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Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zurückgekehrt bin.«

      Boyd nickte, rannte die Stufen hinauf
und ins Haus, und Lomax wandte sich an Katina. »Leider muß
ich dich bitten, mir die nächste geeignete Stelle zu
zeigen.«

      Sie kam wortlos die Stufen herab. Er
setzte sich auf die Maschine und wartete nur, daß sie sich hinter
ihn setzte. Dann ließ er den Motor an und legte den Gang ein.
      Sie folgten einem deutlich
erkennbaren Weg aus dem Tal hinaus, und dann drückte sie seine
Schulter und deutete mit dem Finger; er bog in einen Feldweg ein, der
die dunkle Erde wie eine weiße Linie in der Nacht durchschnitt.

    Der Wind, der in sein Gesicht wehte, trug den
guten, frischen Geruch des Meers mit sich, und er schmeckte das Salz
auf seinen Lippen. Dann fuhren sie eine kleine Anhöhe hinauf und
die dunkle Linie der Klippen lag keine fünfzig Meter unter ihnen.

      Er stellte den Motor ab und drehte sich um, als sie abstieg. »Ist das die Stelle?«

      Sie nickte. »Die Klippen sind
hier gut dreißig Meter hoch. Unten, an ihrem Fuß, gibt es
einen alten Landesteg und ein Bootshaus, wo mein Vater vor dem Krieg
sein Boot zum Fischen liegen hatte. Jetzt haben die Deutschen uns
verboten, es zu benutzen.«

      Er zerrte den Toten aus dem Beiwagen
und legte ihn auf den Boden. Dann stellte er die Maschine in den
Leerlauf und ließ sie auf den Klippenrand zurollen.

      Danach hievte er den toten Mann auf
den Rücken und ging den Abhang hinab. Einen Augenblick lang blieb
er am Rand der Klippen stehen und blickte auf die weiße Linie der
Brandung hinunter, die unten gegen die Felsen schäumte. Dann warf
er die Leiche hinter dem Motorrad her und kehrte zu dem Mädchen
zurück.
      Katina stand oben auf der
Anhöhe, da wo er sie verlassen hatte, und er merkte, daß sie
ihn durch die Dunkelheit hindurch anblickte.
      »Es tut mir leid, daß du
in diese Sache verwickelt worden bist«, sagte er verlegen.
»Wie man es auch ansieht, es ist eine verteufelte Nacht.«
Sieblieb ganz ruhig stehen, ohne ein Wort zu sagen, und er trat
näher an sie heran. »Ist mit dir alles in Ordnung?«
    Und dann begann sie zu weinen, und er legte sanft
den Arm um sie und zog sie an sich. Nach einer Weile machten sie sich
in der Dunkelheit auf den Weg zurück zum Hof.

    7. Handeln und Leidenschaft

      Oliver Van Horns Villa thronte auf
dem äußersten Ende eines schmalen Felsvorsprungs, der in das
ruhige Wasser einer abgelegenen Bucht jenseits der Landzunge ragte, auf
der das Städtchen lag. Es handelte sich um ein zweistöckiges
Gebäude mit flachem Dach, von einem großen Garten umgeben,
der von einer hohen Mauer umschlossen war.
      Sie gingen den Hang hinab,
überquerten die weiße, staubige Straße und
näherten sich vorsichtig dem Grundstück. Das große,
eisenbeschlagene Tor stand offen. Sie gingen hindurch und Katina
führte Lomax einen schmalen, mit Platten belegten Weg entlang, der
mit Olivenbäumen bestanden war.
      Der Garten war ein Meer von Farben,
die Nachtluft war schwer vom Duft der Blumen. Palmen erhoben ihre
Kronen über die Mauer und nickten sachte in der kühlen Brise.
Auf einem kleinen, freien Platz plätscherte ein Springbrunnen in
einen Fischteich.
      Von irgendwoher aus der Nähe
drang Stimmengemurmel zu ihnen herüber, und Katina trat leise noch
ein paar Schritte vor und duckte sich dann.
      Sie befanden sich am Rand einer
halbrunden Zufahrt vor dem Haupteingang des Hauses. Ein deutscher
Kommandostabswagen wurde unten vor den Stufen geparkt, und zwei
Unteroffiziere in ihren grauen Uniformen und Feldmützen standen
daneben und rauchten Zigaretten.
    Gleich darauf öffnete sich die Haustür
und zwei Männer traten auf die erleuchtete Veranda. Lomax erkannte
Van Horn sofort von den vielen Fotos her, die er von ihm gesehen hatte.
Mager und drahtig in einem weißen Leinenanzug, das
Oberlippenbärtchen säuberlich gestutzt, das Haar vorzeitig
graumeliert.
      Der andere Mann war ein deutscher
Stabsoffizier, ein Infanterieoberst und erstaunlich jung für einen
solchen Dienstrang. Er hatte ein intelligentes, lebhaftes Gesicht.

      Es war deutlich zu erkennen,
daß er hinkte, als er die Treppe hinunterging und in den Wagen
stieg. Van Horn blieb auf der Veranda oben stehen. Er hob die Hand, als
der Wagen, eine Kiesfontäne versprühend, wegfuhr und kehrte
dann ins Haus zurück.

      Als die Tür geschlossen war, wandte sich Lomax an Katina. »Wer war der deutsche Offizier?«

    »Oberst Steiner. Er hat das Kommando hier.«
      »Für meinen

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