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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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trugen sie die Treppe hinunter.
    Sie veränderten einen Tatort. Wenn mir überhaupt noch ein Fünkchen Hoffnung blieb, meine Unschuld zu beweisen, dann musste alles so bleiben, wie es war. »Ich denke nicht, dass ihr sie wegbringen solltet. Wollt ihr nicht die Polizei rufen?« Vielleicht schaffte ich es, das Land zu verlassen, ehe sie das taten. Möglicherweise konnte Barrons diese Sache in Ordnung bringen. Oder V’lane. Ich hatte Freunde in hohen Positionen, Freunde, die mich lebend und in Freiheit haben wollten, damit ich ihnen zur Verfügung stehen konnte.
    Eine der Frauen drehte sich halb um und durchbohrte mich mit einem mörderischen Blick.
    Â»Hast du dich in der Garda in letzter Zeit mal richtig umgesehen? Außerdem – menschliche Polizei kontrolliert uns nicht«, höhnte sie. »Wir sind unsere eigene Polizei. Das war immer schon so und wird auch so bleiben.« In diesen Worten schwang eine unmissverständliche Drohung mit.
    Ãœber die Balustrade gebeugt, beobachtete ich, wie sie hinuntergingen. Eine schaute zu mir hoch. »Versuchnicht abzuhauen, wir werden dich jagen«, fauchte sie mich an.
    Â»Oh, zieh eine Nummer und stell dich hinten an«, murmelte ich, als sie durch die Tür polterten.

    Â»Ich muss mir ein Auto borgen«, erklärte ich Barrons, sobald er an diesem Abend um kurz nach neun den Laden betrat.
    Er trug einen edlen Maßanzug zu einem blütenweißen Hemd und einer blutroten Krawatte. Sein dunkles Haar war glatt aus dem ansehnlichen Gesicht gekämmt. Mit Diamanten besetzte Manschettenknöpfe blitzten an seinen Handgelenken. Sein Körper strotzte vor Energie und erfüllte die Luft um ihn herum. Seine Augen glitzerten erschreckend, und sein Blick huschte unstet hin und her.
    Diesen Körper hatte ich auf mir gespürt, ich war der Fokus dieses verzehrenden Blickes gewesen. Diesen Gedanken versuchte ich zu verdrängen. Ich habe seit neuestem ein Kästchen in meinem Bewusstsein, das es früher nicht gegeben hat, weil ich so was nicht brauchte. Ich habe diese Schatulle ganz tief im dunkelsten Winkel versteckt, und sie ist luft- und schalldicht und mit einem Vorhängeschloss gesichert. Dort schließe ich Gedanken ein, mit denen ich nichts anzufangen weiß, die mich in Schwierigkeiten bringen könnten. Der Gedanke an meine Unseelie-Mahlzeit hämmert unaufhörlich an den Deckel des Kästchens, dem an den Kuss mit Barrons gelang es hin und wieder, herauszuschlüpfen.
    Den Tod der Sidhe-Seherin würde ich nicht dort verstecken. Damit musste ich mich auseinandersetzen, wenn ich meine Ziele weiterverfolgen wollte.
    Â»Warum bitten Sie nicht Ihren kleinen Feenfreund, Sie dorthin zu bringen, wo Sie hinwollen?«
    Das war eine Idee, aber damit waren noch etliche andere Dinge verbunden, über die ich noch nicht nachgedacht hatte. Zu Hause in Ashford war ich immer in mein Auto gestiegen und stundenlang durch die Gegend kutschiert, wenn mich etwas aufgeregt hatte – wenn mir zum Beispiel an dem Tag, an dem ich mir eine teure Maniküre gegönnt hatte, ein Fingernagel abgebrochen war oder als ich herausgefunden hatte, dass Betsy mit ihrer Mutter nach Atlanta gefahren war und sich dasselbe Kleid für den Abschlussball wie ich gekauft hatte. Nach Hause fuhr ich erst zurück, wenn ich mich einigermaßen abreagiert hatte.
    Jetzt musste ich fahren, mich in der Nacht verlieren und die Kraft von mehreren hundert galoppierenden Pferden unter mir fühlen. Ich hatte Prellungen an etlichen Körperstellen; meine Emotionen waren auf dem Nullpunkt. Heute hatte ich eine junge Frau getötet. Vorsatz oder Versehen – sie war tot. Ich verfluchte das Schicksal, das mich gerade in diesem Moment dazu gebracht hatte, meine Waffe zu ziehen, und die Frau dazu, sich zur selben Zeit auf mich zu stürzen. »Ich habe keine Lust, meinen kleinen Feenfreund zu bitten.«
    Barrons’ Lippen zuckten. Fast hätte ich ihn zum Lächeln gebracht. Ein Lächeln von Barrons ist ungefähr so oft zu sehen wie die Sonne über Dublin, und es hatte dieselbe Wirkung auf mich – es wärmte mich und besserte meine Stimmung.
    Â»Ich nehme nicht an, dass Sie ihn bei Ihrem nächsten Zusammentreffen so nennen und mir gestatten, seine Reaktion zu beobachten, oder?«
    Â»Ich glaube kaum, dass es so weit kommt, Barrons«,erwiderte ich übertrieben freundlich. »Niemand bleibt lange in der Nähe, wenn

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