Im Schatten (German Edition)
an Mamis Rockzipfel hängen. Es scheint Sie nicht sonderlich zu stören, wenn Sie nicht mitfahren können.«
Valerie schüttelte den Kopf. »Diese Tour gibt es seit vielen Jahren immer wieder. Die Zwei sitzen dann stundenlang im Boot und ich warte darauf, dass sie endlich wiederkommen. Die Ecke da oben ist total tot und nach etwas zwei Stunden wandern hat man alle Winkel erkundet und kennt jeden Grashalm mit Namen. Als unsere Tochter noch mitgefahren ist, war es etwas anderes. Aber sie ist schon lange nicht mehr dabei. Ich glaube, mich nehmen die auch nur noch mit, weil sie sich nicht trauen, mir zu sagen, dass sie lieber ohne mich fahren würden.« Sie griente vor sich hin.
» Und wie alt ist ihre Tochter?«
» Zwanzig.«
» Zwanzig! Himmel! Eine Mutter von zwei erwachsenen Kindern habe ich mir immer irgendwie anders vorgestellt.« Das Blut schoss ihr ins Gesicht, und Valerie kam sich allmählich vor wie ein Chamäleon, ständig beim Farben wechseln.
» Ist sie genauso hübsch wie Sie?«, fragte Mark auch noch zu allem Überfluss.
Kannst du bitte deinen Charme an andere verschleudern? Ich bin eindeutig zu alt für so etwas , dachte Valerie. Verlegen sah sie auf ihre Hände. »Jünger und schlanker«, sagte sie leise.
» Was nicht gleichbedeutend mit schöner ist«, sagte er ebenso leise. Himmel, dieser Mann flirtete hemmungslos mit ihr, und sie benahm sich wie ein Backfisch. Musste er sie denn so genau daran erinnern, dass sie seit Monaten versuchte, krampfhaft jeden Gedanken daran zu verdrängen, was er wohl alles mit diesen Händen, diesen Lippen und überhaupt anstellen konnte? Es entstand ein kurzes Schweigen zwischen ihnen, doch dann nahm Mark eine Akte zur Hand, die er sich offensichtlich schon zurechtgelegt hatte, und reichte sie Valerie.
» Seien Sie bitte so nett und sehen sich das schon mal an. Wir setzten uns dann morgen Vormittag zusammen und besprechen das Vorgehen, okay?«
Valerie nickte und verließ mit klopfendem Herzen und puterrotem Gesicht das Büro.
Zwei Tage später kam Herr Burzig ins Büro und ließ sich von Mark und Valerie den Fortschritt des Projekts beschreiben. Er war genauso erstaunt wie Valerie darüber, dass eine Zeichnerin, nicht einer der Architekten bei der Aufgabe assistieren sollte, doch Mark tat seine Bedenken mit einem Winken ab.
» Sie ist mein bestes Pferd im Stall«, sagte er entschieden.
» Na, so dick ist mein Hintern nun auch wieder nicht«, entgegnete sie und erntete ein herzhaftes Lachen von den beiden Männern.
» Oh Gott«, japste Mark. »Diese Frau bringt mich noch um. Seit ich hier bin, komme ich aus dem Lachen nicht mehr raus.«
Wenige Momente später stand Valerie in der Küche und goss sich einen Kaffee ein, als sie Schritte hinter sich hörte. Eine leise Stimme raunte ihr ins Ohr:
»Er ist sogar ganz entzückend.« Und als Valerie ihn verständnislos ansah, wies Mark lächelnd auf ihr Hinterteil.
22. Dezember 2006
Die Tage vergingen wie im Flug, und der Urlaub stand unmittelbar bevor, nichts auf das Valerie sich sonderlich gefreut hätte. Am letzten Arbeitstag vor Weihnachten rief Mark seine Mitarbeiter kurz nach der Mittagspause in das Besprechungszimmer. Dort hatte er Gläser hingestellt, Sekt und Orangensaft sowie etwas zu knabbern. Nun schenkte er jedem seiner Angestellten ein Glas des gewünschten Getränkes ein, und als alle bedient waren, sagte er einige Worte zu ihnen:
» Ja, wie soll ich anfangen? Ich bin ja noch nicht sehr lange dabei und mich heute hier bei Ihnen für die großartigen Leistungen zu bedanken, die hier im vergangenen Jahr erbracht wurden, wäre sicherlich gerechtfertigt, aber wohl auch ein bisschen großspurig. Deshalb bedanke ich mich zunächst einmal dafür, dass Sie mir den Einstieg hier so einfach gemacht und mich freundlich und vorbehaltlos aufgenommen haben. Zumindest kommt es mir so vor.« Dabei lächelte er ein wenig und die Kollegen lachten leise. »Ich hoffe, Sie haben Herrn Burzigs Entscheidung nicht allzu sehr bedauert. Ich fühle mich jedenfalls hier sehr wohl, und das liegt mit Sicherheit nicht nur an den interessanten Projekten und dem guten Kaffee.« Nun galt sein Lächeln allein Valerie, und sie sah vor Verlegenheit zu Boden. »Ich hoffe sehr, dass sich unsere Zusammenarbeit auch in Zukunft so weiterentwickeln wird, und wünsche Ihnen nun erst einmal einen erholsamen Urlaub und natürlich frohe Weihnachten.« Nach diesen Worten entspann sich eine kleine fröhliche Feier. Die eigentliche
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