Im Schatten des Verraeters
Stück weiter oben am Hang hinter einem Felsen auf. Sein Arm holte aus, und eine Granate flog im Bogen durch die Luft. Lomax duckte sich instinktiv, als sie explodierte, und kletterte mit verzweifelter Hast die letzten Meter empor zu der kleinen Felsplatte, auf der Boyd stand.
Er drehte sich keuchend um und lehnte sich gegen den Stein. Unter ihnen kletterten die Überlebenden des ersten Trupps noch immer den Hang herauf.
»Nikoli hätte die Brücke noch früher sprengen sollen«, sagte er.
Boyd nickte. »Die Sache fängt an zu stinken.«
Zu ihrer Linken stieg der Berg steil an bis zu der winzigen
Mulde, in welcher die Schäferhütte stand, in der sie die Nacht verbracht hatten. Die Männer vom anderen Truppentransporter waren bereits auf halbem Weg den Hang empor, bemüht, den beiden den Rückzug abzuschneiden.
Lomax zögerte nicht. Er trat hinter dem Fels vor und begann den Abhang zu überqueren, Boyd folgte ihm auf den Fersen. Kugeln fuhren wenige Meter unter ihnen in die Erde, und Lomax wußte, daß es nur eine Frage von Sekunden sein würde, bis sie ihr Ziel erreichten.
Den steilen Hang entlangzugehen war schon schwierig genug, aber Boyd blieb stehen und schickte eine Salve nach unten. Die Deutschen bemühten sich noch nicht einmal um Deckung. Sie hielten ihrerseits inne und begannen ernsthaft zu schießen, und dann, ganz plötzlich, wirbelte einer herum und fiel aufs Gesicht, dann ein anderer. Sofort schwärmte die gesamte Gruppe aus und suchte überall Deckung.
Jemand feuerte von der Mulde unmittelbar unterhalb des Bergrückens aus auf die Soldaten, und Lomax schlang den Riemen seiner Maschinenpistole um den Hals und bewegte sich aufwärts, Blut im Mund, seine Hände umklammerten lose Steine.
Er krabbelte über den Rand der Mulde, Boyd folgte ihm. Katina lag hinter einem Felsblock, Boyds Winchester Sportflinte im Anschlag. Sie gab in schneller Folge zwei Schüsse ab, stand dann auf und trat neben ihn.
»Was, zum Teufel, hast du hier zu suchen?« fragte er.
»Ich habe mir Sorgen gemacht«, sagte sie. »Als ich heute früh aufwachte, hatte ich ein schlechtes Gefühl und dachte, ich würde besser kommen und in der Hütte auf Sie warten. Ich fand das Gewehr und Ihre anderen Sachen, und dann ging plötzlich alles auf einmal los.«
Boyd saß da, den Rücken gegen einen Felsblock gelehnt. Er hatte seine Tarnjacke und sein Hemd hochgeschoben und war damit beschäftigt, Verbandsmull aus einer Feldpackung gegen eine häßliche, gezackte Wunde zu drücken.
Lomax kniete sich neben ihn. »Ist es schlimm?«
Boyd zwang sich zu einem Grinsen. »Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich mache meinen Gürtel um ein Loch weiter.«
Katina spähte über den Rand des Plateaus und zog sich schnell wieder zurück. »Sie sind sehr nahe.«
»Stimmt, wir machen uns besser davon«, sagte Lomax.
Er gab Boyd eine Hand und zog ihn hoch, und sie mühten sich hinauf zum Plateau und dem Grab des Achilles.
Sie überschritten den gegenüberliegenden Rand und blickten den Berg hinab, hinunter zur anderen Inselseite. Boyds Gesicht war schmerzverzerrt, und große Schweißperlen bedeckten seine Stirn. Er wandte sich verzweifelt an Lomax. »Es geht nicht, ich kann mich nicht schnell genug bewegen. Ich halte euch nur auf.«
Lomax ignorierte das und wandte sich an Katina. »Ich werde sie zurückhalten. »Bring ihn so weit wie möglich den Hang hinunter. In zehn Minuten renne ich hier los und versuche sie abzulenken. Bring ihn zum Hof hinab. Nach Einbruch der Dunkelheit treffe ich mich dort mit euch.«
Er nahm ihr die Winchester weg und reichte ihr Boyds Maschinenpistole. Er ließ keinem von beiden Gelegenheit, ihm zu widersprechen, sondern drehte sich um, rannte zurück zum anderen Rand des Plateaus und ließ sich hinter einen Felsbrocken fallen, hinter dem hervor er einen deutlichen Blick auf die Hütte hatte.
Ein Soldat tauchte vorsichtig über dem Rand der Mulde auf. Durch das Zielfernrohr konnte Lomax deutlich den Adler auf dem Waffenrock des Mannes erkennen, als er abdrückte.
Als er flüchtig über seine Schulter zurückblickte, sah er, daß
er allein war.
11. Nichts für ungut, Captain Lomax
Es begann zu regnen, als er vorsichtig den Hang in Richtung des Hofes hinabging. Von der See stieg Nebel auf, geschoben von kalten Windstößen. Lomax' Mund war trocken, und jeder Knochen seines Körpers schien zu schmerzen.
Er blieb im Schutz eines Olivenbaums
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