Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
Augen, bot Matthew allerdings einen Anblick, der in Woodworth sogleich sämtliche Begierden weckte.
Hazel musterte ihn kalt. Sie war sich inzwischen sicher, dass Woodworth Kirby auf dessen Wunsch hin gegen Lord Fortescue ausgetauscht und dafür wahrscheinlich sogar eine entsprechende Summe entgegengenommen hatte. "Ah, tatsächlich!", sagte sie kühl.
Diese Worte in diesem Tonfall gesprochen schienen Woodworth, der auch noch zwei Stufen unter ihr stand, der Ausbund an Anmaßung und Arroganz. Er war es gewohnt, dass junge Männer ihm unendliche Ehrfurcht und größten Respekt entgegenbrachten. Dieser junge Mann hier, der sich so gar nicht benahm, wie sich ein junger Mann zu benehmen hatte, besaß immerhin den Schneid, einem der besten Fechter von ganz England unerschrocken zu begegnen, was Woodworth, wie er widerwillig feststellen musste, durchaus imponierte - und in ihm neuerliche und weitergehende Lüste entfachte. Während in ihm noch das Verlangen, sich Matthew zu ergeben, mit dem Wunsch, ihn zu unterwerfen, stritt, hatte er versäumt, seine Hand rechtzeitig von Hazels Arm zu entfernen.
"Nehmen Sie Ihre Hand da weg!", zischte sie leise.
Augenblicklich siegte damit in Woodworth die Begierde, Matthew zu bezwingen. Statt sie loszulassen, verstärkte er seinen Griff. "Mr. Hawthorne", entgegnete er mühsam beherrscht. "Sie vergreifen sich etwas im Ton!"
"Und Sie sich in der Person!", erwiderte Hazel eisig.
Er ließ sie los.
"Ich glaube, es ist an der Zeit, Ihnen etwas Benimm beizubringen!", stellte er grimmig fest.
Hazel lachte rauh auf. "Wollen Sie mich etwa fordern?", fragte sie zornig. "Das muss ich leider ablehnen. Ein Kontrahent, der ständig versucht, mich gleich hier auf die Matte zu legen, reicht mir völlig!"
Woodworth‘ Miene versteinerte. Er hatte begriffen.
"Abgesehen davon, dass es unter meiner Würde ist, mich mit einem Milchbart zu duellieren", gab er schließlich kalt zurück, "wird es in Anbetracht Ihrer Jugend und Unerfahrenheit wohl durchaus ausreichen, Sie übers Knie zu legen und Ihnen eine Tracht Prügel zu verabreichen!"
In diesem Moment kam Hayward die Treppe hinab und ordnete eben noch die Spitzenrüsche an seiner linken Manschette. Drei Schritt hinter ihm, registrierte Hazel, folgte sein französischer Kammerdiener, der ihm Waffen und Sportkleidung hinterher trug. Was für ein Schnösel, dachte sie verächtlich. Sie hatte heute alle Männer gründlich satt.
Hayward schlug Hazel freundschaftlich auf die Schulter. "Was ist?", fragte er. "Gehen wir?"
Hazel warf Woodworth einen herausfordernden Blick zu.
Wortlos gab er ihnen den Weg frei.
Zum zweiten Mal in ihrem Leben hatte Hazel Haywards Anwesenheit mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. Sie ging mit großen Schritten neben ihm her und verließ aufatmend den Club.
"Und?", fragte Hayward, in seliger Unkenntnis, dass er durch sein Auftauchen einen hitzigen Streit unterbrochen und eine ernsthafte Auseinandersetzung verhindert hatte, "Keine Lust gekriegt, auch ein bisschen den Degen zu schwingen?"
Hazel knurrte etwas Unverständliches.
"Jedenfalls ist es gut, dass Woodworth Sie persönlich kennen gelernt und in den Club eingeladen hat", fand Hayward, "das bedeutet, Sie können von nun an dort auch ohne mich hingehen."
"Einen Teufel werd‘ ich tun!", brummte Hazel ungehalten.
"Woher kannte er eigentlich Ihren Vornamen?", erkundigte Hayward sich.
"Woodworth ist auch schwul", bemerkte sie nüchtern.
Hayward warf ihr einen überraschten Blick zu. "Woodworth?", meinte er ungläubig, "Unmöglich. Wie kommen Sie denn darauf?"
Hazel verdrehte die Augen. "Wie wohl!", grollte sie. "Er hat mir tief in die Augen geschaut und mir dann angeboten, mir Privatstunden zu geben."
"Das ist noch lange kein Hinweis. Als Geschäftsmann muss er das ja erwähnen. Und außerdem gibt er mir ja auch Privatstunden."
Hazel warf ihm einen amüsierten Blick zu.
"Was?", fragte er gereizt.
Hazel war für einen Moment in Versuchung, ihm Kirbys Worte zu wiederholen, mit ihm zu kämpfen sei purer Sex.
"Nichts", sagte sie achselzuckend, biss sich auf die Lippen und versuchte ihr Grinsen zu unterdrücken.
Hayward roch angenehm nach einer raffinierten Mischung männlich-herber Düfte, während oben auf dem Kleiderstapel, den der Kammerdiener trug, ein recht großes, aber nur noch halbvolles Fläschchen mit Duftöl lag. Da Hazel sich einbildete, auf dem Hinweg gesehen zu haben, dass es voll gewesen war, würde das bedeuten, dass Hayward bei einem einzigen
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