Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
Vom Netzwerk:
ihr den Mantel abgenommen hatte.

26. Oktober 2006
     
    Zufrieden betrachtete Valerie sich im Spiegel. Gestern war sie beim Frisör gewesen und zum ersten Mal seit Jahren hatte sie nicht ihren Standardhaarschnitt machen lassen. Stattdessen war die Frisur der neuen Haarlänge angepasst und ein paar hellere Strähnen als Akzente gesetzt worden. Plötzlich wurde ihr klar, sie investierte in den letzten Wochen viel mehr Zeit als üblich in ihr Aussehen. Sie betonte nicht mehr nur wie bisher ihre großen, schönen Augen. Ein leichtes Rouge und der neue dezente Lippenstift ließen sie jünger und frischer aussehen. Von der Müdigkeit, die sie noch vor wenigen Wochen gezeichnet hatte, war nichts mehr zu sehen. Sie hatte auch schon ein Kilo abgenommen und sich gestern zur Belohnung eine neue modische Jeans gekauft. Ob Mark es bemerken würde? Wieso Mark, verdammt?! Was interessierte es sie, was er dachte? Er führte nun schon seit einem viertel Jahr das Büro und Valerie empfand ihn immer noch als äußerst angenehmen Chef. Er war nett und hatte immer Zeit für ein aufmunterndes Wort oder einen kleinen Scherz. Dreimal waren sie nach der Arbeit noch mit der ganzen Truppe in eine Kneipe gegangen, und dreimal war sie Zeuge geworden, dass er seinen Ruf offensichtlich nicht zu Unrecht hatte. Jedes Mal hatte er sich eine junge Frau in der Kneipe ausgesucht, eine Weile Blickkontakt mit ihr gehalten und war dann am Ende des Abends nach einem kurzen Gespräch mit ihr verschwunden. Valerie staunte, wie leicht er es hatte. Allerdings, bei seinem Aussehen und Charme war es doch wiederum nicht so erstaunlich. Da würde jede drauf hereinfallen. Definitiv jede, wie Valerie sich eingestehen musste. Jedes Mal war es eindeutig gewesen, dass sein Geschmack, was Frauen betraf, entgegen allen Bemerkungen ihr gegenüber sehr wohl in die Richtung jung, hübsch, schlank und vollbusig ging. Warum sollte er es eigentlich bemerken? , fragte sie sich nun säuerlich. Nicht einmal ihr Mann hatte die Veränderungen bemerkt. Sie hatte ihn mit der Nase darauf gestoßen, und er hatte nur gemein, sie sähe doch aus wie immer. Ein wenig missmutig fuhr Valerie zur Arbeit.
    » Sie probieren es tatsächlich aus, ja?« Statt einer Begrüßung zeigte Mark auf ihre Frisur.
    » Zufall«, tat sie es mit einer Handbewegung ab, obwohl sie sich insgeheim darüber freute und ihre Stimmung sofort wieder stieg.
    » Aha.« Mark lächelte. »Ihrem Frisör ist die Schere stumpf geworden?«
    Valerie musste lachen.
    »Genau. Woher wissen Sie das?«
    » Den kenne ich. Zu dem gehe ich immer zum Rasieren.« Lächelnd strich er sich über sein stoppeliges Kinn. »Steht Ihnen gut, die neue Frisur. Und die Strähnchen«, fügte er noch hinzu, bevor er in seinem Büro verschwand.
    Was die Arbeit anging, war Mark genauso zielstrebig, wie in seinem Privatleben. Er wusste, was er wollte und wie er es bekam. Er konnte gut motivieren und seine Mitarbeiter mit seiner begeisterten Art mitreißen. An Valeries Position war bisher nicht gerüttelt worden. Im Gegenteil. Er ließ sie auch weiterhin eigenverantwortlich arbeiten und stellte ihre Entscheidungen nicht in Frage. So kam er noch einmal zu ihr und fragte:
    »Chefin, können Sie mir bis heute Abend drei Akquisemappen für mittlere Bauvorhaben zusammenstellen?« Wortlos griff sie in eine ihrer Schreibtischschubladen, holte drei Mappen, wie sie bei Akquisitionsgesprächen benutzt wurden, hervor und hielt sie ihm entgegen. Diese Mappen enthielten jeweils die passenden Präsentationsunterlagen, die sie mit Mark erarbeitet hatte, einige Entwürfe für verschiedene Projekte in der Größenordnung, Kalkulationen sowie verschiedene Fotos von unterschiedlich fortgeschrittenen Bauvorhaben.
    » Perfekt vorbereitet! Hätte ich mir auch denken können.« Ein breites Lächeln war ihre Belohnung und sie fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Was zum Teufel ist eigentlich mit dir los, du blöde Kuh , dachte sie. Du benimmst dich wie ein Teenager .
    Währenddessen wendete Mark sich an Tina:
    »Ich brauche für Montagfrüh einen Flug nach Berlin. Abends zurück und Leihwagen. Nein, warten Sie.« Er sah Valerie eine Weile an. »Zwei Flüge. Kommen Sie mit in mein Büro, Valerie? Wir haben einiges zu besprechen.« Valerie schlug das Herz bis zum Hals. Mark erzählte ihr, er habe vor, in der Nähe von Berlin einen Auftrag zu akquirieren. Dazu sollte es in einer Woche eine größere Präsentation geben. Zusammen gingen sie in Marks Büro, und als sie

Weitere Kostenlose Bücher