Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
hat.«
    Mein Telefon klingelte, bevor der Film zu Ende war. Es war Rowena. »Schaff sie weg, du verdammter Dummkopf!«
    Ich war gerade beim Frühstück. »Im Fernsehen haben
    sie gerade gesagt, dass sich die Garda darum kümmert«, brummte ich mit vollem Mund, um sie zu ärgern. Ich hatte mir das selbst schon vorgenommen. Ich musste aufräumen, und zwar schnell. Ich schämte mich, weil ich die Folgen meines Tuns nicht bedacht hatte.
    Â»Hast du eine Spur von Leichen hinterlassen, die zu dir führt?«
    Verdammt. Wahrscheinlich schon. »Ich wusste gar nicht, dass Sie sich solche Sorgen um mich machen, Rowena«, gab ich eisig zurück.
    Â»War Dani letzte Nacht bei dir?«, wollte sie wissen.
    Â»Nein.«
    Â»Du hast das ganz allein gemacht?«
    Â»Mhm.«
    Â»Wie viele?«
    Â»Ich hab sie nicht mehr gezählt. Über hundert.«
    Â»Warum?«
    Â»Ich hatte es satt, nichts zu tun.«
    Sie schwieg eine Weile, schließlich sagte sie: »Ich möchte dich morgen bei dem Ritual in der Abtei dabeihaben.«
    Ich hätte mich beinahe an einem Muffin verschluckt. Das war das Letzte, was ich von der alten Frau erwartet hätte. Ich war darauf gefasst, dass sie mir mein langes Sündenregister vorhalten würde, und erwogen aufzulegen, ehe sie damit anfangen konnte. Jetzt war ich froh, dass ich es nicht getan hatte. »Warum?«
    Wieder Schweigen, dann: »Je mehr wir sind, desto mehr Kraft haben wir. Du bist eine mächtige Sidhe -Seherin.« Ob mir das gefällt oder nicht  – dieser Zusatz blieb unausgesprochen, aber er lag in der Luft.
    Wie die MacKeltars wollte sie alle Macht bündeln, die ihr zur Verfügung stand.
    Ich hatte ohnehin schon darüber nachgedacht, einfach in die Abtei zu platzen. Es drängte mich dazu, gemeinsam mit den Sidhe-Seherinnen zu kämpfen. Wenn sie Front machten, wollte ich dabei sein. Zu den MacKeltars zog es mich nicht in gleichem Maße. Ich schätze, das lag an der Stimme des Blutes. Jetzt hatte ich eine offizielle Einladung. »Um wie viel Uhr?«
    Â»Die Zeremonie beginnt exakt eine Stunde nach Sonnenuntergang.«
    Ich brauchte nicht auf den Kalender, der über meinem Bett hing, zu schauen, um zu wissen, dass die Sonne morgen um 7 . 23  Uhr auf- und um 16 . 54 untergehen würde. Die Natur beherrscht mich in einer Weise, wie sie es nie zuvor getan hatte. Ich konnte die hellen langen Sommertage kaum erwarten, und das nicht nur wegen meiner Liebe zur Sonne. Diese kurzen, trüben Herbst- und Wintertage machen mir Angst. Der 22 . Dezember – die Wintersonnenwende – war der kürzeste Tag des Jahres mit sieben Stunden, achtundzwanzig Minuten und neunundvierzig Sekunden Tageslicht. Dann geht die Sonne um 8 . 39  Uhr auf und um 16 . 08 unter. Das bietet den Schatten fünfzehn Stunden, einunddreißig Minuten und elf Sekunden, um herauszukommen und zu spielen. Mehr als doppelt so viel Zeit wie den Menschen. »Wann werden wir wissen, ob wir Erfolg hatten?«
    Â»Kurz nachdem wir den Orb, die Kugel, geöffnet haben«, sagte sie, klang jedoch nicht allzu überzeugt. Es war beunruhigend, den Zweifel in Rowenas Stimme zu hören.
    Â»Ich überleg’s mir.« Das war eine Lüge. Ich würde definitiv in der Abtei sein. »Und was springt für mich dabei heraus?«
    Â»Dass du diese Frage stellst, bestärkt mich nur in meiner Meinung von dir.« Sie legte auf.
    Ich aß meinen Muffin auf und trank meinen Kaffee, dann eilte ich ins Freie, um die »Brotkrumen«, die zu meiner Hintertür führten und die lebenden Monster auf mich aufmerksam machten, zu beseitigen.
    Ich stopfte Unseelie-Leichen in Mülltonnen, versteckte sie hinter verlassenen Gebäuden und schob sogar einige in Beton für ein neues Fundament, als die Bauarbeiter Kaffeepause machten.
    Diejenigen, die dem Buchladen am nächsten waren, zerrte ich in die Dunkle Zone. Selbst am helllichten Tag fiel es mir schwer, diese Straßen zu betreten. Ich spürte die Schatten in allen Richtungen, die pulsierende Dunkelheit ihres unersättlichen, schrecklichen Hungers. Wo verkrochen sie sich? In den winzigen Mauerritzen? Schlängelten sie sich unter die Erde? Drängten sie sich in die dunklen Winkel der baufälligen Häuser? Wie klein konnten sie sich machen? Konnten sie sich so in einer leeren Limodose zusammenrollen, dass das Licht, das durch die kleine Öffnung drang, nicht auf

Weitere Kostenlose Bücher