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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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als hätte ich ein rotes X auf meine Stirn gestempelt.
    Ich hatte keine Ahnung, wohin V’lane gegangen war oder warum er so schnell verschwunden war, aber ich entschied, dass es klug wäre, es ihm gleichzutun.
    Doch bevor ich einen Schritt tun konnte, legte sich eine Hand auf meine Schulter. »Das will ich, Miss Lane«, sagte Barrons grimmig. »Aber erst würde ich gern wissen, was, zum Teufel, Ihnen einfällt, ihn zu küssen.«

Vier
    Ich drehte mich um und blitzte ihn an. Barrons hatte die Gewohnheit, unvermittelt aufzutauchen, wenn ich es am wenigsten erwartete – ohne Vorwarnung und in den unpassendsten Augenblicken. Und seine Präsenz war derart mächtig, dass man das Gefühl hatte, er würde zehnmal so viel Platz beanspruchen wie ein normaler Mann. Ich frage mich, woran das liegen mochte. Weil ein Unseelie in ihm hauste? Und ich würde gern wissen, wie alt er wirklich war.
    Ich müsste mich vor ihm fürchten. Und manchmal nachts, wenn ich allein bin und über ihn nachdenke – besonders, wenn ich ihn mit der toten Frau und den Ausdruck in seinem blutverschmierten Gesicht vor mir sehe –, habe ich Angst.
    Aber wenn er vor mir steht, dann nicht.
    Ob es wohl einen »betäubenden« Zauber gab, der so dichten Glamour schuf, dass alle Sinne getäuscht wurden, sogar die einer Sidhe-Seherin?
    Â»Da ist etwas auf Ihrem Revers.« Ich tippte auf die Stelle. Er war sehr pingelig und hatte nie einen Fussel oder Fleck auf seiner Kleidung, doch heute prangte ein glänzender Fleck auf dem linken Revers seines dunklen Anzugs. Ich wischte an einem … Mann herum (eine bessere Bezeichnung für ihn fiel mir nicht ein), der bereits unzählige Geburtstage erlebt hatte, ungehindert durch ein Unseelie-Heiligtum wanderte und tote Frauenherumtrug. Das war so absurd, wie einem Wolf die Zähne zu putzen oder ihm das Fell zu striegeln. »Und ich habe ihn nicht geküsst.«
    Und ich würde gern wissen, was du, verdammt noch mal, mit dieser Frau im Spiegel gemacht hast , fügte ich in Gedanken hinzu, sprach es aber nicht laut aus. Es gibt einen juristischen Terminus, den mein Dad oft benutzte: res ipsa loquitur  – die Dinge sprechen für sich. Ich wusste, was ich wusste, und ab jetzt behielt ich ihn im Auge. Und ich würde mich öfter umdrehen, um ihn ganz sorgfältig zu beobachten.
    Er schlug meine Hand weg. »Wieso hat seine Zunge in Ihrem Mund gesteckt? Hat er Ihren Würgereflex medizinisch getestet?« Er lächelte unfreundlich. »Wie ist Ihr Würgereflex, Miss Lane? Kann ihn schon ein Haar auslösen, oder muss es dicker kommen?«
    Barrons macht gern sexuelle Anspielungen, wenn er mich zum Schweigen bringen will. Ich denke, er erwartet, dass sich die wohlerzogene Südstaatenschönheit in mir mit Grausen abwendet. Manchmal empfand ich Grausen, aber ich wandte mich nicht ab. »Ich bin eine Ausspuckerin, falls es das ist, was Sie wissen wollen.« Ich lächelte ihn zuckersüß an.
    Â»So sah es aber nicht aus. Ich denke, Sie sind eher eine Schluckerin. Seine Zunge war auf halbem Wege nach China, und Sie haben sie in sich aufgenommen.«
    Â»Eifersüchtig?«
    Â»Das würde auf Investitionen von Gefühlen hinweisen. Das Einzige, was ich in Sie investiere, ist meine Zeit, und ich erwarte, dass sich das auszahlt. Erzählen Sie mir von dem Sinsar Dubh .«
    Ich betrachtete meine Hand. Der Fleck auf seinem Anzug war feucht gewesen. Ich hielt sie ins Licht. Rotsieht in der Nacht schwarz aus. Ich schnupperte an meinem Finger. Er roch nach alten Kupfermünzen. Mann, es war Blut. Das überraschte mich nicht. »Hatten Sie einen Kampf? Nein, lassen Sie mich raten – Sie haben wieder einen verletzten Hund gerettet, oder?« Das war der Vorwand, den er letztes Mal vorgebracht hatte.
    Â»Nein, ich hatte Nasenbluten.«
    Â»Nasenbluten, Sie können mich mal an der Petunie …«
    Â»Petunie?«
    Â»Das heißt Arsch, Barrons. Arsch, wie Sie einer sind.«
    Â»Das Buch, Miss Lane.«
    Ich sah ihm in die Augen. War der Gripper da drin? Etwas sehr Altes blickte zurück. »Es gibt nichts zu erzählen.«
    Â»Warum haben Sie ihm dann nachgerufen?«
    Â»Ich habe ihn seit unserer letzten Begegnung mit dem Buch nicht mehr gesehen. Ich halte V’lane auf dem Laufenden. Sie sind nicht der einzige Hai im Meer.«
    Er musterte mich mit verächtlichem Blick. »Es liegt

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