sich nur so volllaufen lassen!« Er ärgerte sich über sich selbst. Wie hatte er einen Kerl wie Mannie mit einem so wichtigen Auftrag betrauen können!
    Mannie richtete sich ächzend auf. »Ich sag Ihnen doch, Milligan hat eine Falle für den Tiger gebaut«, keuchte er.
    Alistair schnaubte verächtlich. Vielleicht hätte er Mannie die Geschichte ja abgekauft, wenn er nicht behauptet hätte, die Nähe des Tigers gespürt zu haben. Das ging doch ein bisschen zu weit. »Morgen früh werde ich als Erstes zu Milligans Farm hinausreiten, und Sie kommen mit«, knurrte er. »Ich will diese Tigergrube selbst sehen. Und ich hoffe für Sie, dass es sie gibt!« Damit drehte er sich um und ging zurück ins Hotel.
     
    Eine ganze Weile schon ritten Eliza und Brodie schweigend nebeneinander her. Der Jäger wirkte angespannt; unermüdlich suchte er mit Blicken die Dunkelheit ab. Obwohl Eliza die beklemmende Stille auf die Nerven ging, war sie dankbar für seine Gesellschaft.
    Schließlich beendete sie das eisige Schweigen. »Ich finde, die Leute hier sind ganz schön hart mit Ihnen ins Gericht gegangen.«
    »Ich brauche Ihr Mitleid nicht«, erwiderte Brodie kühl. »Ich bin hier, um einen Auftrag zu erledigen, und solange das nicht geschafft ist, werden die Leute unzufrieden sein.«
    »Ich sage das nicht, weil ich Sie bemitleide«, versicherte Eliza rasch. »Es war nur eine Feststellung. Aber vielleicht könnte es nicht schaden, ein wenig nachsichtiger zu sein …«
    Brodie warf ihr einen prüfenden Blick zu. Sie schien einen kleinen Schwips zu haben. »Ich bin hier, um eine Bestie zur Strecke zu bringen. So und nicht anders lautet mein Auftrag«, sagte er mit Bestimmtheit. »Finden Sie nicht, dass Nachsicht in diesem Fall fehl am Platz ist?«
    Eliza stieß einen gereizten Seufzer aus und dachte bei sich, dass dieser Mann es einem wirklich nicht leicht machte. Doch sie konnte seine Worte nicht unwidersprochen hinnehmen, und so sagte sie nach ein paar Sekunden: »Unter Ihrer rauen Schale muss sich ein weicher Kern verbergen, sonst

Weitere Kostenlose Bücher