Im Schatten des Verraeters
kam in Sicht.
Es thronte eindrucksvoll am Rand eines kleinen Plateaus, das wie ein Sims aus der Bergseite herausragte.
Hinter ihm verhinderte eine fast zweihundert Meter hohe Felswand jeden anderen Zugang.
Lomax duckte sich auf den Boden des Führerhauses, Kopf und Schultern befanden sich hinter Boyds Beinen, die Mauser hielt er schußbereit in der Rechten.
Boyd fuhr verhältnismäßig schnell. Als er im Begriff war, die Fahrt zu verlangsamen, sagte er: »Wir haben Glück. Er läßt die Schranke bereits hochgehen.«
»Trotzdem müssen wir ihn erledigen.«
Boyd nickte. »Stimmt. Also los.«
Er bremste, hielt, ließ jedoch den Motor laufen und öffnete die Tür. Der Wachtposten rief etwas, das Lomax nicht verstehen konnte, und kam zur Tür herüber.
Er war ein sehr kleiner Mann in den Vierzigern mit einer häßlichen Militärstahlbrille. Sein Gewehr hatte er achtlos mit dem Riemen über die eine Schulter geschlungen, und er lächelte.
Lomax ließ ihm keine Chance. Er packte ihn vorne am Waffenrock, zog ihn zu sich her und schoß ihn zwischen die Augen. Dann kroch er zurück, zerrte den Toten ins Führerhaus hinauf, Boyd knallte die Tür zu und fuhr den Lastwagen durchs Tor.
Das leicht alberne Lächeln lag noch immer wie festgefroren auf dem Gesicht des toten Mannes, aber Blut quoll ihm aus Nase und Mund. Lomax schob ihn auf die eine Seite, als Boyd mit dem Lastwagen einen Halbkreis beschrieb und scharf vor dem Eingang zum Turm bremste und hielt.
Lomax öffnete die Tür, sprang auf die Stufen hinab und ging schnell ins Innere, die Maschinenpistole schußbereit. Innen war es kühl, dunkel und sehr still. Die ersten Stufen der Wendeltreppe befanden sich in nächster Nähe des Eingangs, die Tür zur Wachstube war gleich daneben. Wenn innen jemand lachte, klang das weit entfernt und irgendwie unwirklich.
Lomax schlich auf die Tür zu, Boyd war dicht neben ihm. Erwischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und nickte. Boyd öffnete leise die Tür, und sie traten ein.
Zwei der Wachtposten saßen in Hemdsärmeln an einem Tisch und spielten Karten, während der dritte auf einem der schmalen eisernen Feldbetten lag und in einer Zeitschrift las. Einer der Spieler fluchte und warf die Karten hin. Der andere begann zu lachen, seine Hand streckte sich nach dem Geld aus, das mitten auf dem Tisch lag, und dann sah er Lomax und Boyd.
»Aufstehen«, sagte Lomax auf deutsch. »Tut, was man euch
sagt, dann bleibt ihr am Leben.«
Die drei standen langsam auf, die Hände im Nacken verschränkt. Die beiden Kartenspieler waren kaum über das Jungenalter hinaus, aber der Mann, der die Zeitschrift gelesen hatte, war älter, wirkte hart und kalt und hatte Schrapnellnarben auf der einen Gesichtshälfte.
Er starrte sie an, ohne zu blinzeln, und Lomax sagte zu Boyd: »Gut, jetzt schnell hinauf. Ich werde mich um die drei hier kümmern.«
Boyd verschwand, und Lomax sagte: »Nehmt eure Gürtel ab und dreht euch um.«
Einer der Jungen begann zu zittern, und der Mann mit dem vernarbten Gesicht sagte: »Keine Sorge, Kleiner. Die kommen nicht weit.«
»Halten Sie den Mund, und tun Sie, was ich gesagt habe«, befahl Lomax. »Wenn wir uns den Lärm hätten leisten können, wären Sie alle tot.«
Auf der Treppe war Gewehrfeuer zu hören. Unwillkürlich blickte Lomax hinüber zur Tür, und der Mann mit dem Narbengesicht stieß mit dem Fuß einen Stuhl auf ihn zu und sprang mit einem Satz zum Gewehrständer an der Wand.
Lomax fuhr herum und feuerte aus der Hüfte; der Mann taumelte gegen die Wand zurück, dann mähte Lomax die beiden Jungen nieder, die noch immer neben dem Tisch standen, verwirrt und unsicher. Einer schrie in seiner Todesqual, seine Absätze trommelten gegen den Boden. Lomax erledigte ihn mit einer weiteren schnellen Salve, drehte sich um und rannte in den Flur hinaus.
Als er unten an der Treppe angelangt war, kam Boyd um die Ecke. Auf seinem Gesicht war Blut, da wo ein Stück Stein seine Wange aufgerissen hatte.
»Ich bin um die Ecke gebogen, und einer von ihnen kam mir
entgegen«, sagte er. »Verdammt, er war zu schnell für mich. Er schloß einfach so was wie eine Stahlfalltür, da wo die Treppe am ersten Stock vorbeiführt.«
»Bevor wir uns umsehen, wird jeder Soldat aus der Stadt hier oben sein«, sagte Lomax. »Und Nikoli wird die Brücke nicht sprengen, bevor er die Explosion hier hört. Sie werden die
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