Im Schatten dunkler Mächte
sah ich, dass seine Mundwinkel zuckten. Ich starrte ihn an, bis sie aufhörten.
Gerade als ich die Musik abdrehte, explodierte er.
Ich wirbelte herum. »So lustig sehe ich auch wieder nicht aus«, fauchte ich.
Seine Schultern bebten.
»Oh, kommen Sie. Hören Sie auf damit!«
Er räusperte sich und hörte auf zu lachen, dann richtete er den Blick auf meinen strahlenden MacHalo und brach erneut in Gelächter aus. Vielleicht waren es die herausragenden Stützen â keine Ahnung. Oder ich hätte mich vielleicht für einen schwarzen, nicht für einen rosafarbenen Helm entscheiden sollen.
Ich löste das Band unter dem Kinn und riss mir den Helm vom Kopf. Dann stapfte ich zu den Lichtschalternund knipste die Lampen wieder an, drückte Barrons meine brillante Erfindung an die Brust und polterte die Treppe hinauf.
»Wenn ich wieder herunterkomme, sollten Sie besser nicht mehr lachen«, rief ich über die Schulter.
Ich war nicht sicher, ob er mich gehört hatte, weil er noch immer schallend lachte.
»Kann mich die Stimme dazu bringen, etwas zu tun, was ich moralisch zutiefst verwerflich finde? Kann sie alles überwinden, woran man ganz fest glaubt?«, fragte ich Barrons, als ich eine Viertelstunde später wieder herunterkam. Ich hatte ihn warten lassen â einerseits, weil ich sauer war wegen seines Gelächters, andererseits, weil es mich generell ärgerte, dass er zu früh gekommen war. Ich mag es, wenn ein Mann pünktlich ist. Nicht zu früh. Nicht zu spät. Pünktlich. Das ist eine der vergessenen Höflichkeiten bei einem Rendezvous â nicht dass Barrons und ich ein Rendezvous hatten, aber ich denke, dass manche Anstandsregeln unter zivilisierten Menschen immer gelten sollten. Ich sehne mich nach den guten altmodischen Manieren.
Seinen Lachanfall, den MacHalo oder meinen absurden Tanz erwähnte ich mit keinem Wort. Barrons und ich waren Profis, wenn es galt, alles und jedes zu ignorieren, das zwischen uns Emotionen irgendwelcher Art aufkommen lassen könnte, auch wenn es nur Verlegenheit war. Manchmal kann ich nicht glauben, dass ich jemals unter diesem groÃen, muskulösen Kerl gelegen, ihn geküsst und dabei Einblicke in sein Leben gewonnen hatte. Die Wüste. Der einsame Junge. Der einsame Mann. Natürlich hatte ich danach daran gedacht, dass Sex mit Barrons mir einige meiner Fragen beantwortenund verraten könnte, wer und was er war. Aber diesen Gedanken hatte ich schnell in die Schatulle mit dem Vorhängeschloss verbannt. Dafür gab es eine Million Gründe, die keiner weiteren Erklärung bedurften.
»Das hängt von dem Geschick der Person ab, die die Stimme anwendet, und von der Stärke der Ãberzeugungen seines Opfers.«
Eine typische Barrons-Antwort. »Erklären Sie das!«, forderte ich.
Er musterte mich von den Zehen bis zum Scheitel, als ich näher kam. Ich trug eine ausgewaschene Jeans, Stiefel, ein enganliegendes pinkfarbenes T-Shirt, das ich im letzten Sommer bei TJ Maxx als Sonderangebot ergattert hatte. Darauf stand: Iâm a Juicy girl.
»Ich wette, das sind Sie«, murmelte er. »Zieh dein Shirt aus«, sagte er mit einer Stimme, in der viele tausend andere mitschwangen. Die Laute kräuselten sich in Wellen durch den Raum, an mir vorbei bis in jeden Winkel, bis der ganze Raum dröhnte und die Stimme den Befehl in jede meiner Körperzellen hämmerte. Ich wollte mein Shirt ausziehen. Mit Vâlanes überwältigender sexueller Ausstrahlung hatte dieses nichts gemein, ich wollte mich ausziehen, nur weil ⦠nun ja, ich hatte keine Ahnung, warum. Aber ich wollte das Shirt loswerden, noch in diesem Augenblick.
Ich begann, den Saum nach oben zu schieben, dann dachte ich: Moment mal, ich werde Barrons nicht meinen BH zeigen, und zupfte das Shirt wieder zurecht.
Ich lächelte selbstzufrieden â erst schwach, dann immer breiter â, stopfte die Hände in die Hosentaschen und sah ihn herausfordernd an. »Ich glaube, ich bin ziemlich gut, oder nicht?«
»ZIEH DEIN SHIRT AUS.«
Der Befehl prallte auf mich wie eine Steinmauer und zerstörte mein Denkvermögen. Ich schnappte verblüfft nach Luft und riss mein T-Shirt vom Saum bis zum Ausschnitt auf.
»Hören Sie auf, Miss Lane.«
Da war sie wieder, die Stimme, aber dieses Mal war sie nicht die Steinmauer, sondern eher ein Befehl, der die Mauer beseitigte, mich
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