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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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dachte sie resigniert. Der neue Mann war vor einiger Zeit bereits im Büro gewesen, doch sie war gerade außer Haus unterwegs gewesen und hatte ihn daher noch nicht kennen gelernt. Aber ihre Kolleginnen hatten ihr von dem Besuch berichtet und Tina, die Sekretärin, kannte ihn sogar.
    » Er hat im Büro Weigelt gearbeitet. Soll verdammt gut sein. Aber«, hatte sie hinter vorgehaltener Hand fortgefahren, »angeblich ist er ein totaler Weiberheld. Na ja, bei seinem Aussehen kann er es sich ja auch leisten. MM, der Mann mit dem gewissen Extra …« Sie lächelte schwärmerisch.
    » Das ist ja genau das, was wir brauchen. Einer, bei dem man ständig Angst haben muss, begrabbelt zu werden«, hatte Valerie gemeint.
    » Na, da brauchst du dir ja wohl keine Sorgen mehr zu machen«, konterte Tina bissig.
    » Vielen Dank!«
    Tina war etwa zwanzig Jahre jünger als Valerie, mit allen Vorzügen. Dennoch verstanden sie sich normalerweise gut. Doch was ihr Aussehen und Alter anging, hatte die Jüngere schon öfter ungefragte Kommentare abgegeben. Dabei fand Valerie sich gar nicht so übel. Es stimmte zwar, sie konnte gut und gern vier bis fünf Pfund weniger wiegen, aber sie war immerhin vierundvierzig Jahre alt, Mutter von zwei erwachsenen Kindern und wenn es ums Abnehmen ging, hatte ihr Mann es sicherlich nötiger. Sie trug gern moderne Hosen und Jeans, manchmal auch kurze Röcke, dazu Oberteile, die ihre Röllchen gut kaschierten, jedoch trotzdem modisch und schick waren. Ihre dunkelbraunen Haare waren zu einer modernen Kurzhaarfrisur geschnitten, die Augen hellbraun mit dunkeln Sprenkeln darin, ihr Gesicht nichts Besonderes, aber ihr gefiel es. Doch sicherlich würde sie mit ihrem Aussehen keinen jungen Mann mehr beeindrucken und wollte es auch nicht.
    Das mulmige Gefühl im Magen wurde auch nicht weniger, als sie an ihrem Schreibtisch saß. Das Architekturbüro umfasste die gesamte erste Etage eines Bürokomplexes in der Innenstadt. Die drei Abteilungen hatten komplett getrennte Räumlichkeiten, die jeweils mit einer milchgläsernen Eingangstür vom großen Flur abgingen. In diesem Korridor waren auch die Türen zu den Toiletten sowie zum Büro der abteilungsübergreifenden Buchhaltung. Die drei Abteilungen waren ähnlich aufgebaut. Betrat man Valeries, kam man in das große Büro, das quasi der Mittelpunkt ihres Bereichs war. Hier saßen die Zeichnerinnen und Tina. Die Schreibtische waren unsymmetrisch im Raum verteilt, und jede Mitarbeiterin hatte etwa ein Viertel des Büros zur Verfügung. Die Kabel für Computer, Licht und Telefon wurden von den Schreibtischen über im Boden verlegte und mit Teppichboden verdeckte Kabelkanäle zum Ort ihrer Bestimmung geführt. Auf der linken Seite des Raumes waren große Fenster, darunter und an den freien Flächen der Wand standen Schränke. Davor waren zwei große Zeichenarbeitsplätze aufgebaut. Neben dem Eingang auf der rechten Seite stand Tinas Schreibtisch, hinten rechts, direkt vor dem Chefbüro war Valeries Platz. Zwei Türen auf der dem Eingang gegenüberliegenden Seite führten in Doppelzimmer, in denen die Architekten und der Statiker saßen. Hinter Tinas Platz waren noch zwei Türen, eine führte zur kleinen Pantry, die andere in den Raum, in dem der Kopierer, die Drucker, der Plotter, auf dem die Zeichnungen gedruckt wurden, und das Büromaterial aufbewahrt wurden. An den freien Wänden in dem Büro standen Schränke und Regale oder hingen Klemmleisten für Zeichnungen. An der Wand zwischen den beiden Architektenbüros war ein großes Zeichenbrett aufgebaut, das - wenn überhaupt - nur von Valerie genutzt wurde. Jeder der drei geräumigen Zeichenarbeitsplätze war zudem mit einem Zeichnungsstativ sowie einem extragroßen Monitor versehen. Vom Chefbüro konnte man in das Besprechungszimmer gelangen, das einen zweiten Zugang durch das eine Architektenbüro besaß, und dahinter lag das Archiv, in dem Unterlagen von abgeschlossenen Projekten aufbewahrt wurden. Die Türen zu den Räumen waren allesamt aus Glas und auch der obere Teil der Wand, die das Chefbüro von Valeries Arbeitsplatz trennte, wenn auch der Blick auf das Büro durch eine Jalousie versperrt wurde. Ihr Chef war wie üblich bereits in der Firma, als um kurz vor neun Uhr die Eingangstür geöffnet wurde und ein Mann mit einem fröhlichen »Moin« den Raum betrat. Valerie kam nicht umhin, ihn geradezu anzustarren. Er war relativ groß und schlank. Seine blonden Haare fielen ihm ein wenig zerzaust ins Gesicht und

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