Im Schatten des Verraeters
kam den Fahrweg herab und
hinterließ eine große Staubwolke.
»Kommen sie für gewöhnlich zum Hof?« fragte Lomax.
Sie schüttelte den Kopf. »Manchmal halten sie an und bitten um Kaffee, aber nicht sehr oft.«
Er nahm ihren Arm und sie drehten
sich um und rannten zum Haus hinüber. Alexias und Boyd empfingen
sie an der Küchentür, der Grieche hielt seine
Maschinenpistole in den Händen.
»Gibt es Ärger?« fragte er.
Lomax nickte. »Deutsche Patrouille. Ein Mann auf einem Motorrad.«
Joe Boyd zog eine Pistole aus dem weichen
Lederholster unterhalb seiner linken Achselhöhle unter seinem
Hemd. Es war eine Mauser Automatic mit einem unförmigen
Schalldämpfer - eine Waffe, die von der deutschen Spionageabwehr
häufig benutzt wurde. Es handelte sich um ein Souvenir von einem
früheren Abenteuer auf Kreta.
»Seien Sie nicht albern«,
sagte Lomax. »Wenn wir ihn umbringen, stellen sie die ganze Insel
auf den Kopf. Es würde alles ruinieren.«
»Captain Lomax hat
recht«, sagte Katina. »Ihr müßt eure Sachen
einsammeln und auf den Dachboden gehen. Wenn er kommt, werde ich ihm
sagen, ich wollte gerade wegfahren.«
Zu einer Diskussion war keine Zeit
mehr. Sie gingen ins Wohnzimmer, und Boyd kletterte die Leiter hinauf
und öffnete die Falltür zum Dachboden. Lomax und Alexias
reichten ihm schnell die Tornister und die übrige Ausrüstung
hinauf, und Katina verstaute die Reste des Abendessens und das
schmutzige Geschirr in einem Eckschrank.
Sie löschte die Lampe, ging
durch die Küche und drehte sich an der Tür noch einmal um, um
sich zu überzeugen, daß sie fertig waren, als das Motorrad
draußen im Hof einfuhr. Lomax nickte kurz und stieg zu Boyd und
Alexias hinauf in die dunkle Wärme.
Boyd senkte die Falltür,
ließ jedoch einen Spalt offen, durch den er ein Holzscheit schob.
Auf diese Weise konnte man ein wenig von dem Raum unten sehen - eine
Ecke des Kamins, den größten Teil des Tisches und einen
Stuhl daneben, aber nicht die Tür.
Sie warteten, und Lomax dachte an
Katina, entsann sich ihres Gesichts, wie er es zuletzt gesehen hatte,
sehr bleich, aber merkwürdig ruhig, und dann hörte er
Stimmen, und die Tür öffnete sich. Gleich darauf kam der
Deutsche in Sicht.
Er war fast so groß wie Alexias, und die
knielange schwarze Lederjacke, die seine graue Uniform verhüllte,
war mit weißem Staub bedeckt. Er nahm seinen Helm ab und zog die
Handschuhe aus, ließ sie auf den Tisch fallen und holte eine
Zigarette heraus. Ohne Helm wirkte er jünger; er fuhr sich mit der
Hand über das kurze blonde Haar und sagte in schlechtem Griechisch
etwas zu Katina.
Lomax konnte nicht hören, was er
von sich gab, aber gleich darauf beugte sich Alexias zu ihm
hinüber und flüsterte: »Sie macht Kaffee. Ich kann es
riechen.«
Der Deutsche stand auf und verschwand
aus der Sicht der drei, vermutlich lehnte er am Türrahmen vor der
Küche. Bald darauf kehrte er zum Tisch zurück und setzte
sich, Katina tauchte auf, ein Tablett in der Hand.
Als sie nach der Kaffeekanne griff,
packte der Deutsche sie am Handgelenk und zog sie zu sich her. Sie
versuchte, sich loszureißen, ohne auch nur einen Laut von sich zu
geben, aber er war zu stark für sie. Er lachte einmal auf, und
Lomax schloß die Augen und wischte sich den Schweiß von der
Stirn.
Als er wieder hinabspähte, lag
Katina halb über dem Tisch, der Deutsche über ihr, seine
Hände betasteten den jungen Körper.
Ihr Gesicht war gelblich weiß,
sie schien geradewegs in Lomax' Augen zu sehen. Er spürte, wie
seine Kehle trocken wurde und ballte die rechte Hand. Dann schrie sie
auf.
Bevor er sich rühren konnte,
knurrte Alexias wie ein Tier, riß die Falltür mit einem Ruck
hoch und taumelte durch die Öffnung. Sein rechter Fuß
verfing sich zwischen zwei Sprossen, er verlor das Gleichgewicht und
stürzte schwer auf den Boden hinab.
Der Deutsche fuhr erschreckt herum.
Einen Augenblick lang starrte er überrascht und entsetzt auf
Alexias hinab, dann stieß er Katina von sich.
Lomax ließ sich durch die Öffnung fallen
und bewegte sich schnell auf ihn zu. Der Deutsche öffnete hastig
die Klappe seines Heisters, aber es war zu spät. Als er seine
Pistole zog, packte Lomax sein Handgelenk, schob heftig die Waffe
beiseite und stieß dem anderen das Knie zwischen die Beine.
Der Deutsche stöhnte vor
Schmerz, sein Kopf fiel nach vorne, und Lomax schlug ihm kräftig
mit dem rechten Ellbogen
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