Im Schatten des Verraeters
stehen und spähte ins Tal hinab. Der Hof lag dunkel und still da, fest im Boden verwurzelt. Lomax ging hinunter und duckte sich unter der Einfriedung durch.
Er blieb am Pferdetrog stehen, spritzte sich mit einer Hand Wasser ins Gesicht und spülte den Mund aus. Als er sich aufrichtete, öffnete sich die Scheunentür, und Katina trat heraus.
»Ich war oben auf dem Dachboden, um nach Ihnen auszuschauen«, sagte sie. »Ich dachte schon, Sie würden überhaupt nicht mehr kommen.«
Er spürte sofort, daß etwas nicht in Ordnung war, und trat näher. Er sah sie scharf an. »Wo ist Boyd?«
Sie schwieg einen Augenblick und sagte dann langsam: »In der ersten Box. Ich konnte ihn nicht weiter bringen.«
Etwas in ihrer Stimme verriet ihm, was er vorfinden würde, aber er trat schnell ein und nahm seine Taschenlampe heraus.
Boyd lag auf dem Rücken im Stroh, seine blicklosen Augen wirkten eingesunken, die Hände, ordentlich über der Brust gefaltet, waren bereits kalt und steif.
»Er war noch ganz in Ordnung, als wir die Bergspitze erreichten«, sagte Katina mit tonloser Stimme. »Und dann bekam er eine Blutung. Nie in meinem Leben habe ich so viel Blut gesehen. Ich brauchte fast eine Stunde, um ihn hierherzuschaffen.«
Sie begann zu weinen. Er ließ die Winchester fallen und nahm sie in die Arme. Ihr schmächtiger Körper wurde von Schluchzen geschüttelt, er hielt sie einfach fest und streichelte sanft ihr Haar.
Nach einer Weile schien sie sich gefaßt zu haben und löste sich von ihm. »Es tut mir leid. Ich benehme mich wie ein Kind. Sie sollten jetzt zur Bucht hinunter, Sie haben nicht mehr viel Zeit.«
Er war erschöpft, erschöpfter als irgendwann während der vergangenen vier Jahre, und nichts schien mehr irgendeine Rolle zu spielen. Er zog eine Zigarette heraus, zündete sie an und blies mit einem Seufzer den Rauch aus. Hoch oben am Berghang war plötzlich das helle Gebell eines Jagdhunds zu hören.
Sie griff schnell nach seinem Arm. »Ich dachte, ich hätte sie in einem Wasserlauf ungefähr anderthalb Kilometer von hier abgeschüttelt. Aber ich habe mich offenbar geirrt. Trotzdem, es ist noch Zeit.« Ihre Stimme klang eindringlich.
Er schüttelte den Kopf. »Für dich, Katina, aber nicht für mich. Ich werde versuchen, sie abzulenken. Im Augenblick, wenn du Schüsse hörst, schleiche dich durch den Olivenhain hinaus und sieh zu, daß du über den Berg zurückkommst. Ich werde dir die Winchester geben. Man kann sie auseinandernehmen, also läßt sie sich leicht verstecken.«
»Ich verlasse Sie nicht«, sagte sie.
Er umfaßte fest ihre Arme. »Vater John hatte recht, was mich betrifft. Kämpfen, davonrennen und es anderen Leuten überlassen, die Konsequenzen zu tragen. Es ist an der Zeit, daß ich selbst einen Teil der Verantwortung übernehme.«
»Aber was für einen Sinn soll das haben?« fragte sie verzweifelt.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte er. »Vielleicht wird es den Leuten von Kyros helfen, vielleicht auch nicht. Es lohnt sich aber schon, wenn es nur dir hilft.«
Sie weinte wieder, ihr Kopf lag an seiner Brust. Er hob ihr
Kinn an, küßte sie einmal auf den Mund und schob sie dann sachte von sich. Mit einer schnellen Bewegung nahm er die Goldkette von seinem Hals und ließ sie und die Münze in ihre Hand gleiten. »Ich werde das hier nicht mehr brauchen.«
Er richtete Boyd in sitzende Stellung auf, bückte sich und wuchtete ihn über seine Schulter. Der Körper war überraschend leicht, und als er hinaustrat, schlug ihm kalter Regen ins Gesicht und verlieh ihm neue Energie.
Die Hunde waren jetzt sehr nahe, und als er den Hot überquert hatte und den Weg entlangging, kamen sie über ihm über den Rand der Anhöhe.
Er begann ungeschickt zu rennen, und nach einer Weile verließ er den Weg und kletterte über den kahlen Berghang. Auf einer kleinen Erhöhung blieb er stehen, ließ Boyd vorsichtig auf den Boden nieder und nahm seine Maschinenpistole von der Schulter.
Sie kamen nun durch den Olivenhain, und er gab eine lange Salve ab. Die Hunde heulten erregt, er hörte Rufe, mehrere Schüsse wurden abgegeben.
Er drehte sich um und begann zu rennen, aber aus irgendeinem Grund funktionierten seine Beine nicht richtig, er stolperte und stürzte schwer auf einen großen Stein.
Eine kleine Weile lag er halb betäubt da, dann raffte er sich mühsam auf. Die Deutschen hatten den Bauernhof umgangen und rannten nun
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