Im Schatten dunkler Mächte

belegten Stufen – ein Prinz unter mir, einer hinter mir, einer in meinem Mund.
    Sie drangen tief in mich, füllten mich mit Empfindungen, die sich immer zu etwas Neuemzusammensetzten wie die tätowierten Muster auf ihren Körpern. Ich wurde klein wie eine winzige Blüte, explodierte und zersplitterte wieder und wieder. Sie schmeckten nach Nektar, rochen nach betörenden Gewürzen; ihre Körper waren fest und vollkommen geformt, und wenn hin und wieder Eis von ihren schwarzen Halsreifen, rosafarbenen Zungen und weißen Zähnen fiel, entstanden kleine Frostbeulen auf meiner Haut – ein geringer Preis für das, was sie in mir bewirkten.
    Ich spürte, wie mein Bewusstsein schwand; Momente meines Lebens blitzten vor meinen Augen auf, ehe sie ins Vergessen versanken. Ich schrie, erflehte Freiheit, doch mein Mund formte nur Anweisungen und Forderungen: mehr, härter, schneller – so.
    Mein letzter Monat in Dublin mit all den Hoffnungen, Sorgen und Ängsten spulte sich noch einmal in meinem Bewusstsein ab und fiel dem Vergessen anheim, genau wie der Tag mit Alina im Feenreich, den Erinnerungen an Mallucé, Christian, die O’Bannions, Fiona, Barrons, das Treffen mit Rowena in der Bar, meine erste Nacht in Irland. Der Sommer lief rückwärts ab und verging. War da ein Vierter, der mich küsste? Warum konnte ich ihn nicht sehen? Wer war er?
    Ich quälte mich mit Alinas Todestag, dann war er auch weg – diesen Tag hatte es nie gegeben. Mein Leben entrollte sich in die Vergangenheit.
    Ich verlor meine Collegejahre an die Küsse der Pest. Ich verabschiedete mich von der Highschool, während sich der Hunger süß in meinen Mund ergoss. Meine Kindheit verlor ich in den Armen der drei Feenprinzen. Wenn da ein Vierter war, dann sah ich nie sein Gesicht. Ich fühlte nur etwas Fremdartiges einer anderen Präsenz.
    Und dann war ich nie geboren.
    Ich existierte nur im Jetzt.
    In diesem Augenblick. In diesem Orgasmus. Dieser Begierde. Dieser endlosen Leere. Dem blinden Verlangen.
    Ich war mir bewusst, dass andere in den Raum kamen, aber ich sah nur meine Dunklen Prinzen. Mir war es gleichgültig. Je mehr, umso besser.
    Als sich meine Prinzen zurückzogen, sickerte eine solche Kälte in meinen Körper, dass ich dachte, ich müsste sterben. Ich wand mich auf dem Boden und bettelte um mehr.
    Jemand griff nach mir.
    Ich klammerte mich mit beiden Händen an meinen Helfer, schleuderte mir eine Haarsträhne aus den Augen und schaute direkt in das Gesicht des Lord Master.
    Â»Ich denke, jetzt wird sie mir gehorchen«, raunte er.
    Ihm gehorchen?
    Ich würde für ihn sterben.

Eine Nachricht an den Leser
    Diesen Moment habe ich angedeutet. Und ich habe auch einen Hinweis auf das gegeben, was noch kommen wird, aber all jene, deren Taschenlampenbatterien schwach sind, die fühlen, dass die Schatten näher kommen, und fürchten, dass es keine Hoffnung mehr gibt, sollten eins bedenken:
    In Im Reich des Vampirs sagt Mac: »Obwohl es anders erscheinen mag, ist dies keine Geschichte der Dunkelheit. Es ist eine über Licht. Kahlil Gibran sagte: Die Freude kann dich nur so weit erfüllen, wie dich die Sorgen ausgehöhlt haben. Wenn man nie Bitterkeit gekostet hatte, ist Süßes nur ein angenehmer Geschmack auf der Zunge. Eines Tages werde ich ganz viel Freude empfinden.«
    Und das wird sie. Damit habe ich ihr ein Versprechen in den Mund gelegt.
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    Lassen Sie die Lichter brennen.
    Karen

Glossar
Auszüge aus Macs Tagebuch
    Amulett : Unseelie oder Dunkles Heiligtum, erschaffen vom Unseelie-König für seine Konkubine. Gefertigt aus Gold und Silber, Saphiren und Onyx. Den goldenen »Käfig« des Amuletts schmückt ein riesiger, klarer Stein unbekannter Art. Eine Person mit gewissen