Im Schatten dunkler Mächte

er jeden Augenblick damit rechnen, dass ein Dutzend Beine aus ihr spross und sie sich mit gefletschten Zähnen auf ihn stürzte.
    Â»Es wandert jeden Tag von einer Hand zur anderen.« Neben dem Sofa lag ein Stapel Zeitungen. Die Verbrechen, von denen die Zeitungen berichten, machen jedes Frühstück zu einem riskanten Unterfangen.
    Sein Blick löste sich von der Torte und richtete sich auf mein Gesicht.
    Â»Es ist bloß ein Kuchen. Versprochen. Keinerlei Überraschungen. Da drin verbirgt sich kein gehacktes Unseelie-Fleisch«, scherzte ich. »Meinetwegen esse ich sogar freiwillig das erste Stück.«
    Â»Es ist weit mehr als ›bloß ein Kuchen‹, Miss Lane. Dass Sie ihn besorgt haben, lässt den Schluss zu …«
    Â»â€¦ dass ich Heißhunger auf Süßes hatte und Sie als Vorwand benutzte, dieser Schwäche nachzugeben. Blasen Sie die Kerzen aus, bitte. Und seien Sie nicht so ernst, Barrons.« Wieso war mir nicht klar gewesen, dass ich mich mit dieser Geste auf dünnes Eis begab? Was, um alles in der Welt, hat mich auf den Gedanken gebracht, dass er normal reagieren würde, wenn ich ihm eine Geburtstagstorte schenkte?
    Â»Ich tue das für Sie«, sagte er verkniffen.
    Â»Das habe ich kapiert«, entgegnete ich. Ich war wirklich froh, dass ich mich gegen Luftballons entschieden hatte. »Ich dachte nur, dass es ein Spaß wäre.« Ich stand auf und hielt ihm die Torte mit beiden Händen vor die Nase, damit er die Kerzen ausblasen konnte, ehe Wachsauf die hübsche Verzierung tropfte. »Ich kann ein bisschen Spaß gebrauchen.«
    Ich spürte die Gewalt einen Sekundenbruchteil bevor sie ausbrach. Im Rückblick denke ich, dass er geglaubt hatte, er hätte sich im Zaum, und genauso überrascht war wie ich.
    Kuchen und Kerzen schnellten mir aus den Händen, flogen in die Luft, prallten an die Decke und blieben dort kleben. Ein wenig von der Glasur tropfte auf den Boden. Ich starrte fassungslos nach oben. Meine schöne Torte.
    Plötzlich war ich zwischen Wand und Barrons’ Körper gefangen, ohne zu wissen, wie mir geschah. Er kann furchterregend schnell sein, wenn er will. Ich glaube, er könnte sich mit Dani messen, wenn es darauf ankäme. Er presste meine Handgelenke über meinem Kopf an die Wand. Die andere Hand umfasste meinen Hals. Er hatte den Kopf nach vorn gebeugt und atmete schwer. Für einen kurzen Moment schmiegte er sein Gesicht an meinen Nacken.
    Dann zog er sich zurück und sah mich an. Als er das Wort ergriff, war seine Stimme ganz leise vor Zorn. »Tun Sie das nie wieder, Miss Lane. Beleidigen Sie mich nicht mit Ihren albernen Ritualen und idiotischen Plattitüden. Versuchen Sie niemals , mich zu vermenschlichen. Bilden Sie sich bloß nicht ein, wir wären gleich, Sie und ich. Das sind wir nicht.«
    Â»Mussten Sie den Kuchen ruinieren?«, schrie ich. »Ich habe mich den ganzen Tag darauf gefreut.«
    Er schüttelte mich heftig. »Ihnen kommt es nicht zu, sich auf rosa Torten zu freuen. Dies ist nicht mehr Ihre Welt. Ihre Welt ist, das Buch zu jagen und am Leben zu bleiben. Das schließt alles andere aus, Sie verdammte Närrin.«
    Â»Nein, das tut es nicht! Nur wenn ich rosa Torte esse, kann ich Jagd auf das Buch machen! Sie haben recht – wir gleichen uns nicht im Entferntesten. Ich kann nachts nicht durch die Dunkle Zone schlendern. Ich verscheuche all die anderen Monster nicht durch meine bloße Gegenwart. Ich brauche Regenbogen. Sie nicht. Das verstehe ich jetzt. Keine Geburtstage für Barrons. Ich werde mir das notieren gleich neben: Bediene ihn nie und Erwarte nicht, dass er dich rettet, wenn du ihm nicht nützen kannst. Sie sind ein Blödmann. Das ist eine Konstante für Sie. Ich werde das nie wieder vergessen.«
    Der Griff um meine Kehle wurde lockerer. »Gut.«
    Â»Prima«, sagte ich, auch wenn ich nicht genau wusste, warum. Ich glaube, ich wollte nur das letzte Wort haben.
    Wir starrten uns an.
    Er war mir so nahe; sein Körper knisterte vor Energie, sein Gesicht war grausam verzerrt.
    Ich befeuchtete meine Lippen. Sein Blick fixierte sie. Ich glaube, ich habe in dem Moment aufgehört zu atmen.
    Er riss sich unvermittelt von mir los und wirbelte so schnell herum, dass sein langer dunkler Mantel die Luft durchschnitt. Er kehrte mir den Rücken zu. »War das eine Einladung, Miss Lane?«
    Â»Und wenn?« Ich staunte über mich