Im Schatten dunkler Mächte
bewegen. Ich stand zwischen ihnen. Nutzten mir meine Lun-Kräfte in dieser Situation? O Gott, nicht solange meine Sidhe -Seherin-Fähigkeiten tot waren! »Kennt ihr Vâlane? Er ist ein Seelie-Prinz«, presste ich hervor. Meine Lippen schmerzten vor Sehnsucht nach Berührung, nach der Erfüllung, die das Gefühl von Vâlanes Namen auf meiner Zunge nur angedeutet hatte. Am liebsten wäre ich in Männern ertrunken. Lippen würden mir schon genügen. Anderes wäre noch besser. Ich schaute von einem Geschlechtsteil zum anderen und schüttelte heftig den Kopf. Mein Mund war staubtrocken, und in meinem Kopf drehte sich alles. »Er beschützt mich.« Vielleicht waren sie Freunde von Vâlane, und sie konnten ihn herbeirufen. Oder sie fürchteten ihn und lieÃen von mir ab.
Schurkisches Gelächter, Spott, zotige Bemerkungen hätten mich nicht überrascht â immerhin war ich von der Taille an aufwärts nackt. Ich erwartete einen Kommentar, eine ÃuÃerung, irgendeine Reaktion, aber sie drehten nur mit unheimlicher Geschmeidigkeit die Köpfe auf ihren Hälsen um dreihundertsechzig Grad und musterten mich mit Blicken, die so weit von menschlichen Blicken entfernt waren, dass mir das Blut in den Adern gefror und der Atem stockte.
Ich wusste, wen ich vor mir hatte. Das waren keine Freunde von Vâlane. Diese unnatürliche Geste hatte sie verraten.
Als ich wieder Luft bekam, sog ich lange den Atem ein.
Sie waren Unseelie-Prinzen. Feenwesen, die nie Gelegenheit gehabt hatten, uns zu beobachten, sich unsere Gewohnheiten anzueignen und einen perfekten menschlichen Glamour zu entwickeln; Feen, die unsere Sprache beherrschten, aber jede Anspielung oder Metapher vermieden. Sie hatten alles über unsere Welt aus groÃer Entfernung gelernt â durch Bücher oder Mittelsmänner. Wahrscheinlich verstanden sie nicht einmal die grundlegenden Konzepte der Feenwesen, die Konzepte von Stagnation und Veränderung. Diese Feenprinzen hatten nie in Freiheit gelebt, nie aus dem Kelch getrunken und niemals Sex mit einer Frau gehabt.
Aber sie hatten vor, mich zu nehmen. Sie verströmten die Gier nach Sex in immensen, hungrigen, dunklen Wellen. Lust, explosiv wie Dynamit mit gefährlich kurzer Zündschnur, schwängerte die Luft. Der ganze Raum stank danach. Ich sog sie mit jedem Atemzug ein und nährte so ein unstillbares, auserlesenes Feenfieber.
Ein Dritter schwebte in die Kirche.
Was hatte Christian gesagt? Die Legende setzt die Anführer dieser vier Häuser, die Dunklen Prinzen, mit den vier apokalyptischen Reitern gleich.
Pest gesellte sich zu Tod und Hunger in einem Gotteshaus. Fehlte nur noch der Krieg. Und ich hoffte, dass es so blieb.
Sie umzingelten mich und veränderten ihre Gestalten, während sie näher kamen. Sie wechselten Formen, Farben und ⦠noch etwas, was dimensionalen Charakter haben könnte. Ich sah drei Dimensionen, nicht vier oder fünf. Meine Augen konnten dem Gehirn nicht erklären, was sie aufnahmen, deshalb täuschten sie vor, es nicht zu sehen. Vâlane hatte gesagt, dass die Feenwesen niemals ihre wahre Erscheinung enthüllten. Möglicherweise konnte ich gerade einen Blick darauf werfen.
Ich verdrängte die Angst vor der einzigen Waffe, die ich gegen sie einsetzen konnte, zog meinen Speer und lieà die Scheide fallen, dann wirbelte ich drohend um die eigene Achse.
»Bleibt zurück!«, befahl ich. »Dies ist ein Seelie-Heiligtum. Es kann sogar Prinzen töten. Wollt ihr es darauf ankommen lassen?« Ich zielte auf den, der mir am nächsten stand. Er stutzte, fixierte die Waffe einen Augenblick, ehe er den glühenden Blick auf mein Gesicht richtete. Er lieà den Kopf kreisen und sah die anderen an, dann nahm er den Speer auf eine Weise ins Visier, die mich dazu brachte, auch hinzuschauen. Voller Entsetzen entdeckte ich, dass ich die Waffe ganz langsam in meine Richtung drehte, bis die Spitze auf meine Brust deutete. Ich versuchte, sie abzuwenden, aber ich konnte mich nicht bewegen. Mein Gehirn erteilte Befehle, mein Körper verweigerte den Gehorsam.
Vergewaltigung war schrecklich genug. Aber auf garkeinen Fall würde ich danach einen Tod wie Mallucé erleiden.
Als die Spitze nur noch einen halben Zentimeter von meiner Haut weg war, versuchte ich, den Speer von mir zu schleudern, in der Hoffnung, dass mir das glückte und sie ihn vergessen würden. Das
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