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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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Auftrag nicht kriegen, weiß ich auch nicht.«
    Valerie freute sich riesig, und auch sie hatte ein sehr gutes Gefühl dabei. Noch eine ganze Weile redeten sie euphorisch von der gelungenen Veranstaltung, schmiedeten Pläne, wie das Projekt zu realisieren sei, und überlegten, wer der Kollegen daran beteiligt werden könnte. Valerie fand es toll, so direkt bei der Planung dabei zu sein. Früher war sie meistens erst zu einem späteren Zeitpunkt mit einbezogen worden, wenn ihr Chef sich schon für den Projektleiter entschieden hatte. Dieses Mal konnte sie ihr Wissen über die Fähigkeiten der Architekten mit einbringen, und Mark nahm ihre Meinung sehr ernst. Schließlich jedoch, als sie beim Dessert angekommen waren, ging er wieder zu privaten Themen über:
    » Sprechen Sie viel Englisch mit Ihrer Mutter?«, fragte er beinahe abrupt das Thema wechselnd.
    » Ja. Mom wollte, dass wir es richtig gut können, also hat sie mit uns nur Englisch geredet, während mein Vater Deutsch gesprochen hat. Heute sind meine Geschwister und ich die Einzigen, mit denen sie noch in ihrer Muttersprache reden kann, außer sie telefoniert mit ihrem Bruder.«
    » Wie viele Geschwister haben Sie?«
    » Drei. Meine Schwester Lilith ist zehn Jahre jünger als ich, Alex drei und Samuel fünf.« Unbewusst, weil sie den ganzen Tag Englisch geredet hatte, sprach sie die Namen ihrer Geschwister ebenfalls englisch aus, auch wenn das normalerweise nur ihre Mutter tat. Mark reagierte darauf sofort:
    » Dann heißen Sie ja gar nicht Valerie.« Er benutzte die deutsche Aussprache. »Sie heißen Valerie.« Nun sagte er ihn in der englischen Version und dann sehr leise und ebenfalls englisch: »Val. Klingt irgendwie … persönlich, beinahe schon intim.«
    Intim, das war genau das Wort, was Valerie im Zusammenhang mit Mark gar nicht gebrauchen konnte. Viel zu sehr war sie sich darüber bewusst, dass sie jedes Mal, wenn er sie berührte, sei es, wenn er ihr die Hand gab oder sie in sein Büro führte, sich wünschte, diese Hand noch länger zu spüren. Es war nicht nur seine Attraktivität, die sie anzog, es war seine ganze Art. Sie waren auf einer Wellenlänge, waren ähnlich ehrgeizig, hatten den gleichen kurzen, knackigen, trockenen Humor ohne gleich beleidigt zu sein, wenn der andere eine bissige Bemerkung in seine Richtung abschoss. Und schließlich war er es auch, der ihr in den letzten Monaten das Gefühl vermittelt hatte, jung, lebendig und durchaus attraktiv zu sein.
    » Nur meine Mutter benutzt die englische Form«, sagte sie in einem Versuch, sich zu fangen. »Die Kurzform hat nie jemand gebraucht. Nur in der Schule nannten mich einige ›Wally‹, aber ich mochte es nie. Ich wollte einfach nicht die Geier-Wally sein.«
    » Geier passt auch wirklich nicht zu Ihnen«, erwiderte er immer noch leise. »Wenn schon Raubvogel, dann eher Falke.« Und auf ihren fragenden Blick hin fuhr er fort: »Schön, stark, intelligent und ein Meister seines Faches.«
     
    Am Ende der Woche rief der potentielle Auftraggeber aus Berlin an, mit der Bitte um ein weiteres, dieses Mal zweitägiges Treffen. Mark wollte bis dahin schon einige Entwürfe fertigstellen und Valerie auch weiterhin direkt in die Planung einbeziehen. Infolgedessen musste sie noch enger mit ihrem Chef zusammenarbeiten, und die Feierabende traten nicht gerade pünktlicher ein. Auch dieses Gespräch klappte sehr gut und der gemeinsame Abend in der Hotelbar nach getaner Arbeit verlief harmonisch. Sie aßen zusammen und besprachen noch das weitere Vorgehen für den nächsten Tag, tranken zum Abschluss gemütlich ein Glas Wein zusammen. Obwohl in der Bar eine junge Frau war, die zu seiner bisherigen Wahl an Bettgenossinnen passte und die auch stetig Blickkontakt mit ihm suchte, verbrachte er den ganzen Abend mit Valerie und verabschiedete sich erst vor seiner Zimmertür von ihr, die einige Meter vor ihrer eigenen lag.

10. November 2006
     
    E s dauerte fast drei Wochen, bis Mark wieder alle zusammenrief und ihnen die freudige Mitteilung machte, sie hätten den Auftrag in Berlin an Land gezogen.
    » Dieser Auftrag hat für uns eine große Bedeutung, und es muss alles mehr als hundertprozentig funktionieren. Ich muss mich auf jeden von Ihnen verlassen können.«
    Er teilte ihnen mit, wie er sich die Arbeit vorstellte. Als Projektleiter bestimmte er Harald, der sich in den vergangenen Tagen bereits ausführlich mit dem Chef über das Projekt un terhalten hatte und nun die Planung übernehmen konnte. Sein

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