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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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eigentlich? Haben Sie das Büro gekauft?«
    Mark lächelte ein wenig. »Noch nicht. Im Moment bin ich nur Geschäftsführer. Wir haben eine Probezeit von zwei Jahren vereinbart, dann werden wir hoffentlich handelseinig werden. Ich muss mich also ordentlich auf den Hosenboden setzen.« Wieder griente er, und es ging ein leises Gelächter durch das Kollegium. Nachdem keinem anderen noch eine Frage einfiel, fuhr er fort:
    » Gut, nun bitte ich Sie, nacheinander in mein Büro zu kommen und mir zu erzählen, an welchen Projekten Sie gerade arbeiten. Valerie, machen Sie den Anfang?« Er sah sie direkt an und sie nickte etwas perplex darüber, als Erstes ausgewählt worden zu sein. Mit einem Stapel Akten unter dem Arm folgte sie ihm ins Büro. Sie war nervös, ganz besonders angesichts der deutlichen Ansage. Auf seine Einladung hin setzte sie sich auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch. Es war komisch: Wie oft hatte sie genau an dieser Stelle gesessen und doch war nun alles anders als bisher, fremd bei aller Vertrautheit. Sie sah ihm um Aufmerksamkeit bemüht ins Gesicht. Meine Güte, er sah wirklich umwerfend aus, auch aus der Nähe. Ihr Blick wanderte ein wenig tiefer, was es auch nicht besser machte. Sein Körper zeichnete sich unter dem engen T-Shirt deutlich ab und es war klar, dass er auch den Umgang mit anderen Geräten als Zeichenstift und Lineal verstand. Augenblicklich wurde sie sich ihrer eigenen körperlichen Mängel bewusst und zog unwillkürlich den Bauch ein, was allein schon angesichts der Tatsache, dass der große Schreibtisch ohnehin keinen Blick offen legte, unsinnig und lächerlich war.
    » Alles in Ordnung mit Ihnen?« Mark Mühlau sah sie aufmerksam an und sie fragte sich urplötzlich, was sie da eigentlich tat. Ihr gegenüber saß ihr neuer Chef, und alles, was ihr dazu einfiel, war, wie sie einen möglichst vorteilhaften optischen Eindruck machen konnte. Ein wenig verwirrt nickte sie.
    » Gut. Also, Sie sind die Teamchefin unter den Zeichnerinnen, stimmt’s?«
    » So ähnlich. Zumindest war ich das.« Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme ein klein wenig säuerlich klang und er grinste als Antwort.
    » Ich habe nicht vor, Sie Ihrer erkämpften Position zu entheben. Ich wollte vorhin nur andeuten, dass Sie sich nicht darauf ausruhen sollen. Sonst könnte es sein, dass Sie überholt werden. Das gilt übrigens nicht nur für Sie, sondern für alle anderen auch. Aber ich halte Herrn Burzig für einen fähigen Mann mit sehr viel Menschenkenntnis, und ich werde seine Entscheidungen nicht anzweifeln, es sei denn, mir werden triftige Gründe dafür geliefert.«
    Ein wenig erleichtert nickte Valerie und begann dann, ihm den momentanen Stand ihrer Arbeiten zu erläutern. Trotzdem war sie merklich angespannt. Ihre Stimme zitterte leicht und sie musste einige Male nach Worten suchen.
    » Warum sind Sie so nervös, Valerie? Ich beiße nicht. Und Sie haben doch anscheinend nichts zu verbergen. Wie es aussieht, leisten Sie ganz hervorragende Arbeit.«
    Vor Freude, aber auch ein wenig vor Verlegenheit , lief sie rot an.
    » Danke. Aber es ist nun einmal komisch, wenn man nach so langer Zeit einen neuen Chef bekommt. Und wenn der dann auch noch erheblich jünger ist, wird es nicht einfacher. Da kommt man sich plötzlich steinalt vor.«
    Mark fing schallend an zu lachen. »Sie und steinalt? Das meinen Sie ja wohl nicht ernst. Aber ich kann Sie verstehen. Ein Leben lang sind alle Leute älter als man selbst: Lehrer, Ärzte, Chefs. Und irgendwann fängt dieses Verhältnis an, sich Stück für Stück umzukehren. Ich kenne das. Mein Zahnarzt ist kürzlich in Ruhestand gegangen und auf einmal wird man von so einem jungen Schnösel behandelt, bei dem man sich fragt, ob der überhaupt schon trocken hinter den Ohren ist. Oder die Autoverkäufer! Sind Ihnen in den Autohäusern schon mal diese verkleideten Kinder in den viel zu groß geratenen Anzügen aufgefallen?«
    Wieder Erwarten musste nun auch Valerie lachen und sah dabei in seine schönen Augen, während er sie fröhlich anlächelte. Er war offensichtlich jemand, der freiweg von der Leber redete und so fuhr er fort:
    » Es ist sicherlich nicht leicht für Sie, sich nach all den Jahren an die neue Situation zu gewöhnen, und für mich ist es auch etwas komisch. Aber mit einem bisschen beiderseitigen Entgegenkommen sollten wir es doch wohl hinbekommen, oder?« Valerie nickte zustimmend.
    » Gut. Und wenn irgendetwas sein sollte, wenn Ihnen irgendetwas nicht

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