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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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nützt, hilft auch dem Stier.‹ Ich habe keine Lust, hilflos zu stieren.«
    Â»Sie sind die Kuh, Miss Lane. Ich bin der Stier.«
    Als ob ich jemals vergessen könnte, welches Geschlecht er hatte! »Das war doppeldeutig«, informierte ich ihn verschnupft. »Stieren hat eine andere Bedeutung. Was hat es für einen Sinn, sich clevere Formulierungen einfallen zu lassen, wenn der Gesprächspartner zu beschränkt ist, um sie zu kapieren?«
    Â»Ich bin nicht beschränkt«, erklärte er ebenso verschnupft. Ich ahnte, dass eine unserer kindischen Zänkereien am Horizont lauerte. »Stier und stieren, das sind zwei unterschiedliche Worte. Schlagen Sie den Begriff doppeldeutig im Wörterbuch nach.«
    Â»Ich weiß, was doppeldeutig heißt. Und Ihre dämliche Geburtstagstorte können Sie sich sonst wohin schieben. Keine Ahnung, warum ich mir überhaupt die Mühe gemacht habe.«
    Die Stille dehnte sich so in die Länge, dass ich schon auflegen wollte.
    Das tat ich auch – ich wünschte nur, ich wäre die Erste gewesen.
    Zwanzig Minuten später kam Barrons durch die Tür vom rückwärtigen Teil des Gebäudes. Eiskristalle hingen in seinem Haar, und er war blass wegen extremer Kälte.
    Ich saß auf dem Sofa vor dem Kamin, zu aufgebracht, um zu schlafen.
    Â»Gut. Endlich haben Sie es aufgegeben, mir vorzumachen, dass Sie den Spiegel nicht benutzen. Wird aber auch Zeit.«
    Â»Ich benutze den Spiegel nur, wenn ich muss, Miss Lane. Selbst für mich ist es … unerfreulich.«
    Die Neugierde gewann die Oberhand. »Was heißt ›muss‹? Wohin gehen Sie?«
    Er sah sich um. »Wo ist die Torte?«
    Â»Ich habe sie in den Mülleimer geworfen.«
    Er funkelte mich an.
    Seufzend erhob ich mich und holte die Torte aus dem Kühlschrank. Es war eine siebenschichtige Schokoladentorte mit abwechselnd Himbeer- und Schokoladenfüllung und rosafarbener Glasur. In der Mitte stand in zarter Schrift: Happy Birthday JZB, und sie war mit Blumen verziert. Diese Torte war das Einzige, abgesehen vom Unseelie-Fleisch, das mir seit Wochen den Mund wässrig machte. Ich stellte sie auf den Tisch und holte Teller und Gabeln aus dem Schrank hinter der Ladentheke.
    Â»Ich bin verwirrt, Miss Lane. Ist dieser Kuchen für mich oder für Sie?«
    Ja, schon gut. Ich hatte mir vorgenommen, selbst viel davon zu essen. Und ich hatte keine Kosten gescheut – mit dem Geld hätte ich siebenundvierzig Songs von iTunes herunterladen können. »Sie hatten keine dunkle Glasur mehr«, antwortete ich ungerührt. Er reagiertenicht so, wie ich es mir ausgedacht hatte, wirkte kein bisschen gerührt oder amüsiert. Genau genommen betrachtete er die Torte mit einer Mischung aus Entsetzen und … grausiger Faszination – so wie ich die Monster betrachte, die ich gerade töten wollte.
    Ich wurde unruhig. Als ich die Torte bestellt hatte, hatte ich es für eine gute Idee gehalten und gedacht, dies wäre eine humorvolle Art, mich über unsere … Beziehung lustig zu machen und ihn wissen zu lassen: Ich weiß, dass du richtig alt bist und vielleicht nicht einmal ein Mensch, aber was immer du auch sein magst, du hast trotzdem Geburtstag – genau wie der Rest der Welt.
    Â»Ich glaube, es ist Brauch, Kerzen auf eine Geburtstagstorte zu stecken«, meinte er schließlich.
    Ich fasste in meine Tasche und beförderte Kerzen, die die Formen von Zahlen hatten, zutage, und eine hatte ich zu einem Stummel geschnitten – das sollte der Punkt sein. Ich steckte sie auf die Torte. Er sah mich an, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen.
    Â»Pi, Miss Lane? Habe ich Sie also doch richtig eingeschätzt – Sie sind in der Highschool in Mathe durchgefallen.«
    Â»Ich hatte eine Vier. Die kleinen Dinge haben mich zu Fall gebracht. Die wichtigen sind mir im Gedächtnis geblieben.«
    Â»Warum Pi?«
    Â»Es ist eine irrationale Zahl und unendlich.« War ich nicht ein pfiffiges Mädchen?
    Â»Sie ist auch eine Konstante«, bemerkte er trocken.
    Â»Es gab keine Sechs mehr. Scheinbar ist zu dieser Jahreszeit sechs-sechs-sechs gefragt.« Ich zündete die Kerzen an. »Offenbar haben sie die wahre Bestie nochnicht gesehen, sonst würden sie nicht mit Teufelsanbetung ihre Späße machen.«
    Â»Wurde das Buch noch einmal gesichtet?« Noch immer starrte er die Torte an, als würde

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