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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Zwischenfall«, sagte Richard. »Und Eliza wird vorsichtig sein – nicht wahr, mein Schatz?« Er lächelte seiner Tochter über den Rand seiner Tasse hinweg zu.
    Henrietta brannten Tränen in den Augen. »Ich will aber nicht, dass sie nach Tantanoola geht!«, stieß sie hervor. »Das habe ich ihr auch klipp und klar gesagt, und damit ist das Thema für mich erledigt.« Sie stand auf und wollte aus dem Zimmer eilen, um jeder weiteren Diskussion aus dem Weg zu gehen.
    Richard war es gewohnt, dass seine Frau eine Konfrontation scheute. Sie war nicht imstande, ihre Gefühle zu zeigen, sei es Zorn oder Zuneigung. Stattdessen zog sie sich zurück, wenn sie ihren Willen nicht durchsetzen konnte. Matilda war da ganz anders gewesen.
    »Und ich sage, sie kann gehen«, versetzte Richard in einem Tonfall, den er seiner Frau gegenüber höchst selten anschlug. »W ir sollten uns geschmeichelt fühlen, dass George Kennedy so viel Vertrauen in Eliza setzt. Wenn sie ihre Sache gut macht – und daran zweifle ich nicht –, wird es ihrer Karriere förderlich sein.«
    Henrietta war abrupt stehen geblieben und hatte sich langsam umgedreht. Ihre Miene verriet, wie wütend sie war. Obwohl es sie nicht überraschte, dass ihr Mann auch dieses Mal zu Eliza hielt, machte es sie rasend. »Na schön. Ich wollte zwar nichts sagen, aber du zwingst mich dazu. Matilda hat uns vor Jahren deutlich zu verstehen gegeben, dass sie uns nie mehr sehen will. Ich kann das zwar nicht verstehen und finde es auch nicht richtig, aber wir sollten es respektieren. Deshalb möchte ich nicht, dass unsere Töchter Kontakt zu ihr aufnehmen. Es war Matildas Entscheidung, sich von uns und von der Welt zurückzuziehen, also soll sie auch damit leben.«
    Betretenes Schweigen entstand nach diesen harten Worten. Henrietta hatte ihren Töchtern nie erklärt, warum ihre Schwester Matilda nichts mehr mit ihrer Familie zu tun haben wollte, sondern lediglich angedeutet, dass Matilda einen schrecklichen Unfall gehabt hatte, der tiefe körperliche und seelische Narben hinterlassen und sie zum weitgehenden Rückzug aus der Öffentlichkeit bewogen hatte.
    Eliza brach das Schweigen als Erste. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. »Ich verspreche, dass ich Tante Matilda aus dem Weg gehe, Mom.«
    »In einer kleinen Stadt wie Tantanoola kann man sich nicht aus dem Weg gehen, Eliza.«
    »Das finde ich nicht«, widersprach Eliza. »Mr. Kennedy möchte, dass ich mich darauf konzentriere, wie die Farmer mit der Situation umgehen und wie sie den Verlust ihrer Schafe verkraften. Das heißt, ich werde mich hauptsächlich auf den Farmen aufhalten. Und selbst wenn ich Tante Matilda auf der Straße begegne – ich würde sie ja gar nicht erkennen, genauso wenig wie sie mich.«
    Wieder breitete sich Schweigen aus. Schließlich seufzte Henrietta tief. Sie stand auf verlorenem Posten, das wusste sie. Sie kannte ihre Tochter. Falls Eliza auch nur den leisesten Verdacht schöpfte, dass mehr hinter Matildas Rückzug in die Abgeschiedenheit steckte, würde sie nicht ruhen, bis sie die Hintergründe herausgefunden hätte. »Mir wäre es wirklich lieber, du würdest nicht nach Tantanoola fahren, Eliza. Aber ich sehe schon, du wirst keine Rücksicht auf meine Wünsche nehmen, zumal du ja deinen Vater hinter dir weißt.« Sie bedachte ihren Mann mit einem vernichtenden Blick.
    »Die Story zu schreiben bedeutet mir unendlich viel, Mom«, sagte Eliza eindringlich.
    »Dann versprich mir wenigstens, dich von Matilda fernzuhalten.« Henrietta sah ihren Mann beschwörend an, damit er sie wenigstens in diesem Punkt unterstützte.
    »Du sollest tun, was deine Mutter verlangt, Eliza«, sagte Richard angespannt. Als sie Matilda das letzte Mal gesehen hatten, waren er und Henrietta noch nicht einmal verheiratet gewesen. Sie hatten ihre Töchter nie bewusst von Tantanoola ferngehalten. Selbst heute, nach so vielen Jahren, verstand Richard nicht, weshalb Matilda den Kontakt vollständig abgebrochen hatte, doch er respektierte ihre Entscheidung.
    »Ja, Vater«, sagte Eliza gehorsam. »Ich verspreche, dass ich Tante Matilda nicht belästige.«
    Henrietta gab es einen Stich. »W ie lange wirst du wegbleiben?«
    »Ich weiß noch nicht genau. Mr. Kennedy meinte, ein paar Tage, vielleicht auch ein bisschen länger …«, antwortete Eliza ausweichend. War sie erst einmal in Tantanoola und außerhalb des elterlichen Einflussbereichs, würde sie bleiben können, so lange sie wollte.
    »Und wo wirst du wohnen?«, fragte

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