Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
seinem jüngsten Sohn und verkündete in einem Flüsterton, der vermutlich noch auf dem Flur zu hören war: "Prächtiger Bursche, das."
Als Seine Gnaden gegangen war, kam Hazel, die sich soeben verabschieden wollte, der Bischof zuvor, indem er sich mit einem Seufzen erhob und sich von seiner Mutter entschuldigen ließ, erhabe noch einiges zu arbeiten und sei oben in der Bibliothek anzutreffen, falls man ihn suche. Er reichte Hazel unter einem beunruhigend tiefen Blick die Hand und sprach seine Hoffnung aus, Matthew Hawthorne bald einmal wiedersehen zu können.
Catherine und Isabella bedauerten sehr, aber sie wollten wegen der Kinder nicht zu spät zu Hause sein. Auch sie verabschiedeten sich.
Hazel setzte schon an, sich bei der Herzogin für die Einladung zu bedanken. Aber diese überging Hazel völlig und sprach stattdessen Hayward an: "John, würdest du bitte im Schreibzimmer meine Feder neu anschneiden? Oder besser gleich zwei oder drei? Niemand kann das so geschickt wie du."
"Ja, natürlich, Mutter. Ich mache es gleich nachher."
"Nein, nicht später, dann vergisst du es bestimmt wieder und gehst aus dem Haus, ohne dass es erledigt ist. Ich wünsche, dass du es jetzt sofort tust!"
"Aber ..."
"John", sagte sie nachdrücklich, "es ist eine Sache von bestenfalls zehn Minuten."
Hayward erhob sich. "Sie entschuldigen mich", meinte er zu Hazel, "ich bin gleich wieder da."
Hazel hielt die Luft an. "Tja, dann will ich auch nicht länger stören ...", murmelte sie.
"Aber Sie stören ja nicht. Sie können die Blumen anschneiden und sie mir anreichen, während ich sie in der Vase anordne", schlug die Herzogin vor.
Nervös, denn damit war es nun offensichtlich, dass die Herzogin sie allein zu sprechen wünschte, nahm Hazel das kleine Messer entgegen und schnitt die Stängel schräg an.
Die Herzogin steckte eben die dritte Rose in die Vase und Hazel wollte schon aufatmen, als sie unvermittelt und ohne den Blick von den Blumen zu wenden sagte: "Sie sind noch nicht lange in der Londoner Gesellschaft. Ihre Auftritte beschränken sich auf wenige gesellschaftliche Ereignisse, aber schon ist Ihr Name in aller Munde. Ich muss feststellen, dass bereits etliche junge Männer damit begonnen haben, Ihren Stil zu kopieren; sie erscheinen hier bei mir im Salon ungepudert und mit schlecht sitzender Lederjacke, die in den Schultern viel zu weit ist, um breitbeinig auf meinem Sofa zu lümmeln und mit Verve zu verkünden, wie aufregend es doch gewesen sei, ohne eigene Kutsche und ohne Droschke auszukommen, sondern stattdessen, nur mit dem Degen bewaffnet, allein durch Londons Straßen gegangen zu sein."
Hazel lachte. "Aber Sie können doch nicht allen Ernstes jedes schlechte Benehmen irgendwelcher jungen Männer mir anlasten", erwiderte sie.
Die Herzogin ließ von den Rosen ab und fasste Hazel scharf ins Auge.
"Ich will nicht ungerecht sein. John hat sich in letzter Zeit sehr zu seinem Vorteil verändert. Vor zwei Monaten noch war er ein selbstsüchtiger Tunichtgut. Er ist in der letzten Zeit überraschend vernünftig und verantwortungsbewusst geworden. Und da dies zeitgleich damit geschah, dass er Sie kennen gelernt hat, muss ich diese Veränderung wohl Ihnen zuschreiben. Sie scheinen einen guten Einfluss auf ihn auszuüben."
"Ich? Das kann ich mir nicht vorstellen."
"Vielleicht unterschätzen Sie das Ausmaß Ihrer eigenen Wirkung auf andere", befand sie. "Was vermutlich das Geheimnis Ihres Erfolgs ist. Lady Heather Weals hat mir neulich von Ihrer empfindsamen Art vorgeschwärmt, Lady Burchington ist von der Tiefe Ihrer Augen fasziniert, es kursiert eine kühne Anekdote, in der ein Pfirsich eine gewisse Rolle spielt, und die kleine Silvia Bellingham wird jedes Mal ohnmächtig, wenn man nur Ihren Namen erwähnt. Sogar Lady Arabell Cucumber scheint von Ihnen beeindruckt zu sein. Aber Sie scheinen nicht nur die Fantasien der Damen zu erregen, sondern ebenso die der Herren. Was mich nicht wenig beunruhigt. Glauben Sie nicht, mir wären heute die Blicke zwischen Ihnen und James entgangen. Es ist schwierig für eine Mutter erkennen zu müssen, dass der eigene Sohn eine gewisse Neigung entwickelt hat, und ich war froh, als es sich früh abzeichnete, dass er einen geistlichen Beruf ergreifen würde. James ist sehr tugendhaft. Er hat sich stets im Griff. Aber heute, hier vor meinen Augen seine ganzen Grundsätze zusammenstürzen zu sehen, ist eine ziemlich beunruhigende Erfahrung."
"Ich hatte nie die Absicht ...", beteuerte
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