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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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warum hatte sie uns dann so weit weggeschickt? Wenn ich wirklich eine O’Connor war, wie Rowena, die Großmeisterin der Sidhe-Seherinnen, behauptet hatte, dann waren Alina und ich in Irland auf die Welt gekommen. Aus welchem Grund hatte uns unsere Mutter außer Landes gebracht? Wieso wurden wir nicht von Menschen großgezogen, die unsere Herkunft kannten und uns in den Künsten der Sidhe-Seherinnen hätten unterweisen können? Warum hatte sie unsere Adoptiveltern gezwungen, uns in einer Kleinstadt aufwachsen zu lassen und uns niemals eine Reise nach Irland zu erlauben? Wovor wollte sie uns fernhalten? Womit sollten wir nicht in Berührung kommen?
    Gab es noch andere Kindheitserinnerungen, die in meinem Unterbewusstsein verschlossen waren? Wenn ja, dann musste ich sie ausgraben.
    Ich ging ins Bad und stellte die Dusche an. Den Hahn drehte ich auf ganz heiß, bis die Luft dampfte. Mir war eisig kalt. Schon als Kind hatte ich immer entsetzlich gefroren, nachdem ich diesen Traum gehabt hatte. Dort, wo die sterbende Frau war, herrschte bittere Kälte, undauch jetzt hatte ich das Gefühl, dass sie mir bis ins Mark gedrungen war.
    Manchmal fühlen sich meine Träume ganz real an, und es ist sehr schwer zu glauben, dass sie nur willkürliche Spaziergänge meines Unbewussten durch ein wunderliches Land sind. Hin und wieder scheint es, als müsste dieses Traumland wirklich irgendwo existieren – ein Land mit eigenen Regeln und Gesetzen, trügerischen Regionen und gefährlichen Bewohnern.
    Man sagt, wenn man im Traum stirbt, setzt der Herzschlag auch im wirklichen Leben aus. Keine Ahnung, ob das stimmt. Ich kenne niemanden, der im Traum gestorben ist und den ich fragen könnte. Wahrscheinlich, weil sie alle tot sind.
    Der heiße Wasserstrahl reinigte meine Haut, aber meine Psyche blieb von dem Traum besudelt. Das Gefühl, dass dies ein wahrhaft lausiger Tag wurde, konnte ich nicht wegschrubben.
    Ich hatte keinen Schimmer, wie lausig er wirklich werden sollte.

    In einem meiner Psychiatrie-Kurse im College hatte ich etwas über Trost- und Wohlfühlzonen gelernt.
    Die Menschen suchen sie und halten sich gern in ihnen auf. Eine Wohlfühlzone kann ein geistiger Zustand sein; der Glaube an Gott ist für viele tröstlich. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will den Glauben nicht schlechtmachen; ich denke nur nicht, dass man daran festhalten sollte, nur weil er einem Sicherheit gibt. Ich finde, man sollte daran festhalten, weil man glaubt. Weil man im tiefsten Inneren, über jeden Zweifel erhaben, weiß, dass irgendetwas Größeres, Weiseres, das mehr Liebe in sich hat, als es unser Verstand erfassen kann, einbegründetes Anrecht auf das Universum und Interesse an den Geschicken alles Seins hat. Weil man das genauso fühlen kann wie die Furcht davor, dass die Mächte der Dunkelheit die Oberhand gewinnen könnten – denn es gibt eine Oberhand.
    Das ist meine Trostzone.
    Aber diese Zonen können auch etwas Gegenständliches sein, wie der Lieblingssessel des Vaters, den die Mutter schon seit langem aus dem Haus werfen möchte – der Sessel mit den durchgesessenen Sprungfedern, dem zerrissenen Bezug und der Garantie, dass sich der Vater jedes Mal, wenn er sich hineinsetzt, entspannt; oder wie die Frühstücksnische der Mutter, in die jeden Morgen die Sonne genau im richtigen Winkel blinzelt, wenn sie ihren Kaffee trinkt und selbst zu strahlen scheint, solange sie dort sitzt; oder wie der Rosengarten, den ein älterer Nachbar trotz der sengenden Sommerhitze bis zur Perfektion pflegt und sich so die Zeit vertreibt.
    Meine Trost- und Wohlfühlzone ist der Buchladen.
    Dort bin ich sicher. Solange die Lichter brennen, kommt kein Schatten herein. Barrons hatte das Gebäude durch Magie vor meinen Feinden geschützt: vor dem Lord Master, vor Derek O’Bannion, der meinen Tod will, weil ich den Speer gestohlen und seinen Bruder auf dem Gewissen habe, vor den erschreckenden satanischen Unseelie-Jägern, die Sidhe-Seherinnen aufspüren und aus Prinzip töten, vor allen Feenwesen, auch vor V’lane. Für den Fall, dass doch irgendein bizarres Ding durchdringt, habe ich mein Arsenal immer bei mir und Waffen, Taschenlampen, sogar Weihwasser und Knoblauch an strategisch günstigen Punkten im Buchladen versteckt.
    Hier kann mich nichts verletzen. Na ja, da gibt esnoch den Besitzer selbst, aber der würde mir, falls er es

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