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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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hätte es Ihnen doch egal sein können, ob ich allein nach Hause reite oder nicht. Außerdem nehmen Sie heimatlose Tiere bei sich auf …«
    »Sie sind aber kein heimatloses Tier«, bemerkte er spöttisch.
    »Stimmt. Aber wenn ich eines wäre … würden Sie mich dann bei sich aufnehmen?«, fragte sie kokett und lächelte ihm zu.
    Flirtete sie etwa mit ihm? Brodie wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte, und erwiderte verwirrt: »Ich denke, die Antwort darauf erübrigt sich.«
    »Immerhin beehren Sie mich mit Ihrer Gesellschaft. Ich meine, das zeigt doch, dass Ihnen etwas an mir liegt. Und dass Sie ein Herz haben«, fügte sie kichernd hinzu. »Andererseits könnte es natürlich auch ein Herz aus Stein sein.« Sie lachte und wäre beinahe aus dem Sattel gerutscht.
    »V orsicht!« Brodie, der dicht an Elizas Seite ritt, legte ihr blitzschnell seinen Arm um die Taille und hielt sie fest.
    Eliza verspürte jäh das Bedürfnis, sich an ihn zu lehnen, so wunderbar fühlte es sich an, von ihm gehalten zu werden.
    »W as haben Sie getrunken?«, fragte Brodie. Seine Stimme hatte einen seltsam heiseren Klang.
    »Nur zwei kleine Sherry«, antwortete Eliza und gluckste. Sie schlug sich die Hand vor den Mund und prustete von neuem los.
    War es der Alkohol, der sie zum Flirten verleitete, oder steckte doch mehr dahinter? Brodie konnte nicht leugnen, dass er sich geschmeichelt fühlte.
    Plötzlich griff er Eliza in die Zügel und brachte Nell und Angus zum Stehen. Lautlos zog er sein Gewehr aus dem Schaft.
    »W as ist denn?«, fragte Eliza und sah sich nervös um. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    »Pssst!«, machte er. »Da vorn ist etwas über die Straße gerannt.«
    Eliza wurde schlagartig nüchtern. Sie starrte angestrengt in die Dunkelheit, konnte aber nichts erkennen. »W ar es der Tiger?«, wisperte sie.
    »Ich weiß nicht. Ich sehe mich um. Sie warten hier, bis ich pfeife, verstanden?«
    Sie riss entsetzt die Augen auf. »Sie können mich doch nicht allein hier zurücklassen!«
    »So eine Gelegenheit bietet sich so schnell nicht wieder. Ich bin gleich zurück.« Ohne ein weiteres Wort ritt er davon.
    Starr vor Angst schaute Eliza ihm nach. »Ich habe mich geirrt, Nell«, flüsterte sie der Stute ins Ohr. »Er hat doch kein Herz.«

9
     
     

     
     
     
     
     
    Es war halb acht an diesem Samstagmorgen, als Henrietta Katie zum Frühstück rief. Sie hatte ihre Tochter seit ihrem kleinen Disput am Vorabend nicht mehr gesehen. Gegen neun Uhr, kurz bevor Henrietta zu Bett gegangen war, hatte sie noch einmal mit Katie reden wollen, doch diese hatte auf ihr leises Klopfen nicht geantwortet, und es brannte auch kein Licht in ihrem Zimmer. Henrietta nahm an, dass sie bereits schlief, und hatte sie nicht stören wollen.
    Henrietta hoffte inständig, dass ihre Tochter wieder zur Vernunft kam. Thomas Clarke gehörte zu den begehrtesten Junggesellen der Stadt. Falls Katie nichts mehr von ihm wissen wollte, würde eine ganze Schar junger Frauen mit Freuden ihren Platz einnehmen. Henrietta zögerte nicht, ihrer Tochter das immer wieder unter die Nase zu reiben.
    Als Katie nicht herunterkam, ging Henrietta nach oben und klopfte, bekam aber keine Antwort. Als sie die Tür öffnete, sah sie, dass das Zimmer leer und das Bett gemacht war. Wo konnte Katie nur sein? Henrietta war seit Tagesanbruch auf den Beinen, hatte das Mädchen aber weder gesehen noch gehört.
    »Hast du Katie heute Morgen schon gesehen, Richard?«, fragte sie ihren Mann, der schon bei seinen Pferden gewesen war und jetzt am Frühstückstisch am Fenster saß, von wo man auf den Rosengarten hinausschaute. Besonders an einem kalten Morgen war es ein lauschiges, sonniges Plätzchen.
    »Nein, ich wollte dich gerade fragen, wo sie so früh schon hin ist. Ihr Pferd ist weg.«
    Henrietta schaute ihn verblüfft an. »Das ist ja merkwürdig. Ich bin seit sechs Uhr wach und habe sie nicht wegreiten hören.« Sie fragte sich, ob Katie überhaupt in ihrem Bett geschlafen hatte.
    Richard machte ein ratloses Gesicht. »So früh aufzustehen sieht ihr gar nicht ähnlich. Wo könnte sie denn sein?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Sie hat sich gestern mit Thomas gestritten. Vielleicht ist sie bei ihm, um sich mit ihm zu versöhnen.«
    Richard runzelte die Stirn. »So früh am Morgen?«
    »Na ja, vielleicht wollte sie ihn noch erwischen, ehe er ins Geschäft geht.«
    Richard schüttelte den Kopf. Katie scheute sich nicht, Thomas im Laden aufzusuchen, das wusste er.

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