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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Lieferung der South Eastern Times aus Millicent«, sagte Mary. »Ich nehme an, dann werden wir herausfinden, um was es in dem Artikel ging.«
    »Ich muss jetzt los, Mrs. Corcoran«, sagte Eliza, die es auf einmal sehr eilig hatte. Wenn sie mit Sarah über den Tiger von Tantanoola sprechen und einen Artikel darüber schreiben wollte, durfte sie keine Zeit verlieren. Allem Anschein nach war Alistair McBride ihr mit einer Story über den Tiger zuvorgekommen. Das würde Mr. Kennedy gar nicht gefallen.
    Eliza hatte sich eben von Mary verabschiedet, als sie Noah aus einer der Gassen hinter dem Hotel kommen sah.
    »Guten Morgen, Noah«, rief sie.
    »Guten Morgen«, erwiderte er kurz. Er hielt den Kopf gesenkt und vermied den Blickkontakt zu ihr.
    Eliza sah, dass er gedrückter Stimmung und ziemlich erschöpft war.
    »W ir würden uns freuen, wenn Sie mal Zeit hätten, auf eine Tasse Tee zum Hanging Rocks Inn zu kommen«, sagte Eliza, um Noah ein wenig aufzuheitern, denn sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie schwer er es als Aborigine in dieser Stadt hatte.
    Noah blickte auf, und Eliza sah die Traurigkeit in seinen dunk­len Augen. »Danke, Eliza. Sie sind sehr freundlich, genau wie Miss Sheehan.«
    »T illy ist meine Tante, Noah, aber das weiß niemand in dieser Stadt. Ich erzähle Ihnen Tillys Geschichte, wenn Sie das nächste Mal ins Hanging Rocks Inn kommen.«
    Auf Noahs Gesicht legte sich ein Lächeln. Offenbar freute er sich, dass sie ihm genügend Vertrauen schenkte, um ihn in diese Sache einzuweihen.
    »Ich muss jetzt weiter, Noah«, sagte Eliza, »aber bitte kommen Sie uns bald einmal besuchen. Sie sind jederzeit willkommen.«
    Noah nickte und machte sich auf den Weg in den Stall, den er hinter dem Hotel für seinen Esel angemietet hatte.
    Eliza ging die Straße hinauf, um sich auf die Suche nach Sarah zu machen. Einige Zeit später erreichte sie den Friedhof, etwa anderthalb Meilen außerhalb der Stadt. Sie sah ihn erst, als sie beinahe schon davorstand, da er völlig von Gebüsch überwuchert war. Ungefähr dreißig kleine Grabsteine standen da, umschlossen von einem eingeknickten Zaun. Sarah stand vor einem der Grabsteine, in Gedanken versunken. Sie zuckte zusammen, als Eliza ihren Namen rief. Als sie sich umwandte, schien sie kaum glauben zu können, die junge Frau zu sehen.
    »Guten Morgen, Sarah. Mary hat mir gesagt, dass ich Sie hier finde.«
    »Sie haben mich fast zu Tode erschreckt, Eliza. Einen Augenblick dachte ich, ein Geist würde zu mir sprechen. Was gibt es denn Dringendes, dass Sie so früh schon in die Stadt kommen? Es ist doch nichts passiert?«
    »Nein«, beruhigte Eliza sie. »Ich wollte mit Ihnen über den Tiger reden.« Sie warf einen Blick auf Harolds Grabstein und sah die Lebensdaten. Sie musste die Hingabe bewundern, mit der Sarah seit Jahren jeden Montag dieses Grab aufsuchte.
    »Den Tiger? Oh, Kindchen, das ist lange her.«
    »W issen Sie denn noch, wie er ausgesehen hat?« Eliza dachte an das Tier, das um das Hanging Rocks Inn geschlichen war und das sie in der Nacht mit Brot gefüttert hatte. Sie musste daran denken, dass diese arme Kreatur sich nun irgendwo versteckte, verwundet, blutend und unter Schmerzen.
    »Nun ja«, sagte Sarah, »ich will versuchen, mich zu erinnern, was ich gesehen habe, aber mein Gedächtnis ist an manchen Tagen nicht so gut. Ich bin schließlich nicht mehr die Jüngste. Und wie ich schon sagte, es ist eine Weilchen her mit dem Tiger.«
    »Das heißt, in letzter Zeit haben Sie ihn nicht mehr gesehen?«
    »Nein. Und ich glaube auch nicht, dass er noch hier in der Gegend ist.«
    »Aber manche Leute in Tantanoola behaupten, ihn kürzlich gesehen zu haben.«
    »Die Leute in dieser Stadt haben eine lebhafte Fantasie.«
    »W ie hat das Tier denn ausgesehen, das Sie damals beobachtet haben? War es sehr groß, mit schwarz-gelb gestreiftem Fell?«
    »Es war groß, soweit ich mich erinnern kann, aber ich könnte nicht mit Bestimmtheit sagen, welche Farbe das Fell hatte. Einmal habe ich es in meinem Garten gesehen, aber das war nachts. Ein andermal habe ich es da drüben gesehen.« Sie wies auf das Feld hinter dem Friedhof. »Es war an einem Montagmorgen, aber das Gras war damals höher, deshalb habe ich nur seinen Kopf sehen können.«
    »Könnte das Tier ein großer Hund gewesen sei?«
    »Nein«, sagte Sarah. »Niemals.«
    »W oher wollen Sie das wissen?«
    »W egen der Geräusche, die es gemacht hat. Es war ein leises, bedrohliches Knurren, aber viel tiefer als das

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